Silberband 020 - Kampf gegen die Blues
Angst erfüllt, krümmte ich die Knie und übersprang aus dem Stand die wenigen
Meter bis zum Wasser. Damit erlosch die Funkverbindung mit dem Kurzen.
Ich brauchte nur einige Sekunden, um den Steg zu erreichen. Monoe und Hefeter waren schon da.
Sergeant Umigo hatte den Geologen im Schlepptau. Der Mensch konnte tatsächlich nicht
schwimmen!
Ich hielt es für besser, mit der Spitze meines Zeigefingers auf Tosontos Schädel zu tippen.
Als er bewußtlos war, konnten wir besser mit ihm umgehen.
In der Bucht war noch immer der Teufel los. Luftfahrzeuge rasten dicht über das Wasser hinweg.
Aus dem Gefängnis strömten bewaffnete Mannschaften hervor, und einige Prallfeldgleiter wurden auf
dem offenen Wasser erkennbar.
»Na, wunderbar!« sagte der Festungsbauer. »Und wie geht es weiter, Supermann?«
»Halten Sie endlich den Mund!« knurrte ich wütend. »Da Sie mich ohnehin niemals leiden
konnten, kommt es mir nicht darauf an.«
Monoe tauchte prustend unter. Umigo grinste. Dann schrie er mir zu:
»Ich hatte mir doch gleich gedacht, daß Sie etwas im Schilde führten. Sie haben in der alten
Zelle durch ein Kehlkopfmikrophon gesprochen, stimmt es?«
Da wußte ich endlich, warum mich der Junge immer gemustert hatte. Zu unserem Glück hatte er
geschwiegen.
Plötzlich fühlte ich einen Schlag gegen meine Schulter. Ich hielt mich mit einer Hand an den
Stützpfeilern fest und hob Tosontos Kopf über den Wasserspiegel. Der Wellengang war beachtlich.
Dennoch war mir klar, daß Lemy wieder einmal auf meiner Schulter gelandet war. Eine Sekunde
später wurde er sichtbar.
»Sie haben wohl versehentlich die kümmerlichen Reste Ihres Gehirns aufgegessen, Herr
Oberleutnant«, brüllte mir der Zwerg ins Ohr. »Schiebe endlich die Terraner weiter nach links.
Das Boot taucht auf.«
Mit einer Handbewegung wischte ich die Männer zur Seite. Monoe ging laufend unter. Sein Fett
schien doch nicht so gut zu schwimmen. Lemy schwang sich auf die Flosse eines Fisches und
verschwand darin. Da fiel mir erst wieder ein, daß der Wicht sein U-Boot getarnt hatte.
Tosonto erwachte für einen Augenblick aus seiner Ohnmacht, starrte auf den Fisch, stieß einen
Schrei aus – und weg war er wieder. Dann brummte uns ein birnenköpfiger Mikroroboter um die
Ohren und schrie Anweisungen und Flüche, daß es mir den Atem verschlug. Auch er verschwand im
Turmluk des Bootes.
Anschließend schwammen fünf kopfgroße Behälter auf. Sie waren auf der Rumpfoberseite des
Fahrzeugs befestigt gewesen.
Es dauerte lange, bis ich die Atemgeräte hervorgeholt hatte. Die Funktion war den Terranern
unklar.
Unter meinen Beinen zischte es. Zwei Raketentorpedos jagten davon, um schon Augenblicke später
am vorderen Ende der Bucht gegen die stählernen Türme der Energiesperre zu schlagen. Diesmal
kostete es beinahe mein Leben, denn die Erdgeborenen benutzten mich wiederum als Prellbock.
Ich streifte mir endlich die Atemmaske über Nase und Mund und drückte die Klebefolie des
Wasserspalters gegen die Brust. Der zur Atmung erforderliche Sauerstoff wurde nicht in
komprimierter Form mitgeführt, sondern an Ort und Stelle durch die elektrolytische Zersetzung des
Wassers erzeugt. Die Automatik richtete sich dabei nach dem jeweiligen Bedarf des Trägers.
Endlich konnte ich untertauchen. Die Brandblasen begannen zu schmerzen. Der Roboter war auch
schon wieder da. Mit Hilfe seines Flugantriebes, den er jetzt als Unterwassermotor benutzte,
huschte er von Mann zu Mann und legte uns die vorbereiteten Schleppleinen um. Die Terraner wurden
paarweise hinter dem Bootsheck angeschlossen, ich folgte zuletzt.
»Lemy an Kasom, ist die Verständigung gut?«
Ich merkte jetzt erst, daß die Masken sogar eingebaute Kom-Geräte besaßen. Das war wieder
einmal ein Beweis für siganesische Präzisionsarbeit.
»Alles in Ordnung, wir hängen am Boot«, entgegnete ich.
»Sorge dafür, daß die terranischen Zwerge nicht abgetrieben werden«, rief der Wichtelmann
Lemy.
Monoe stieß einen Grunzlaut der Empörung aus. Hefeter lachte. Die Leute schienen sich unter
Wasser noch ganz wohl zu fühlen.
Das änderte sich schlagartig, als das Strahltriebwerk des Bootes zu arbeiten begann. Ruckartig
wurden wir unter dem Steg hervorgezerrt. Die Pfeiler verschwanden aus unserem Sichtbereich, und
dann konnten wir auch die Molen nicht mehr sehen.
In meinen Ohren sauste es. Lemy ging anscheinend auf Tiefe.
»Die Felsdecke«, stöhnte der Geologe, der wieder aufgewacht
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