Silberband 017 - Die Hundertsonnenwelt
Dach war nicht stabil, und bevor er etwas dagegen unternehmen konnte, gab es unter ihm nach. Er brach durch die dünne Blätterschicht und stürzte in die Tiefe. Der erwartete heftige Aufprall blieb aus. Er war in einem Raum gelandet, der von Eingeborenen überfüllt war. Tschubai war auf ein Blätterlager gefallen. Die Bewohner des Hauses waren mindestens ebenso überrascht wie der Mutant.
»Entschuldigen Sie die Störung«, sagte Tschubai höflich und teleportierte aufs Geratewohl aus der Hütte. Er mußte lächeln, als er in einem Hof materialisierte. Was mochten die Eingeborenen jetzt denken?
Dem Teleporter blieb keine Zeit zum Überlegen. Direkt vor ihm standen zwei Eingeborene. Sie sahen ihn nicht, denn ihre Blicke waren auf einen Haufen Posbis gerichtet, die in den Hof einmarschierten. Tschubai rannte in eine schützende Ecke, um alles genau zu beobachten. Die Roboter gingen auf das größere der beiden Gebäude zu, die offensichtlich zu dem Anwesen gehörten. Ihre Strahlenwaffen brannten ein Loch in das große Tor. Das Vorgehen der Posbis war für den Mutanten rätselhaft. Die Roboter kümmerten sich überhaupt nicht um die Eingeborenen.
Im Innern der Halle erkannte Tschubai eine primitive Maschine. Er erblickte den Kessel und ahnte, daß es sich um eine Dampfmaschine handelte. Die Eingeborenen dieses Planeten waren auf dem besten Weg, eine technische Zivilisation zu entwickeln.
Die Erkenntnis, was die Posbis innerhalb der Stadt vorhatten, traf den Afrikaner wie ein Schlag. Er wußte es im selben Augenblick, als die Posbis das Feuer aus ihren Waffen gegen die Dampfmaschine eröffneten. Die Roboter folgten den Befehlen des Plasmas, das mit den gewaltigen Rechengehirnen in Fehde lag. Das Plasma vermochte nicht zwischen den einzelnen Maschinentypen zu unterscheiden. Es hielt die Dampfmaschinen für Roboter, die vernichtet werden mußten.
Die Posbis würden durch die gesamte Stadt marschieren und auf ihrem Weg nur Verwüstung zurücklassen. Sie würden nicht danach fragen, ob ihre Aktion den Eingeborenen schaden konnte. Solche Überlegungen konnte das Plasma nicht anstellen. Wahrscheinlich war noch eine Beschädigung der Schaltanlagen des Fragmentraumers hinzugekommen, so daß das Plasma keine richtige Kontrolle über seine Maschinen besaß.
Tschubai konnte nur zusehen. Er ahnte, was kommen würde. Als die Explosion erfolgte, lag er flach am Boden gepreßt da. Der Luftdruck erreichte ihn nur schwach.
Als er es wagte, den Kopf wieder zu heben, war das große Gebäude nur noch ein brennender Trümmerhaufen. Die Posbis sahen ihr Werk als erledigt an und verließen den Hof. Einer der Eingeborenen lag am Boden.
Zwei monströse Tiere stürmten mit geöffneten Rachen über das Anwesen. Entsetzt sah Tschubai die Bestien hinter den anderen Häusern verschwinden. Man mußte ihm keine Erklärungen abgeben, denn allein das Aussehen dieser Monstren genügte, um ihm klarzumachen, daß sie eine Gefahr darstellten.
Der Eingeborene am Boden erhob sich mit Hilfe seines Begleiters. Tschubai beobachtete, wie sie zusammen auf einen eigenartigen Holzkasten zugingen, an dem beiderseits lange Stangen angebracht waren.
Bei allen Planeten, dachte der Mutant. Eine Sänfte.
Der Eingeborene, der einen weiten Umhang trug, stemmte sich gegen die Sänfte und warf sie um. Verwundert sah Tschubai zu. Er wurde aus der Handlungsweise des Wesens nicht klug.
»Hallo, Ras!« rief da eine Stimme in seinem Helmlautsprecher. »Wo stecken Sie in diesem Augenblick?«
»Hier unten«, erwiderte Tschubai. Er sprach unwillkürlich leise, obwohl ihn die Eingeborenen nicht hören konnten. Dann fiel ihm ein, daß Marshall mit seinen Angaben nicht viel anfangen konnte. »Steuern Sie auf eine Rauchsäule zu«, fügte er hinzu.
»Davon gibt es mehrere«, erklärte Marshall.
Tschubai biß sich auf die Lippen. Das bedeutete, daß die Posbis ihren Feldzug bereits fortgesetzt hatten. Wahrscheinlich gab es weitere Maschinen innerhalb der Stadt. Mit wenigen Worten setzte der Afrikaner Marshall auseinander, was geschehen war.
»Ich befinde mich in der Nähe des Gebäudes, das als erstes in die Luft flog«, berichtete er abschließend. »Zwei Eingeborene sind in meiner Nähe. Einer von ihnen hat gerade eine Sänfte umgeworfen.«
»Eine was?« erkundigte Marshall sich.
»Eine Sänfte«, wiederholte Tschubai nachdrücklich. »Ich werde versuchen, mit diesen Burschen Kontakt aufzunehmen.«
»Seien Sie vorsichtig, Ras«, verlangte Marshall. »Sie werden
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