Silberband 019 - Das Zweite Imperium
verschwunden. Torav wurde zum erstenmal Augenzeuge der
Aktion eines Teleporters. Lange und nachdenklich starrte er auf die Stelle, an der Tako, die
Bombe haltend, eben noch gesessen hatte. Er starrte so lange, bis er Tako auf einmal wieder da
sitzen sah – ohne die Bombe.
Er lächelte über das glatte, breite Kindergesicht.
»Alles in Ordnung«, sagte er leise.
Hinter der BI stieg die Rundung einer weißen Glutwolke über die blaue Fläche des Meeres.
In einem weiten Steppengebiet, fern von allen Siedlungen, auf etwa achtzehn Grad
südlicher Breite, landete die BI. Torav Drohner bugsierte das Boot in den Schutz einer gewundenen
Hügelkette. Der schlanke Torpedokörper ruhte flach auf dem Boden einer tief eingeschnittenen
Senke. Die vier Männer gaben sich ein paar Stunden lang Mühe, mit allen zur Verfügung stehenden
Mitteln eine wenigstens halbwegs verläßliche Tarnung zu schaffen. Was sie schließlich
vollbrachten, hätte jedem terranischen Guerilla-Kämpfer zur Ehre gereicht. Torav Drohner jedoch
gab sich keinerlei Hoffnung über die Sicherheit des Bootes hin. Jedes gegnerische Luftfahrzeug,
das zufällig ein Ortergerät auf den Boden gerichtet hielt, konnte das Versteck entdecken.
Hauka Leroy hatte die Oberfläche des Planeten während des Anflugs sorgfältig studiert. Er
kannte die Lage wenigstens zwanzig großer Städte, und eine der größten, vielleicht sogar die
planetarische Hauptstadt, lag vom Versteck der BI nicht weiter als vierhundert Kilometer
entfernt. Torav hatte diese Stadt zum vorläufigen Ziel des Unternehmens erklärt. Mit dem
Bordgleiter der BI war die geringe Strecke rasch und gefahrlos zurückzulegen. Die Landschaft
nördlich des Verstecks war über Hunderte von Kilometern hinweg öde und verlassen.
Es gab, wie beim Anflug festgestellt worden war, über diesem Teil des Planeten nur mäßigen
Luftverkehr. Die Gefahr, daß der Gleiter entdeckt wurde, war vernachlässigbar gering.
Torav hielt es für nötig, ein paar letzte Worte zu sagen.
»Wir wissen einiges über die Lebensgewohnheiten der Blues«, begann er. »Ihre Denkweise ist uns
wenigstens in groben Zügen vertraut. Jeder von uns trägt über seiner Bordkombination Kleidung,
die der gängigen Mode auf Apas entspricht. Zudem besitzen wir hypnomechanische Projektoren, mit
deren Hilfe wir uns in Blues verwandeln können und deren Translatorteil unsere Sprache in die der
Blues und umgekehrt verwandelt. Wir müssen nur darauf achten, nicht in die Nähe von Robotern zu
kommen, denn diese lassen sich von den Projektoren nicht täuschen. Überdies haben wir eine
Handvoll von Adressen, die Kody unseren Ärzten kurz vor seinem Tod verriet. Es handelt sich um
Blues, die an der geheimen Revolution gegen die Vormachtstellung der Gataser beteiligt sind. An
diese Adressen werden wir uns zuerst halten. Wenigstens einer der Genannten sollte in der Stadt
leben, die jetzt unser Ziel ist. Wir werden regelmäßig miteinander in Verbindung treten. Der
Pulskode unserer Minikome ist unentzifferbar. Es besteht also kein Anlaß, daß einer von uns in
ernsthafte Not geraten sollte, nur weil er sich nicht getraute, die anderen rechtzeitig um Hilfe
zu rufen. Von allen Einsatzkommandos, die die Galaktische Abwehr bisher losgeschickt hatte,
befinden wir uns in der vergleichsweise günstigsten Lage. Tako Kakuta und Fellmer Lloyd ersetzen
ein ganzes Bataillon. Es sieht also ganz so aus, als müßten wir leichtes Spiel haben. Unser Ziel
ist, Informationen über den inneren Aufbau des Bluesimperiums, über die revolutionären Umtriebe
und über die Technologie der Blues zu suchen – eingeschlossen solche, die mit der Gewinnung
und Verarbeitung von Molkex zu tun haben. Wir dürfen nicht erwarten, daß diese Informationen dem
Durchschnittsbürger dieses Planeten zugänglich sind, und als Durchschnittsbürger werden wir
anfangen müssen. So rosig unsere Aussichten auch immer zu sein scheinen – wir haben eine
ganze Menge Arbeit vor uns liegen, gefährliche Arbeit noch dazu. Wir wissen, daß die Blues mit
uns kurzen Prozeß machen werden, wenn sie uns schnappen. Und wenn wir nicht allergrößte Vorsicht
walten lassen, dann werden sie uns schnappen.«
Er holte tief Luft. Es war warm, und der Schweiß war ihm auf die Stirn getreten. Einen
Augenblick lang sah es so aus, als wollte er noch etwas sagen. Dann winkte er ab und deutete auf
den Gleiter.
»Wir starten jetzt«, erklärte er.
32.
Kommissar Ipotheey vom ›Komitee
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