Silberband 020 - Kampf gegen die Blues
abgeriegelt.
Ich sprang mitsamt den Blues in das A-Feld hinein und stieß mich ab. Fast war der Aufschlag
auch für meine Beinmuskulatur zuviel, aber ich schaffte es noch.
In dem Vorraum wartete ich auf die Terraner, die nun endlich begriffen hatten, daß ich kein
Verräter an der Menschheit war.
Das Tor zum Vorhof war ein wüster Trümmerhaufen. Lemy hatte auch hier programmgemäß
gearbeitet. Jetzt warf sich nur die Frage auf, wie wir nach draußen kommen wollten. Das Gelände
bot keine Deckungsmöglichkeiten. Wir hatten etwa dreißig Meter bis zur Metallmauer zurückzulegen.
Sie stellte die Grenze zwischen der Uferstraße und dem Gefängnis dar.
Monoe war flinker, als ich für möglich gehalten hatte. Er stürmte an mir vorbei und warf sich
hinter den Torpfeilern zu Boden. Umigo folgte seinem Beispiel.
»Wo sind Ihre Wundermänner?« rief der Festungsbauer. Ich kam nicht mehr zu einer Antwort. Lemy
nahm mir auch diesmal die Initiative ab.
»In Deckung gehen, schnell«, schrillte der Ohrlautsprecher.
Ich zögerte keine Sekunde, ließ die beiden Blues fallen und faßte Tosonto und Hefeter am
Kragen ihrer verschmutzten Uniformen. Mit zwei Sprüngen kam ich hinter der Außenwand an und
stürzte neben Monoe auf den Plattenbelag der Halle.
Im gleichen Sekundenbruchteil blendete draußen der Glutball einer atomaren Explosion auf.
Hefeter umklammerte mein Bein. Tosontos Gesicht lief blau an, da ich ihn zu fest an mich
preßte.
Als die Druckwelle ankam und Trümmerstücke gegen die Wandungen des Gebäudes krachten, wußte
ich, daß siganesische Miniaturtorpedos nicht zu verachten sind.
Draußen war plötzlich die Hölle los. Weitere Druckwellen, die glühende Luftschwaden mit sich
führten, wirbelten uns aus der sicheren Deckung und schleuderten uns quer durch die Halle.
Mehrere Blues, die im Hintergrund des Raumes aufgetaucht waren, wurden von dem Orkan erfaßt und
so schwer gegen das Mauerwerk geschleudert, daß sie reglos liegenblieben.
»Achtung, es erfolgen noch zwei Detonationen«, gab Lemy durch.
Er hatte kaum ausgesprochen, da flogen die beiden Feldschirmkuppeln vor dem Panzertor der
Außenmauer in die Luft.
Es handelte sich nur um winzige Fusionsladungen; aber wir bekamen ihre Gewalt fast etwas zu
schmerzhaft zu spüren.
Mein Gesicht war plötzlich von Brandblasen bedeckt. Die vier Terraner schienen mich als eine
Art Betonfundament anzusehen. Sie umklammerten mich mit Armen und Beinen und benutzten mich
obendrein noch als Hitzeschild.
Schimpfend ließ ich die beiden Wissenschaftler los, um mir wenigstens einen festen Halt zu
verschaffen. Ich umfaßte die verbogenen Stahlsäulen des Hallentores und riß sie halb aus dem
Boden. Doch dann hatte ich auch dieses Unheil überstanden.
»Wahnsinn«, keuchte der Geologe. »Wahnsinn, hier unten mit Atomladungen zu arbeiten. Die
Hohlräume können einbrechen.«
»Können!« sagte ich und sprang gleichzeitig auf. »Bleiben Sie hinter mir.«
Ich riß die vier Schwächlinge hoch und rannte mit einigen Sprüngen über den Vorhof hinweg. Die
Metallmauer war zertrümmert worden. Von den Energiefeldprojektoren war nichts mehr zu sehen.
Dort, wo sie gestanden hatten, klafften glutende Krater, aus denen heftige Entladungsblitze
hervorschossen.
Jetzt konnte ich den Hafen übersehen. Lemy mußte eine Torpedosalve abgefeuert haben. Ein Teil
der gegenüberliegenden Kaianlagen war verschwunden. Die Bruchstücke eines Transportbehälters
trieben auf dem brodelnden Wasser.
Ich wollte mich gerade aufrichten, als weit entfernt eine weitere Detonation erfolgte. Diesmal
wurden die beiden Stützpfeiler der Schwebebrücke zerrissen. Da in ihnen die Projektoren für einen
Teil des Antigravfeldes eingebaut waren, schlug das hintere Ende der Hochstraße auf die Gebäude
nieder. Das Bersten und Dröhnen hörte sich an, als wären noch einige Mikrosprengkörper
explodiert.
Ich wartete die Druckwelle ab. Der Wasserspiegel war nur vier Meter entfernt. Weiter rechts
lag der Steg, von dem der Kurze gesprochen hatte.
»Unter dem Steg in Deckung gehen, Sie erhalten Atemgeräte«, erklärte ich den vier Terranern.
»Radioaktive Strahlungen sind nicht zu befürchten. Es handelt sich um ›saubere‹ Ladungen.«
Tosonto wollte wieder Einwände machen, doch da hatte ich ihn schon gepackt. Nacheinander warf
ich die Männer in das Wasser. Erst im letzten Moment fiel mir ein, daß ich sie nicht nach ihren
Schwimmkünsten gefragt hatte.
Von plötzlicher
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