Silberband 022 - Schrecken der Hohlwelt
beiden Hallen erschien eine dicke Gestalt mit rußgeschwärztem Gesicht.
»Sie haben uns eingekreist!« schrie Oleg Sanchon zu den vier anderen Raumfahrern herüber.
Redhorse glaubte, die Roboter, die hinter Sanchon her waren, förmlich zu sehen, wie sie mit
steifen Schritten über den Platz kamen. Er überlegte fieberhaft, was sie nun tun konnten.
»Hier herüber!« schrillte Sanchons Stimme, dann warf er sich zur Seite, um einem Geschoßhagel
zu entgehen. Redhorse sah die korpulente Gestalt des Technikers über den Boden kriechen –
auf die andere Halle zu. Er blickte zurück und stellte fest, daß die Verfolger immer näher kamen.
Die Metallfüße der Roboter hämmerten gegen die überall gelagerten Kessel.
Sanchon verschwand im Halbdunkel der gegenüberliegenden Halle.
Einen Augenblick lag der Durchgang leer vor ihnen und bot einen friedlichen Anblick. Der
Captain winkte seinen drei Begleitern. In kurzen Abständen stürmten sie Sanchon nach. Unmittelbar
vor dem Durchgang stoppte Redhorse und beugte sich vorsichtig nach vorn. Von links kamen die
Angreifer.
Es waren sechs Bunkerköpfe. Die Läufe ihrer Waffen zeigten alle in die Richtung, in der
Sanchon verschwunden war. Die Roboter waren nur noch zwanzig Meter entfernt. Redhorse zog sich
zurück und erklärte den anderen mit Handzeichen, was er gesehen hatte. Auf sein Kommando sprangen
sie auf den sonnenüberfluteten Durchgang. Losar begann als erster zu schießen, sein Gesicht
wirkte unheildrohend. Als die Waffen der Bunkerköpfe herumflogen, feuerten auch Aybron und
Belchman. Drei der Roboter knickten ein, taumelten zurück und krochen hastig davon.
»Auf die Köpfe zielen!« brüllte Redhorse.
Er riß die Pistole hoch, als sengende Glut über seine Wange strich. Er drückte ab. Seine freie
Hand tastete zur Wange hoch. Noch einmal hatte er Glück gehabt. Der Streifschuß hatte nur die
Haut aufgerissen.
Sanchon begann ebenfalls wieder zu schießen. Dann war der Weg zur anderen Halle frei. Die
jetzt hoch am Himmel stehende Sonne stach einen Augenblick in Redhorses Augen, dann war er im
Schatten des gegenüberliegenden Gebäudes. Irgendwo knackte es, sonst war es still.
Keuchend lehnte sich Redhorse gegen einen Kessel. Mit einer Hand stützte er sich an einem
warmen Rohr ab. Sanchon trat aus der Dunkelheit. Er schnaubte und prustete, als sei er gerade aus
einem Fluß aufgetaucht. Losar humpelte heran, von Belchman beim Überklettern größerer Rohre
unterstützt. Zuletzt kam Aybron, und seine Uniform sah noch immer so korrekt aus, als sei sie
gerade dem Schrank entnommen worden.
Redhorse lauschte angespannt.
»Es sieht so aus, als hätten sie im Augenblick die Lust an einer Verfolgung verloren«, sagte
er.
»Sobald ihre Verstärkung eintrifft, werden sie wiederkommen«, vermutete Belchman.
Redhorse wandte sich an den Waffenmeister. »Was macht Ihre Verletzung?«
»Es geht«, sagte Losar. »Niemand muß Rücksicht auf mich nehmen.«
Der Cheyenne-Indianer blickte sich um. »Hier können wir nicht bleiben. Vielleicht gibt es
irgendwo eine Zentrale. Diese müssen wir zu erreichen versuchen.«
Sanchon hob den Arm. »Ich glaube, daß die Zentrale dort drüben liegt. Vom Dach aus habe ich
den oberen Teil eines großen Gebäudes gesehen, das offenbar den Mittelpunkt der Festung
bildet.«
Redhorse straffte sich. Auf seiner Stirn erschien eine steile Falte.
»Das ist unser Ziel!« rief er.
Die Zentrale – wenn sie es war – bestand aus zwei Teilen. Das
Hauptgebäude war ein würfelförmiger Klotz mit dunklen Mauern. Auf seinem Dach ruhte ein
kugelförmiges Gebilde, aus dem unzählige Antennen ragten. Es gab nirgends Fenster oder
Sichtluken. Architektonisch gesehen, war dieser Teil der Festung ausgesprochen häßlich.
»Es scheint keine Eingänge zu geben«, stellte Lope Losar fest, als sie, im Schatten eines
Torbogens geduckt, die Zentrale beobachteten. Ringsum herrschte totale Stille. Von den Verfolgern
war im Augenblick nichts zu sehen.
»Vielleicht ist es nicht die Zentrale«, vermutete Belchman nachdenklich. »Es kann ebensogut
eine Kraftstation oder ein Energiespeicher sein.«
»Wir werden es herausfinden«, sagte Redhorse ruhig.
Aybron stieß sich von der Wand ab, gegen die er sich gelehnt hatte.
»Sobald wir den Torbogen verlassen, kann man uns von der Zentrale aus sehen«, sagte er. »Wenn
es irgendwo Schießscharten gibt, brauchen wir uns über unsere Zukunft keine Gedanken mehr zu
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