Silberband 019 - Das Zweite Imperium
die vier Fremden hatten einen Sender in Betrieb genommen. Er richtete seine gesamte
Aufmerksamkeit in die Umgebung, doch der geheimnisvolle Impuls wiederholte sich nicht.
Vielleicht hatte er sich auch getäuscht. Sein Radiogehirn war in der Lage, Wellen und Impulse
auch fünfdimensionaler Art zu empfangen und zu senden.
Der Schreckwurm wußte, daß er die lang ersehnte Ruhe während dieser Nacht nicht wiederfinden
würde. Doch er war für diesen kurzen Augenblick des Schlummers bereits dankbar. Seine Müdigkeit
war nicht körperlicher Art, sondern sie war eine Folge seiner ständigen Versuche, eine Lösung für
alle Probleme zu finden.
Er nahm an, daß die Huldvollen nicht mehr lange auf sich warten lassen würden. Sicher landeten
sie nicht während der Nacht auf dem Planeten. Es war bequemer für sie, sich bei Tageslicht um das
vorhandene Molkex zu kümmern.
Der Schreckwurm fühlte, wie ihn der Haß erneut innerlich aufzuwühlen begann.
Wenn der Impuls, den er empfangen hatte, von den Fremden ausging, dann bedeutete das mit
ziemlicher Sicherheit, daß auch sie über Raumschiffe verfügten. Denn an wen hätten sie sonst
diese Nachricht schicken sollen? Auf diesem Planeten lebte niemand, der sich dafür interessieren
würde.
Die Tatsache, daß es außer den Huldvollen noch andere Wesen gab, die die Raumfahrt
beherrschten, ließ das Transportproblem der Schreckwürmer zum erstenmal in einem völlig anderen
Licht erscheinen.
Die ungeheure Chance, die sich ihnen hier bot, durfte nicht durch einen Fehler zunichte
gemacht werden. Obwohl sich unüberwindliche Hindernisse zeigten, mußte er versuchen, irgend etwas
in dieser Beziehung zu unternehmen.
Es begann zu regnen. Den Schreckwurm störte das nicht. Obwohl es ihm leichtgefallen wäre, eine
Höhle aufzusuchen, blieb er im Freien. Er wollte sich jetzt durch nichts mehr ablenken lassen.
Ein unlösbar scheinendes Problem zu bewältigen, war bereits schwer genug, aber wenn man dazu nur
begrenzte Zeit besaß, konnte man an der Aufgabe verzweifeln.
Während die Zeit verstrich, mußte der Schreckwurm resignierend feststellen, daß er allein
nicht in der Lage war, mit dieser Sache fertig zu werden. Das seit Generationen bestehende
Transportproblem konnte nicht von ihm allein binnen einer Nacht gelöst werden.
Eine andere wichtige Aufgabe war, herauszufinden, ob die Fremden jetzt seine Intelligenz
erkannt hatten. Wenn die Huldvollen bereits bei Anbruch des Tages ankamen, mußte er darüber
informiert sein. Wie konnte er diese Welt mit dem Wissen verlassen, daß ein lebenswichtiges
Geheimnis seiner Rasse irgendwelchen Intelligenzen bekannt war.
Vorausgesetzt, die Fremden hatten die Fähigkeiten seines Gehirns erkannt, was sollte er dann
tun?
Er konnte sie töten, damit löschte er jeden lebenden Zeugen aus. Andererseits vernichtete er
damit jede Chance, vom Abhängigkeitsverhältnis gegenüber den Huldvollen loszukommen.
Er konnte die vier Wesen auch am Leben lassen und nicht an Bord des Schiffes der Huldvollen
gehen. Doch das würde nicht nur ihm, sondern seiner gesamten Art schaden.
Doch es gab noch eine dritte Möglichkeit. Sie war so schrecklich, daß er bei dem bloßen
Gedanken daran zu zittern begann.
Er konnte die Huldvollen töten.
Deprimiert kroch er zwischen Felsen hindurch. Jetzt galt es, schnell herauszufinden, wieviel
die vier Kreaturen über ihn wußten.
Die CARBULA antwortete nicht.
Seit zwei Stunden versuchten sie jetzt ununterbrochen, mit ihren kleinen, aber
leistungsstarken Funkgeräten den Leichten Kreuzer der USO zu erreichen.
Schließlich winkte Firgolt ab. »Hören wir auf damit«, sagte er. »Etwas ist mit der CARBULA
passiert. Leider haben wir bei unserer Ausrüstung keine weitreichenden Geräte, so daß wir warten
müssen, bis man den Ausfall des Kreuzers bemerkt.«
»Was kann mit dem Schiff geschehen sein?« fragte Collignot.
»Vielleicht wurde die CARBULA abgerufen«, sagte Firgolt, doch seine Worte wirkten wenig
überzeugend. »Am wahrscheinlichsten ist, daß etwas mit ihren Geräten nicht in Ordnung ist.«
Warren sprach als erster aus, was alle dachten. »Ist es nicht möglich, daß der Kreuzer
angegriffen wurde?«
»Von wem?« fragte Kopenziack.
»Von den Unbekannten«, meinte Warren. »Sie tauchen immer auf den Welten auf, wo es Molkex zu
holen gibt.«
»Woher sollten die Unbekannten wissen, daß es ausgerechnet hier Molkex und einen Schreckwurm
gibt?« fragte Kopenziack.
»Schluß damit!«
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