Silberband 020 - Kampf gegen die Blues
kamen die beiden Blues zurück, aber nicht mit der Antigrav-Platte. Sie wurden an der
Spitze einer Fontäne aus dem Kanal geschleudert, zwei dunkle, durcheinanderwirbelnde Punkte. Die
Trümmer der Flugscheibe folgten.
Wie gebannt starrte Leclerc auf das Bild. Im schwachen Licht der Sonne Verth und dem ihrer
eigenen Scheinwerfer zeigte sich eine grausig-schöne Szenerie.
Da prasselte das Schmelzwasser nieder. Leclerc begann zu laufen.
Kilmacthomas half Oberst Hakru auf die Beine. Die Druckwelle hatte die letzten
Hindernisse aus dem eingestürzten Schacht gefegt. Der Weg war frei. Doch der Leutnant wußte, daß
sie die Höhle unter keinen Umständen jetzt schon verlassen durften. Wenn es überhaupt eine Chance
gab, der Überflutung zu entgehen, dann hier in dieser Höhle.
Hakru schüttelte sich.
»In Ordnung, Leutnant«, sagte er. »Ich bin wieder auf den Beinen.«
Kilmacthomas ließ ihn los. Einer der Männer war so unglücklich von einem Eisbrocken getroffen
worden, daß sein Anzug aufgeschlitzt wurde. Er war sofort tot gewesen.
Damit hatte sich die Gesamtzahl der Abgeschnittenen, rechnete man Oberst Hakru hinzu, auf 51
verringert.
»Das Schiff ist zerstört und damit unsere Aussicht, mit dem Transmitter zur ESS-1
zurückzukehren«, sagte Hakru. »Aber irgendwie müssen wir hier heraus.«
Kilmacthomas nickte zustimmend.
»Zunächst müssen wir die mit Sicherheit kommende Flutwelle abwarten, Sir«, sagte er. »Wenn wir
diese überleben – und diese Chance haben wir nur, wenn die Abstrahlanlage
weiterarbeitet –, können wir uns noch immer Gedanken darüber machen, wie wir an die
Oberfläche gelangen.«
Kilmacthomas' Gedanken glitten zurück, zu jenem Tag, als er an Bord der TRISTAN gekommen war.
Dieser Zeitpunkt schien weit in der Vergangenheit zu liegen, er hatte schon beinahe unwirklichen
Charakter. Es schien dem Leutnant, als habe sein Zusammenstoß mit Wallaby überhaupt nie
stattgefunden.
Seine Augen suchten den Sergeant unter den Männern, aber da ihm viele den Rücken zudrehten,
konnte er ihn nicht entdecken.
Im Augenblick blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu warten.
Kilmacthomas fragte sich, was die Blues gerade unternahmen. Versuchten sie bereits, unter das
Eis einzudringen, um den Feind aufzuspüren?
Der junge Leutnant verzog grimmig das Gesicht. War der Tod im Eis nicht besser als der unter
den verbrennenden Strahlen gatasischer Waffen? Es war durchaus möglich, daß man versuchen würde,
sie alle in Gefangenschaft zu bringen, denn ein Studium ihrer Körper würde den Blues wertvolles
Wissen über sie geben.
Die Anwesenheit der vielen Spezialisten gab Kilmacthomas Zuversicht. So schnell gaben diese
Männer nicht auf. Sie wußten sich auch in scheinbar aussichtslosen Situationen zu wehren.
Oberst Hakru hatte damit begonnen, mit Hilfe einiger Männer große Pakete unmittelbar vor dem
Schacht aufzustapeln. Doch er hatte diese Arbeit noch nicht richtig begonnen, als die Flutwelle
kam.
»Alles festhalten, damit keiner aus der Höhle gespült wird!« schrie Kilmacthomas.
Das Wasser toste durch den offenen Schacht zu ihnen herein, eine quirlende schäumende Masse,
auf deren Oberfläche scheinbar schwerelos die Eisbrocken tanzten. Kilmacthomas warf sich zu Boden
und krallte sich an einer Maschine fest. Die Flut spülte über ihn hinweg und zerrte mit mächtigen
Kräften an seinem Körper.
Trotzdem war es nicht so schlimm, wie der Leutnant erwartet hatte. Das konnte nur bedeuten,
daß die Abstrahlanlage noch arbeitete und jetzt bereits große Mengen abgetauten Eises an die
Oberfläche strahlte.
Die Flutwelle brach sich an der Rückwand der Höhle, schwappte wie ein Riesenmaul zurück und
warf sich erneut über die Männer.
Kilmacthomas fühlte den Sog der Wassermassen, aber er hielt sich eisern fest. Dann war die
Wucht des Ansturms durch die Höhlenwand gebrochen. Kilmacthomas stand auf. Das Wasser reichte ihm
bis an die Brust.
Es wurde wieder hell, als immer mehr Männer auftauchten und das Licht ihrer Scheinwerfer die
Höhle beleuchtete. Kilmacthomas atmete erleichtert auf, als die triefende Gestalt Oberst Hakrus
auf ihn zuwatete. Bei einer kurzen Zählung stellten sie fest, daß es keinen weiteren Toten
gegeben hatte.
Es schien, als würde sich das Glück wieder auf ihre Seite schlagen.
»Diese verteufelte Maschine scheint noch zu arbeiten, Leutnant«, rief Hakru. »Man müßte ihrem
Hersteller eine Medaille überreichen.«
»Tun Sie das bei
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