Silberband 020 - Kampf gegen die Blues
anzufunken.
31.
Tyll Leyden konnte nicht schlafen.
Er hatte sich in den letzten Tagen zuviel zugemutet. Seine Nerven spielten ihm jetzt einen
Streich. Beruhigende Mittel wollte er nicht nehmen. Pa-Done, der weise Galaktische Mediziner,
hatte ihn gewarnt, sich nicht zu übernehmen, und ihm ein leichtes, biologisches Sedativum
angeboten.
»Das Gift?« hatte Leyden ausgerufen. Er war kein Freund von Medikamenten.
Er hatte mit den Armen Wechselbäder gemacht. Es hatte nichts geholfen. Der Schlaf blieb aus.
Leydens Gedanken kreisten um die Frage: Wo steckt der Fehler?
Er glaubte nicht mehr an einen rechnerischen Fehler. Warum, konnte er nicht sagen. Er hatte
sämtliche Proben gemacht, hatte Inpotroniken eingespannt, Kollegen mit Berechnungsarbeiten und
Kontrollen beschäftigt: Ein Fehler war nicht entdeckt worden.
Leyden wälzte sich unruhig im Bett hin und her.
Lag es an der 5-D-Konstante, die sie dem synthetischen Wirkstoff im Hypertron aufzuzwingen
versucht hatten?
Was verhinderte nur die Modifizierung der Hormon-Atomkerne?
Lag es am verwendeten Hypertron?
Mit einem Satz war Tyll Leyden aus dem Bett. Er betätigte die Verständigung. Er ließ sich mit
dem Hypertron-Raum verbinden.
»Pech!« murmelte er. Im Hypertron-Raum war niemand. Er überlegte. Kollege Hyde könnte Bescheid
wissen.
3 Uhr morgens!
Er weckte ihn.
»Ja, was ist denn? Ohhh, bin ich müde«, gähnte Hyde.
Leyden machte ihn wach. »Hyde, wie ist ein Hypertron justiert?«
»Justiert?« Hyde verstand kein Wort.
»Ja, justiert, oder geeicht, oder genormt … Verstehen Sie mich jetzt? Wir arbeiten doch
mit einigen Geräten. Wissen Sie, ob die Leistung eines jeden Hypertrons unter gleichen
Bedingungen mit den Leistungen aller anderen Hypertrone übereinstimmt?«
Hyde gähnte wieder. »Woher soll ich das wissen? Bei diesen neuartigen Geräten …«
»Sie wissen es also nicht?«
»Nein, Leyden, gute Nacht. Drei Uhr morgens! So was …«
Leyden kleidete sich hastig an. Mit dem Antigravlift fuhr er zur Sohle und suchte erregt den
Hypertron-Raum auf.
Wo war die Betriebsanleitung geblieben?
Nirgendwo zu finden!
Er suchte das Hypertron ab. Kein Hinweis war zu entdecken. Am Steuerpult auch nicht, und nicht
an den Konvertern.
Er stellte eine Verbindung mit der Hyperkom-Station von Aralon her. Er verlangte in Terrania
die B-Hormonforschungsstelle. Dort arbeiteten inzwischen über 1.500 Experten an der gleichen
Aufgabe.
Die Verbindung kam zustande. »Geben Sie mir Ihren Hypertron-Raum!« forderte Leyden. Seine
Forderung wurde ohne Erstaunen weitergegeben. In Terrania war es dreizehn Uhr.
»Hier Miklas.«
Vom Sehen her kannten sich Miklas und Leyden. Der junge Wissenschaftler erzählte in knappen
Sätzen, was er gern wissen wollte.
Dreimal sagte Miklas dazwischen: »Donnerwetter!«
Jetzt meinte er: »Leyden, ich glaube, Sie haben den Fisch an der Angel! Die Hypertrone sind
doch so neu … Ich überlege die ganze Zeit schon und frage mich, mit welcher Methode man sie
geeicht oder justiert haben könnte. Aber ich kenne keine.«
»Dann müssen wir uns eine einfallen lassen, Miklas. Bleiben Sie in der Verbindung. Ich rufe
Arkon III an, und wenn das Rundgespräch fünfzigtausend Solar kostet. Bleiben Sie in der
Verbindung.«
Es dauerte eine Viertelstunde, bis Leyden den richtigen Mann auf Arkon III erreicht hatte. Ihm
erzählte er das gleiche wie Miklas in Terrania. Houston auf Arkon III sah gleichzeitig Leyden und
Miklas.
»Nehmen wir doch die Schwingungsdauer einer Hypergravitationsamplitude!« schlug er vor.
Davon wollten Miklas und Leyden nichts wissen. Dem einen war sie zu lang, dem anderen nicht
stabil genug.
»Und wenn wir unsere Hypertrone an der 5-D-Konstante des natürlichen B-Hormons eichen?« fragte
Leyden. »Haben Sie die Zeiten im Kopf?«
»Ein bißchen viel verlangt«, knurrte Houston.
»Ich bin doch kein wandelndes Formelbuch wie Sie, Leyden!« sagte Miklas vorwurfsvoll. »Aber
das ist eine Idee. Ich will gerade einen Versuch mit unserem Hypertron anfahren …«
»Fein!« rief Leyden begeistert über den Abgrund von Zeit und Raum. »Auf Aralon herrscht im
Moment Katerstimmung. Bis tief in die Nacht hat es hier überall geknallt und gekracht. Ich kann
also nichts tun. Wie steht's bei Ihnen, Houston?«
Leyden verfügte über ein einmaliges Talent, Kollegen für seine Aufgaben einzuspannen.
»Ich habe mein Team noch hier. Einverstanden, Leyden. Ich stelle unser Hypertron auch auf die
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