Silberband 022 - Schrecken der Hohlwelt
würde ich mich bereits in der Korrosionsschicht totlaufen. So sind die
Realitäten.«
»… sagte der Floh, als er den Elefanten in die Fußsohle stach!« bemerkte der
hinzugetretene Melbar Kasom.
Perry Rhodan beschattete die Augen mit der Hand und blickte mit zurückgelegtem Kopf an der von
mannstiefen Trichtern übersäten Wand empor. Die Strahlen der untergehenden Sonne mischten sich
mit dem Licht der am anderen Horizont aufgehenden zweiten Sonne und zauberten ein
sinnverwirrendes, farbiges Spiel von Licht und Schatten in die senkrechte Kraterlandschaft. Dafür
allerdings hatte Rhodan augenblicklich keinen Sinn. Er schloß die Augen, schüttelte den Kopf und
öffnete die Augen erneut.
»Ich weiß nicht«, sagte er zögernd, »aber mir kommt es vor, als würde dort oben Dampf aus
einer Öffnung quellen.«
»Ganz recht, Sir!« erklärte Kasom vergnügt. »Die Öffnung ist der Pfeifenkopf von Leutnant
Burdick, und der Dampf der Rauch seines stinkenden Tabaks. Dieser Kerl aus Haut und Knochen hat
sich ausgerechnet die Bergsteigerei als Hobby gewählt. Bedenken Sie: Ein Raumfahrer …!
Jedenfalls sah ich ihn vorhin von Rostpore zu Rostpore klimmen. Es gibt eben noch Menschen mit
Sinn für Romantik.«
Rhodan stand auf und reckte sich.
»Kasom, dem Mann dort oben sollte man einen Orden verleihen. Und wissen Sie, warum?«
»N…nein.«
»Aber ich weiß es«, sagte Tolot. »Weil seine Haltung Symbol der menschlichen Haltung gegenüber
der allmächtig erscheinenden Natur ist.«
Sie schraken zusammen, als ein dumpfes Grollen ertönte.
Melbar Kasom wurde verlegen.
»Ich bitte um Verzeihung. Mein Magen knurrt.«
Wuriu Sengu stand mit ausdruckslosem Gesicht vor Perry Rhodan. Er beherrschte sich
ausgezeichnet.
»Sengu!« sagte Rhodan eindringlich. »Dies ist Ihre Stunde. Von Ihren Fähigkeiten hängt es ab,
ob wir die Achillesferse der Station finden.«
»Wenn sie sich überhaupt ausgerechnet in dieser einen Kuppel befindet, Freund«, fügte Atlan
mit ernster Stimme hinzu.
Rhodan preßte die Lippen aufeinander.
»Arkonide«, sagte er mit Unmut in der Stimme, »wir brauchen jetzt keine pessimistischen
Voraussagen.«
Atlan legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Schon gut, junger Mann. Ich wollte niemanden mutlos machen.«
»Das wäre Ihnen auch nicht gelungen!« sagte Sengu. Ein stolzes Lächeln trat in seine Augen.
»Wir wären nicht hier, wenn wir uns so leicht geschlagen gäben.«
Atlan trat einen Schritt zurück. Scheinbar angestrengt blickte er an der zerklüfteten
Stahlwand empor.
Nur Rhodan bemerkte das wissende Lächeln, das die Mundwinkel des Arkoniden umspielte. Da wußte
er, daß Atlan wieder einmal einen seiner psychologischen Tricks angewandt hatte, um den
Siegeswillen der Männer des Kommandos noch unbeugsamer werden zu lassen.
»Soll ich zuerst allein aufsteigen, Sir?« fragte Sengu. »Oder kommen Sie sofort mit?«
»Von hier aus können Sie nicht viel sehen, wie?« fragte Rhodan.
»Überhaupt nichts.«
Rhodan nickte nur, ohne sich seine Enttäuschung anmerken zu lassen. Der Späher-Mutant
vermochte normalerweise auch aus größerer Entfernung durch feste Materie ›hindurchzusehen‹. Doch
das Verdichtungsfeld hemmte ja alle paraphysikalischen Mutantenfähigkeiten, bei den anderen
Mutanten sogar hundertprozentig, und es wäre zuviel des Glücks gewesen, wenn Sengu überhaupt
nicht darunter zu leiden gehabt hätte.
»Leutnant Burdick!«
Ray Burdick trat heran. Er hatte griffeste Handschuhe angezogen und sein Nylonseil bereits
nach Bergsteigerart um Leib und Schulter geschlungen, wie es für eine sachgemäße
Schultersicherung erforderlich war. In seinen Kniekehlen baumelte die für eine Selbstsicherung
geknüpfte Doppelschlinge.
Rhodan mußte unwillkürlich lächeln.
»Sie betreiben die Bergsteigerei als Hobby, habe ich gehört?«
»Jawohl, Sir.«
»Sagen Sie: Wo finden Sie denn überhaupt Gelegenheit zum Klettern, wenn Sie monate- oder
jahrelang mit der CREST unterwegs sind?«
Burdick errötete. Mit verlegenem Blick streifte er Oberst Cart Rudo.
»Sir, die Wände der Beiboot-Hangars haben eine Menge Unebenheiten: Reparatur und
Wartungsbühnen, Prüframpen, Spanten, Sprossenzahnstangen und so weiter. Wenn ich Freiwache
hatte …«
»Leutnant …!« rief Rudo entrüstet. »Sie haben ohne meine Erlaubnis …«
»Bitte, klammern Sie die Bordvorschriften einstweilen aus, Oberst!« Rhodan blickte den
Kommandanten der CREST beschwörend an. »Mir
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