Silberband 020 - Kampf gegen die Blues
äh …
überredete, aufs Schiff zu kommen, besuchte uns Dr. De Fort im Labor der ASUBAJA. Er leitet nach
Aussage von Mr. Drude das fahrbare Labor.«
»Na und?« fragte Burnett arglos. »Ist er vielleicht ein Vampir, der anderen Leuten die Kehle
durchbeißt?«
Drude lachte und ging davon, um bei der Aufstellung eines Energiegeschützes zu helfen.
Burnett sah mit gemischten Gefühlen hinter ihm her.
Über ihnen, direkt in der Schleuse des fahrbaren Labors, entstand ein Geräusch, als schleife
Metall gegen Metall. Burnett blickte hoch und fuhr zusammen.
In der Schleusenkammer stand ein Rollstuhl, wie er nur noch ganz selten von Amputierten
benutzt wurde, die keine Prothesen tragen durften. In dem Stuhl saß ein Mann. Sein Gesicht war
überaus hager, die Backenknochen darin sprangen hervor, so daß die tiefliegenden Augen noch
düsterer wirkten, als sie es durch ihre Schwärze bereits waren. An Stelle einer Nase trug dieser
Mann einen flachen Plastikeinsatz, die Lippen darunter waren schmale, blutleere Striche. Da der
Kranke keinen Kampfanzug trug, konnte Burnett sehen, daß die linke Kopfhälfte des Mannes
vollkommen kahl war. Eine Metallplatte ersetzte die Schädeldecke.
»Das ist Dr. De Fort«, sagte Kerrick mit einer Stimme, als habe er Sand zwischen den
Zähnen.
De Fort starrte Burnett an, als könnte er durch ihn noch müheloser hindurchsehen als durch
Glas.
»Wenn Sie nicht erschrecken würden, Mr. Burnett«, sagte De Fort mit angenehmer Stimme, »würde
ich zu Ihrer Begrüßung lächeln.«
»Ich wußte nicht …«, begann Burnett.
Dr. De Fort unterbrach ihn mit einer knappen Handbewegung. »Kommen Sie herein«, forderte
er.
Burnett dachte darüber nach, welches Gefühl es sein mochte, das aus den Blicken des Mannes
sprach. Als er langsam den Steg zur Schleuse hinaufging, glaubte er es zu wissen.
Dr. De Fort schien jemand mit fürchterlicher, selbstzerfleischender Intensität zu hassen.
Burnett erfuhr Dr. De Forts Geschichte von Kerrick, als sie der Krüppel im
Experimentierraum einmal allein ließ. Mittlerweile befanden sie sich bereits drei Tage auf Tauta.
Die Suche nach Molkexresten war bisher erfolglos geblieben. Auf dem Plateau war eine Station mit
verschiedenen Kuppelbauten entstanden. Rings um das Lager standen Energiegeschütze. Auch wenn es
hier nichts und niemanden mehr zu geben schien, der die Station würde angreifen wollen, gaben sie
ein Gefühl der Sicherheit.
Martin De Fort war ein vielversprechender junger Wissenschaftler gewesen, und er war mit einer
kleinen Mannschaft im vergangenen Jahr auf einem Planeten gelandet, um Forschungen über eine
bestimmte Art von Kristallen zu betreiben.
Das Schicksal hatte ihn jedoch auf eine Welt geführt, wo es Eier von Hornschrecken gab. Am 4.
August 2326, an dem Tag, an dem der Gravitationsstoß ausgelöst wurde, der unzählige Planeten in
das Unheil der Hornschreckenflut stürzte, hielt sich Dr. Martin De Fort noch auf dieser Welt
auf.
Als die Hornschrecken kamen, war De Fort vom Schiff abgeschnitten. Doch er schaffte es mit
letzter Energie, das Schiff zu erreichen. Die zurückgebliebenen Männer waren jedoch so nervös,
daß sie auf ihn feuerten.
Was von De Fort damals übrig geblieben war, zerrten sie ins Schiff und flüchteten von der Welt
des Todes. Martin De Fort machte nie den Fehler, die Schuld an diesem schrecklichen Unglücksfall
den Männern zuzuschieben, die auf ihn geschossen hatten.
Als er sich nach sechs Monaten in einem Rollstuhl fortbewegen konnte, galt sein ganzer Haß den
Schreckwürmern. Da er ein Fachmann für fremdartige Steinstrukturen war, hatte man ihn zugezogen,
um seine Kenntnisse für die Molkexforschung zu nutzen.
Der Haß, der Dr. De Fort antrieb, hatte ihn bald zu einem der führenden Wissenschaftler auf
dem Gebiet dieses unübertrefflichen Materials gemacht. De Fort machte nie ein Geheimnis daraus,
daß es ihm in erster Linie um die Vernichtung der Schreckwürmer und der Blues ging, die für die
Verbreitung der Hornschreckenseuche verantwortlich waren.
De Fort war ein Außenseiter und wurde nur wegen seiner Qualifikation überhaupt in den Weltraum
mitgenommen.
»Er ist krank an Körper und Seele«, sagte Kerrick abschließend. »Machen Sie nie den Fehler,
ihm gegenüber Rücksicht oder gar Mitleid zu zeigen, denn das würde er Ihnen nie verzeihen.«
»Er ist mir unheimlich«, gestand Burnett befangen. Der Gedanke, daß er nun längere Zeit mit
diesem Mann zusammen sein
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