Silberband 020 - Kampf gegen die Blues
war. »Sprengt man immer noch?«
»Man sprengt nicht mehr, Doktor«, sagte der Kurze. »Sparen Sie Ihre Luft.«
»Aber ich befinde mich ja im Wasser«, schrie Tosonto. Der merkte auch alles.
Ehe ich mich gezwungen sah, ihn erneut zu betäuben, schwieg er endlich. Nach drei Minuten
hatten wir die Bucht hinter uns gelassen. Lemy erklärte, wir befänden uns im offenen Wasser des
großen Sees.
Die Fahrt wurde noch mehr erhöht. Es war unglaublich, was das Triebwerk dieses winzigen Bootes
zu leisten vermochte. Nach fünf Minuten waren drei Mann bewußtlos. Ich war froh darüber. Jetzt
konnten sie sich wenigstens nicht mehr instinktiv gegen die Art der Fortbewegung wehren. Wegen
der Luftversorgung brauchte ich mir keine Sorgen zu machen. Siganesische Geräte funktionieren
immer.
Von den Blues sahen wir nichts mehr, doch dafür hörten wir sie. Weit hinter uns schien es zu
einem Feuergefecht gekommen zu sein. Ich lauschte einige Augenblicke und rief dann Lemy an.
»Ob die wohl auf die Puppen schießen? Hast du sie ausgeschleust?«
»Eine sehr dumme Frage, mein Lieber«, erklärte der Kurze in seiner hochnäsigen Art. »Natürlich
sind sie aufgeschwommen, aber deshalb schießt man doch nicht mehr auf sie. Sie sind nämlich
längst untergegangen. Koko hat die eingebauten Brandsätze angezündet, und ich habe es bildlich
verfolgt. Es sah aus, als würden fünf Männer im Glutodem der letzten atomaren Explosion
verbrennen.«
Ich beherrschte mich nur mühevoll. ›Glutodem‹ – wie das wieder einmal geklungen hatte.
Der spitzfindige Schrumpfterraner sollte sich nur keine Verzierung abbrechen.
Schon zehn Minuten später erreichten wir den großen Fluß. Lemy ging so tief, daß wir fast auf
dem Grund schleiften – und das bei einer Fahrt von wenigstens siebzig Kilometer pro Stunde.
Von da an hatte ich genug zu tun, die vor mir schwimmenden Terraner immer rechtzeitig anzulüften,
damit sie nicht an einer Felszacke hängenblieben.
Als der Ozean auftauchte und das Boot scharf nach links schwenkte, spürte ich meine Arme nicht
mehr. Endlich – es schien Stunden gedauert zu haben – ließ der starke Sog nach. Wir
hielten an. Direkt vor mir erkannte ich die Umrisse eines lächerlich kleinen Raumschiffes, das
der Kurze wahrscheinlich für ein ›gigantisches‹ Fahrzeug hielt. Ich stieß kurz mit dem Fuß
dagegen, da torkelte es davon.
»Unhold«, schrie der Kurze außer sich. »Der Schwere Kreuzer sinkt ab. Ich werde dich dafür
disziplinarisch bestrafen.«
Ich seufzte nur und wartete, bis der ›Schwere Kreuzer‹ wieder aus der Tiefe auftauchte. Als
ich dann aber die transparente Panzerplastschleuse sah, die von den Sigazwergen erbaut worden
war, entschloß ich mich, ihnen keine Streiche mehr zu spielen.
Die vier Erdgeborenen betraten zuerst die einigermaßen geräumige Höhle. An den richtigen
Luftdruck hatten die kleinen Männer von Siga auch gedacht. Ich spürte kein Sausen in den
Ohren.
Nachdem ich mich durch das innere Tor hindurchgezwängt hatte, bemerkte ich ein ganzes Rudel
von zwitschernden Siganesen, die anscheinend alle bemüht waren, neue Weltrekorde im Weitspringen
aufzustellen. Trotzdem rannte mir immer einer vor den Füßen herum. Was sie alles schrien, konnte
ich mit dem besten Willen nicht verstehen.
Ich trug noch die völlig erschöpften Terraner in die vorbereitete Unterkunft und legte mich
dann – wie ich war – auf den Boden nieder. Wenigstens hatte man dünne Folien zu einer
Art Luftmatratze aufgeblasen.
Wenn ich in dem Stützpunkt den Rest meiner Tage verbringen sollte, würde es noch einige
Aufregung geben.
13.
Lemy Danger
»Der Lümmel grunzt, Sir«, sagte Koko in strammer Haltung. Ich sah ihn strafend
an.
»Der Herr Oberleutnant schläft, verstanden?«
»Sir, du hast nicht richtig gehört. Er schläft nicht, sondern er grunzt. Wenn Menschen
schlafen, sind sie ruhig, oder? Der da grunzt.«
Ich gab es auf, mich mit einem Roboter streiten zu wollen. Der Einsatz war gelungen. Jetzt
wurde mir erst bewußt, daß es wahrscheinlich unmöglich gewesen wäre, die fünfzig Gefangenen zu
befreien, es sei denn, wir hätten zu ganz anderen Mitteln gegriffen.
Ich bemühte mich, nicht mehr an die Gefallenen zu denken. Für uns kam es jetzt nur noch darauf
an, den so mühevoll ausgebauten Stützpunkt zu halten, ihn zu erweitern und für Luft und Nahrung
zu sorgen.
Kasom schnarchte mit einer Lautstärke, daß wir die Schallblenden einschalten mußten.
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