Silberband 019 - Das Zweite Imperium
hatten Sie schon in Terrania gerechnet, Leyden?« fragte er fassungslos.
»Nicht damit gerechnet, aber ich habe eben vorgesorgt. Diese Rasse kennt nur die Huldvollen,
ihr Wissen über unsere Galaxis ist erschreckend klein. Wenn wir ihnen jetzt Filme zeigen, die die
Geschichte der Galaxis wiedergeben und die Entstehung des Imperiums schildern, so werden sie
wissen, mit wem sie es zu tun haben. Ooff, hast du alles verstanden, was ich mit Major Crouget
gesprochen habe?«
»Alles, Leyden. Werden auch meine Artgenossen sehen können, was du uns zeigen willst? Oder ich
nur allein? Es wäre etwas anstrengend für mich.«
»Alle, Ooff. Niemand braucht deshalb näher heranzukommen, es sei denn, er steckt gerade im
Wald.«
»Die im Wald werden über die Augen der anderen sehen.«
Crouget stutzte. »Was werden diejenigen tun, die sich im Wald aufhalten? Über die Augen der
anderen sehen? Verstehen Sie das, Leyden?«
Leyden erklärte es ihm. Kurz darauf begann die Vorführung.
Zum erstenmal seit Bestehen der Schreckwürmer erhielten sie ein anschauliches Bild von dem
Lebensraum, der für alle Rassen unendlich viel Platz bot.
Der Symboltransformer rauschte, aber er brachte keine Worte hervor. Sämtliche Schreckwürmer
hatten den Ausgang ihrer Impulse geschlossen. Unbeweglich, so leblos wie vor Stunden, stand in
der Ferne die Phalanx aus Schreckwürmern. Die Männer hatten nichts zu tun und gingen ein wenig
zur Seite. Die Arbeit wurde von den Robotern verrichtet.
Nach der Filmvorführung, die etliche Stunden dauerte, begann Leyden erneut mit Ooff zu
verhandeln. Dabei stellte sich heraus, daß seit dem 4.8.2326 erst ein einziges Mal ein
Schreckwurm zur Eiablage von den Huldvollen abgeholt worden war. Die Position dieser Welt wollte
Ooff jedoch nicht verraten.
Man einigte sich darauf, daß das Bündnis zwischen den Schreckwürmern und dem Vereinten
Imperium den Huldvollen gegenüber vorläufig geheimgehalten werden sollte. Die Schreckwürmer
sagten jedoch zu, daß sie ihr Verhältnis mit den Huldvollen allmählich lösen würden, so daß diese
nicht sofort mißtrauisch wurden.
Die Verhandlung fand damit ein Ende, daß der alte Schreckwurm die mündlichen Vereinbarungen
nochmals bestätigte. »Bald schon werden wir euch beim Wort nehmen. Drei aus meiner Rasse
erreichen demnächst das Stadium der Eireife. Bald werdet ihr sie auf leeren Welten absetzen.«
»Wir werden unsere Vereinbarungen halten, Ooff. Wir werden noch einen Schritt weitergehen und
sie nach Tombstone zurückbringen, wenn sie ihre Eier abgelegt haben. Warum sollen sie nicht auf
dieser Welt ihr Ego freigeben, auf der sie so lange gelebt haben?«
Länger als gewohnt mußten sie auf Ooffs Antwort warten. »Leyden, wir haben dir unrecht getan.
Du hast uns nicht das Tor in unsere Zukunft verschlossen, sondern es im Gegenteil weiter
geöffnet, als wir es je erhoffen konnten.«
Als die TERRANIA Tombstone verließ, hatte Leyden das Gefühl, einen entscheidenden
Erfolg errungen zu haben. Viele Fragen waren beantwortet worden. Was die Huldvollen anging, würde
man eines Tages noch mehr über sie erfahren. Vor allem, warum sie die Anlage auf Eysal errichtet
hatten, denn für Leyden bestand kein Zweifel, daß die Huldvollen die Erbauer waren. Leyden wußte,
daß auf Eysal schon seit Monaten Wissenschaftler tätig waren. Was er nicht wußte, war, daß,
während er sich auf Tombstone aufgehalten hatte, auf Eysal entscheidende Dinge passiert
waren.
Vorerst war es jedoch von großer Bedeutung, daß man einen Dialog mit den Schreckwürmern
aufgenommen hatte. Wenn es tatsächlich gelang, die Abhängigkeit der Schreckwürmer von den
Huldvollen zu brechen, würde die Gefahr, die der Galaxis durch eine unkontrollierte
Hornschreckeninvasion drohte, entscheidend gemindert. Dadurch, daß man den Schreckwürmern
versprach, in den Reifeprozeß der Eier nicht künstlich einzugreifen, würde man auch allzu große
Opfer an unbewohnten Planeten vermeiden. Da die Eier einen natürlichen Reifeprozeß von 600 Jahren
hatten, konnte man einen Planeten mehrmals zur Eiablage benutzen. 600 Jahre würden genügen, die
Regeneration des Planeten zu gewährleisten. Erst wenn der betreffende Planet zuviel an Substanz
zu verlieren drohte, würde man auf einen anderen ausweichen. Selbst in 10.000 Jahren würde man
auf diese Weise höchstens einige Dutzend Planeten – die sich sicherlich finden lassen
würden – opfern müssen.
25.
Inzwischen auf
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