Silberband 019 - Das Zweite Imperium
Transmitterstation untergebracht, eine Reihe von Fusionsgeneratoren mit dem Transmitterkäfig, der
das eine Ende eines fünfdimensionalen Transporttunnels bildete. Im Stollen selbst befanden sich
die Hyperfunkrelais, die eine genaue Anpeilung des Transmitters und notfalls auch dessen
Inbetriebnahme von außen her ermöglichten.
Im Kessel dagegen hatte die Mannschaft der KOPENHAGEN, der Enge des Schiffes überdrüssig, ein
langes Druckzelt aufgeschlagen. Die Atmosphäre von Kohnla hatte sich zum Atmen als zu dünn
erwiesen. Der Aufenthalt im Freien erforderte Kompressormasken, bei körperlicher Anstrengung
sogar vollständige Raumschutzanzüge. Das langgestreckte Zelt jedoch, mit zwei Luftschleusen
versehen, bot im Innern wesentlich weiteren Raum als die engen Kabinen des Schiffes. Einige
Hilfsschaltpulte waren an den Wänden entlang aufgestellt worden und hielten ständige Verbindung
mit den Hauptaggregaten der KOPENHAGEN. Die Mitte des Zeltraums füllten Tische und Bänke, von
weiten Zwischenräumen getrennt, in denen jeder sich nach Lust und Laune die Füße vertreten
konnte.
Bislang war dem größten Teil der Besatzung der Eindruck erspart geblieben, es handelte sich
beim Einsatz der KOPENHAGEN um etwas, das ein Pessimist kurz nach dem Start als Todeskommando
bezeichnet hatte. Die Männer fühlten sich guten Mutes und zuversichtlich.
Mit Ausnahme der vier, die in diesen Minuten den Start des Beiboots erwarteten.
Torav Drohner, Tako Kakuta, Fellmer Lloyd und Hauka Leroy, der Zweite Offizier der
KOPENHAGEN.
Um 08.30 Bordzeit betrug die Entfernung zwischen Kohnla und Apas 1,839 Astronomische
Einheiten. Das Beiboot BI würde diese Strecke innerhalb von einundsiebzig Minuten bewältigen,
ohne daß der Abstand der beiden Planeten sich während dieser Zeitspanne nennenswert änderte.
Torav sah auf seine Uhr.
Noch drei Minuten bis zum Start.
In vierundsiebzig Minuten befand er sich auf Apas.
Wenn alles gutging.
Das Kommando im Versteck auf Kohnla hatte Erin Loschmidt, der Erste Offizier, übernommen.
Hyperfunkkontakt zwischen der KOPENHAGEN und der BI durfte wegen der Ortungsgefahr nur im Notfall
aufgenommen werden.
Torav selbst saß auf dem Pilotensitz der BI. Hauka Leroy hatte den Posten des Orters und
Navigators inne. Es würde nicht viel zum Navigieren geben auf diesem Flug, um so größer war
Haukas Verantwortlichkeit als Orter. Von ihm hing ab, ob die BI das Ziel unbemerkt erreichte.
Die beiden Mutanten, Fellmer Lloyd und Tako Kakuta, hatten es sich auf zwei Sesseln im
Hintergrund des kleinen, ovalen Nutzraums bequem gemacht. Torav beneidete sie um ihre
Gelassenheit.
Die Zeiger der Uhr waren weitergewandert. Aus dem Lautsprecher meldete sich Erin Loschmidts
trockene Stimme: »Noch dreißig Sekunden, Torav. Hals- und Beinbruch, Chef!«
Torav nickte, als ob Erin ihn sehen könnte. Die rechte Hand krampfte sich um den Starthebel,
während der Zeitmesser auf die rote Nullmarke zuwanderte.
Torav hatte Angst, als er den Hebel schließlich nach vorne zog. Der Antigrav balancierte die
Schwerkraftverhältnisse im Innern des kleinen Bootes, während die BI mit Höchstwerten zu
beschleunigen begann.
Sekunden später stand Kohnla als rötlicher, ständig schrumpfender Ball gegen den
sternenübersäten Hintergrund des Alls.
Die BI war auf dem Weg – und nichts mehr konnte sie zurückholen.
Die Inselstation Gulüüp war vollautomatisiert.
Das lag zum Teil daran, daß der Unwille früherer Besatzungen, Zehnteljahre lang auf einer öden
Insel zu hausen, mit der wachsenden Raumsicherheit des Pahl-Sektors Hand in Hand ging. Warum
sollte man intelligente Wesen dazu zwingen, Langeweile auf sich zu nehmen, wenn doch Automaten
den gleichen Zweck erfüllen konnten – nämlich den, die Orterinstrumente abzulesen und
festzustellen, daß es nirgendwo einen unregistrierten Einflug gab?
Dieses Argument hatte sich durchgesetzt, und seit achtundfünfzig Apas-Jahren gab es auf
Gulüüp, abgesehen von der jährlich einmal eintreffenden Überwachungstruppe, kein intelligentes
Wesen mehr. Die Generatoren unter der Insel versorgten die Instrumente mit der nötigen Energie.
Die Anzeigen der Geräte wurden auf elektromagnetischem Weg zum Festland übermittelt. Nicht ohne
Verzögerung, wohlgemerkt. Die Empfänger auf dem Festland waren ohnehin überlastet. Sie wollten
nicht durch belanglose Nachrichten noch zusätzlich belästigt werden. Deshalb gab es auf Gulüüp
eine Kombinatorik, die die
Weitere Kostenlose Bücher