Silberband 019 - Das Zweite Imperium
zu blockieren. Von Apas wird verlangt, daß man
viertausend Revolutionäre zur Widerstandsflotte abstellt und zehntausend Mann bereithält, um die
Leitstellen zu blockieren.«
Ipotheey zirpte vor Entsetzen. Von Alathuy hatte er nie gehört. So sehr war er trotz aller
revolutionärer Betätigung dem anerzogenen Gedankengut verhaftet, daß ihm einen Augenblick lang
der ungesetzliche Erwerb von Schutzmasse wie ein Frevel vorkam. Und überdies erschütterte ihn die
Forderung nach vierzehntausend Mann – wo er doch selbst am besten wußte, daß es auf ganz
Apas nicht mehr als achtzehnhundert aktive Revolutionäre gab.
»Die letztere Zahl kann verringert werden«, fügte Heph-Mall-Thou hinzu. »Dazu muß allerdings
unseren eigenen Leuten erklärt werden, wo die Kursleitstellen sich befinden, wie stark sie
bewacht sind – kurz und gut, alles, was ein Angreifer braucht, um die Leitstellen zu
übernehmen und lahmzulegen.«
Ipotheey wackelte zur Bejahung mit dem Kopf, ohne zu wissen, wozu er da seine Zustimmung
gab.
Heph-Mall-Thou stand auf.
»Ich werde zurückkommen«, sagte er bestimmt. »Sagen wir in sieben Zehnteltagen. Du besitzt bis
dahin entweder die Gewißheit, daß dem Geheimen Widerstand vierzehntausend Revolutionäre von Apas
zur Verfügung stehen, oder du hast die nötigen Informationen vorliegen. Die Revolution ist kein
Kinderspiel. Man muß hart zugreifen.«
Ipotheey erhob sich ebenfalls. Heph-Mall-Thou stand dicht am Fenster. Mit dem Frontaugenpaar
schien er hinaus auf die Stadt zu schauen.
»Hab noch einen Augenblick Geduld«, flehte Ipotheey. »Ich habe da ein Problem mit den Leuten
von der neunzehnten Vorsicht. Man hat …«
Heph-Mall-Thou machte eine völlig unerwartete Bewegung. Er drehte den Kopf.
Tako wußte nicht, daß er damit einen verhängnisvollen Fehler beging. Vieräugige Blues
brauchten den Kopf nicht zu drehen, um in eine andere Richtung zu blicken. Unbewußt hatte Tako
einmal wie ein Mensch reagiert.
Ipotheey war eine Zeitlang so verwirrt, daß er nicht wußte, was er hatte sagen wollen. Erst
nach hastigem Nachdenken fiel es ihm wieder ein.
»Man hat behauptet, daß die Zerstörung der Inselstation Gulüüp auf Sabotage zurückzuführen
sei. Man wird mich der Hohen Kommission der neunzehnten Vorsicht vorführen, wenn ich den Fall
nicht in zwei Tagen geklärt habe.«
Heph-Mall-Thou unterbrach ihn. »Die neunzehnte Vorsicht kann hingehalten werden –
wenigstens drei Tage lang. Bis dahin sind wir soweit.«
Er wackelte Ipotheey mit dem Kopf zu und sagte: »Segen vom roten Himmel!«
Dann, ohne jeglichen Übergang, verschwand er von der Stelle, an der er soeben noch gestanden
hatte.
Ipotheey ließ sich in seinen Stuhl fallen und begann nachzudenken. Die Gedanken schwammen ihm
im Gehirn, und nicht zwei von ihnen ließen sich zum Anfang einer logischen Kette zusammenfügen.
Er stand wieder auf, trat durch die Lücke aus seinem Arbeitstisch hinaus und legte sich auf den
gepolsterten Boden.
Auf dem Bauch liegend, schob er beide Arme von hinten über den Schädel und bedeckte mit den
Händen die Gehörlamellen. Dann zog er die kurzen Beine an, bis die Füße seitwärts des Körpers mit
flachen Sohlen auf dem Boden standen.
In dieser Stellung begann er das Exerzitium der Not, den Anruf der weißen Kreatur der
Klarheit.
Fast einen Zehnteltag lang verbrachte er mit dem Anruf.
Danach war sein Gehirn klar. Wunderbar reibungslos fügte sich Gedanke an Gedanke, in raschen,
zielsicheren Zügen malte sich das Bild der letzten Ereignisse. Ipotheey wußte auf einmal, was er
zu tun hatte.
Er kehrte zu seinem Arbeitstisch zurück und drückte Iül-Theer-Hijs Bildsprechkode in das
Wählgerät.
Der Meister der neunzehnten Vorsicht meldete sich unverzüglich. Er sah Ipotheey starr an und
sagte: »Ich habe deinen Anruf erwartet. Hat sich der Fall Gulüüp …«
Ipotheey erlaubte sich die Dreistigkeit, den Braunen zu unterbrechen.
»Nein, noch nicht«, erklärte er. »Aber ich weiß, daß sich Fremde auf Apas befinden. Ihre
Hinteraugen sind blind. Wenn sie nicht richtig stehen, müssen sie den Kopf drehen, um einen
anzusehen. Und sie kommen und gehen in Nullzeit.«
Im Nordosten der Stadt gab es eine ›Abteilung der Unterkünfte einzeln Wohnender‹.
Dieses Stadtviertel bestand fast ausschließlich aus mittelhohen, jedoch sehr tiefen
Appartementhäusern. Jeweils eine Gruppe solcher Gebäude wurde von einem Konsortium privater
Eigentümer geleitet. Man
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