Silberband 020 - Kampf gegen die Blues
kann sie noch ganz gut bewegen. Da mir – wie ich schon angedeutet habe – soeben
eingefallen ist, daß mich an Terra nichts bindet, werde ich mein und auch Ihr Leben retten, indem
ich freizügig von den Dingen berichte, die mir bekannt sind. Und – das darf ich Ihnen
versichern! – ich weiß mehr über das Imperium als Sie alle zusammen.«
»Ich hätte Sie wirklich erschießen sollen«, wiederholte der Festungsbauer. »Sie haben mir von
Anfang an nicht gefallen.«
Ich lachte, obwohl mich Monoes Äußerung bestürzte. Ich, ein Ertruser, hatte ihm nicht
gefallen? Das war doch wohl unmöglich? Der dicke Terraner mußte einfach nur neidisch sein. Es gab
keine andere Möglichkeit.
»Ich habe Ihre Äußerungen zur Kenntnis genommen«, sagte der Geheimdienstoffizier. »Sie werden
eine Sonderbehandlung erfahren.«
»Eine Behandlung nach meinen Wünschen, meine Freunde«, entgegnete ich gedehnt.
»Ich verstehe nicht!«
»Ich meine damit beste Unterbringung, Verpflegung nach meinen Wünschen, ein Bad und noch
verschiedene andere Dinge. Dann können wir miteinander reden. Mein Wissen gegen meine relative
Freiheit –, das ist mein Preis. Vor allem möchte ich erst einmal zehn Stunden lang ungestört
schlafen, nachdem ich vorher ausgiebig gegessen habe. Ich würde Ihnen empfehlen, Ihr Fahrzeug
umzudrehen, um uns wieder zu unseren Unterkünften zu bringen.«
Der Blue schien zu überlegen. Augenblicke später wußte ich, daß man mit den Tellerköpfen doch
verhandeln konnte; wenn auch nur unter ganz bestimmten Vorzeichen.
»Ich werde mit dem Großmeister der neunzehnten Vorsicht sprechen«, sagte der Molkexgepanzerte
schließlich.
Da ahnte ich, daß wir vorläufig gerettet waren. Die verächtlichen Blicke der Terraner störten
mich nicht. Es tat nur etwas weh, von ihnen so verkannt zu werden. Begriffen die Leute denn
nicht, daß ich nur eine Gnadenfrist herausschlagen wollte?
Doch – einer von ihnen schien ähnlichen Überlegungen nachzugehen. Es handelte sich um
Sergeant Mikel Umigo, der mich schon wieder mit einem seltsamen Gesichtsausdruck musterte.
Als ich ihn prüfend anblickte, senkte er den Kopf. Ich ahnte, daß er wahrscheinlich der
zuverlässigste Mann unter den Erdgeborenen war.
Minuten später passierten wir die hohen Panzertore einer Festung, die man im gatasischen Reich
nur flüsternd erwähnte. Von hier aus wurde das Zweite Imperium beherrscht.
12.
Lemy Danger
Koko hatte die Kombinationssonde ausgefahren. Wir mußten es wagen.
Das Gerät, das für die Begriffe der Blues winzig, meiner Auffassung nach sehr groß war,
vermittelte ein naturgetreues Fernsehbild der Oberfläche, übertrug alle Geräusche und diente
gleichzeitig als Richtstrahl- und Peilantenne.
In der Zentrale des Bootes lief die hochwertige Mikro-Positronik. Koko hatte sich als
ungeheuer reaktionsschneller Helfer erwiesen. Er kontrollierte die Peilergebnisse nach und gab
mir die Kursanweisungen durch.
Vor drei Stunden hatten wir den von Melbar Kasom bezeichneten See erreicht. Als ich ihn mit
hoher Fahrt und Kurs auf die Insel durchkreuzte, war von Koko der erste Peilimpuls aufgefangen
worden. Das Spezialgerät sprach auf die Eigenfrequenz jenes Senders an, den der Ertruser im Ohr
trug.
Nach der ersten Ortung hatte ich kurz entschlossen gestoppt und war auf Sondentiefe gegangen.
Mein Gefühl sagte mir, daß ich das Versteckspiel nicht mehr übertreiben durfte. Wir hatten schon
zuviel Zeit verloren.
Nachdem wir die Sonde ausgefahren hatten, waren plötzlich Stimmen aufgeklungen. Entsetzt hatte
ich erkannt, daß Kasom seinen Sender nicht mehr abgeschaltet hatte; wahrscheinlich in der
Hoffnung, wir würden ihn irgendwann einmal hören und anschließend anpeilen können.
Das war nun auch geschehen; aber die damit verbundene Ortungsgefahr war enorm gestiegen.
Ich hatte Kasoms Gespräch mithören können, und ich hatte auch verstanden, auf welches Spiel er
sich eingelassen hatte. Er wollte den Verräter an der Menschheit darstellen, um noch eine
Gnadenfrist zu gewinnen.
Ich hatte lange überlegt, ob ich ihm eine Nachricht durchgeben sollte oder nicht. Schließlich
hatte ich es aber doch unterlassen, da die vier Terraner in Kasoms Begleitung offensichtlich noch
nicht über mein Eintreffen auf Gatas informiert waren.
Anschließend hatten wir zwei Stunden benötigt, um Kasoms neuen Aufenthaltsort ausfindig zu
machen. Entgegen seinen Erwartungen waren er und die Terraner nicht mehr in das alte
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