Silberband 022 - Schrecken der Hohlwelt
aus.
»Die Sache gefällt mir nicht, Captain«, bemerkte Losar, als sie in die Höhe glitten. »Warum
lassen die Burschen uns plötzlich allein?«
Redhorse deutete schweigend zur Empore hinauf, wo bereits eine andere Gruppe von Robotern auf
sie wartete. Je höher sie kamen, desto besser konnte Redhorse die Halle überblicken.
Dann sah er das Tier.
Es lag inmitten der Halle in einem konischen Riesenbehälter, in einer überdimensionalen Wanne,
die mit einer grünlichen Flüssigkeit gefüllt war. Der gewaltige, rosafarbene Körper des Tieres
glich einem ungeheuren Schwamm. Es war eine pulsierende Masse mit verkrümmten Beinen und kaum
noch sichtbaren Augen.
Von allen Seiten führten Rohrleitungssysteme und Kabelstränge in den monströsen Körper.
Dutzende von Robotern beschäftigten sich an Schaltanlagen rund um den Behälter.
Redhorse hörte Belchman aufstöhnen, und Sanchon sagte mit erstickter Stimme: »Das ist ja
furchtbar.«
Mit einem Ruck kam die Plattform zum Stehen. Die fünf Männer mußten sich auf die Empore
schwingen, wo sie von sieben Robotern empfangen wurden.
»Was ist das dort unten?« fragte Losar.
»Eine Mutation – wahrscheinlich«, erwiderte Redhorse. »Man kann noch Beine und Augen
erkennen. Alles andere ist verwuchert.«
»Glauben Sie, daß das Ding lebt?« fragte Belchman.
Redhorse schaute überlegend auf den zuckenden Körper und wünschte, er hätte diese Frage mit
einem klaren Nein beantworten können.
»Ob es intelligent ist?« fragte Losar.
Redhorse schüttelte den Kopf. »Undenkbar«, gab er zurück. »Kein intelligentes Wesen könnte das
überstehen, ohne wahnsinnig zu werden. Es ist ein Tier, das für irgendwelche Zwecke in diesen
Zustand gebracht wurde.«
Er verfolgte die Rohre, die vom Körper des Monsters wegführten. Ausnahmslos verliefen sie in
Richtung auf das Festungsinnere. Ab und zu kamen Roboter bis zum Rand des Behälters und
schütteten aus großen Schalen ein helles Pulver in die Flüssigkeit.
Redhorse und seine Begleiter gelangten über die Empore auf die andere Seite der Halle.
Wozu, fragte sich der Captain, wurde dieses Ungeheuer von den Festungsbewohnern am Leben
erhalten? Er begann zu bezweifeln, daß die Roboter die Herren dieser Stadt waren.
Llalag mußte von anderen Wesen beherrscht werden. Redhorse nahm an, daß sie in absehbarer Zeit
mit ihnen zusammentreffen würden.
Da blieb unmittelbar vor ihnen einer ihrer sieben Wächter ruckartig stehen. Redhorse wäre fast
gegen ihn geprallt. Sofort wurde der Roboter von den anderen Maschinen umringt. Gespannt
verfolgten die Männer, wie der Kopf des Roboters behutsam aus der Halsmulde gelöst wurde. Einer
der Kräne glitt heran. Die Roboter befestigten den nutzlosen Körper ihres Artgenossen an der
Magnethalterung, und der Kran fuhr wieder davon. Redhorse sah, wie der Robotkörper ohne Kopf in
einen Behälter abgeladen wurde. Der Schädel selbst wurde von einem anderen Roboter getragen.
Zum erstenmal kam Captain Don Redhorse auf den Gedanken, daß Kopf und Körper dieser Maschinen
zwei völlig verschiedene Dinge waren. Die Metallkörper wurden rücksichtslos behandelt, während
man den Köpfen eine beinahe ehrfürchtige Vorsicht entgegenbrachte.
Dem Größenverhältnis nach hätte es eigentlich umgekehrt sein müssen.
Sie erreichten das Ende der Empore und mußten auf einer anderen Plattform nach unten fahren.
Wieder warteten einige Roboter auf sie. Sie mußten auf die Ladefläche eines Elektrowagens
steigen, der offenbar ferngesteuert wurde. Kaum saßen sie, als der Wagen mit einem Ruck losfuhr.
Ein zweites Fahrzeug folgte mit acht bewaffneten Robotern im Abstand von zehn Metern.
»Alle Bequemlichkeit für die Gefangenen«, sagte Belchman mit Galgenhumor.
Die Terraner fuhren durch ein Flügeltor in einen großen Hof. Hier waren keine Anzeichen von
Verfall festzustellen. Der Boden war befestigt, die Mauern der einzelnen Gebäude machten einen
sauberen Eindruck. Nur wenige Roboter waren zu sehen. Überall führten Rohrleitungssysteme von
Gebäude zu Gebäude. Die Geräuschkulisse glich der einer großen Fabrik.
Sie fuhren an einer offenen Halle vorbei. Redhorse sah, daß hier einige tausend Robotkörper
gelagert wurden, die zum größten Teil schon angerostet waren. Nirgends konnte er Köpfe
entdecken.
»Der Roboter-Friedhof«, bemerkte Sanchon trocken. »Vielleicht wird man uns demnächst auch
hierherbringen.«
Lope Losar schaute grimmig zum nachfolgenden Wagen. Er
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