Silberband 021 - Strasse nach Andromeda
DAUNTU. Der Schlachtkreuzer soll uns folgen. Abstand von zehn Milliarden Kilometern einhalten,
volle Gefechtsbereitschaft herstellen.«
Major Kinser Wholey, ein Terraner mit ebenholzschwarzer Haut, bestätigte. Seine Zähne
leuchteten auf dem Bildschirm der Befehlsverbindung. Der Chef der Funkzentrale lachte gern und
viel.
Sekunden später wurde die DAUNTU angerufen. Der USO-Kommandant leitete die Manöverkoordinaten
in seine Linearpositronik weiter.
Der Kalup der CREST II begann zu dröhnen. Wieder verschwand die gigantische Kugel in der
linearen Zwischenzone, um die wenigen Lichtmonate rasch überwinden zu können.
Der USO-Schlachtkreuzer folgte auf gleichem Kurs. Auf dem Spezialbildschirm leuchteten einige
kaum erkennbare Punkte, um die sich zur Zeit alles drehte.
Icho Tolot sang vor sich hin. Es war ein Kampflied seines Volkes. Gucky hatte sich im Schoß
des Riesen zusammengerollt. Bebend lauschte er auf die Töne, die über Tolots monströse Lippen
kamen.
Die Menschheit schickte sich an, ein Rätsel zu lösen, dem die Haluter immer aus dem Weg
gegangen waren. Icho Tolot bewunderte die Männer vom dritten Planeten der Sonne Sol.
Flammenspeere durchzuckten den Raum zwischen den Zentrumssternen. Die energetischen
Entladungen wurden von der Außenbordoptik wahrgenommen und auf die Bildschirme übertragen. Im
absoluten Vakuum wären die Lichtblitze infolge eines fehlenden Leiters unsichtbar geblieben. Hier
konnte man sie sehen, ein Zeichen dafür, daß der Raum zwischen den Sonnen nicht wirklich leer
war.
Die CREST II bremste mit vollster Gegenbeschleunigung von 620 km/sec². Unter der hermetisch
abgeriegelten Zentrale, einer Kugel im Mittelpunkt der Schiffszelle, tosten die gigantischen
Fusionsmeiler der Kraftwerke. Seit drei Sekunden wurde jedes Watt benötigt, um die plötzlich
unter Vollast laufenden Schutzschirmprojektoren mit Arbeitsstrom versorgen zu können.
Es war, als wäre man in eine Hölle eingetaucht. Die gasförmige Materie, so fein verteilt, daß
sie mit den empfindlichsten Meßgeräten kaum nachweisbar war, wurde schon bei halber
Lichtgeschwindigkeit zu einer Wand aus Schmirgelpapier.
Die Partikel peitschten in die Schutzschirme hinein, versuchten sie zu durchdringen und den
stählernen Körper des Superschlachtschiffes in einen aufglühenden Glutball zu verwandeln.
Der Kommandant der DAUNTU war im Schwerefeld eines roten Riesensterns aus dem Linearraum
herausgekommen. Die Besatzung des wesentlich kleineren Schiffes kämpfte um ihr Leben. Die
Hyperkomverbindung war abgerissen. Die Ortung der CREST konnte lediglich feststellen daß die
Eintauchfahrt des USO-Schlachtkreuzers nur fünf Prozent einfach Licht betrug. Wieso es zu einer
solchen Geschwindigkeitsverringerung gekommen war, konnte niemand erklären. Fest stand nur, daß
die DAUNTU ebenfalls mit halber Lichtgeschwindigkeit zum Linearflug angesetzt hatte. Unter
normalen Umständen hätte sie damit auch wieder in den Einsteinraum zurückkehren müssen.
Der Alarm gellte durch die Stationen der CREST. Diesmal zeichnete sich tatsächlich eine
Katastrophe ab. Das Flottenflaggschiff war nur knapp fünfzig Millionen Kilometer vom untersten
Eckstern des Sechsersystems herausgekommen.
Ungeheure Gravitations- und Magnetstürme griffen die überlasteten Abwehrschirme an. Infolge
der Notbremsung benötigten die Andruckneutralisatoren ebenfalls größere Energiemengen. Der
Arbeitsstrom konnte jedoch nicht voll zur Verfügung gestellt werden, da die Schirmprojektoren
fast hundertprozentig die Kapazität der Kraftwerke beanspruchten.
Chefingenieur Major Bert Hefrich hatte in einer manuellen Blitzschaltung die Reservestationen
anlaufen lassen. Zur Zeit fuhr er die Meiler mit Katastrophenwerten hoch. Er konnte nochmals
tausend Megawatt zur Verfügung stellen. Davon wurden jedoch fünfhundert MW auf die
Schirmprojektoren geleitet. Den verfügbaren Rest erhielten die Andruckneutralisatoren.
Die Impulstriebwerke der CREST waren Selbstversorger. Die zum gefahrlosen Betrieb
erforderlichen Reaktionskammer- und Düsenabstrahlungsfelder wurden von den synchron laufenden
Hochleistungskonvertern der Triebwerke aufgebaut.
Die Einrichtung hatte sich bereits tausendfach bewährt. Jetzt hatte sie für die Erhaltung des
Schiffes gesorgt. Hefrich nahm sogar das Risiko auf sich, die Sicherheits-Überschußleistung der
Triebswerksaggregate auch noch auf die Schutzschirme zu schalten.
Rüttelnd und schüttelnd, mehr einem
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