Silberband 023 - Die Maahks
Papieren bedeckt. In der Nähe des Tisches stand eine fahrbare Kartei, deren untere Haltestangen
völlig blankgewetzt waren, weil Dr. Blayton die Angewohnheit hatte, sie mit den Füßen hin- und
herzuschieben.
»Guten Abend, meine Herren«, sagte Mercant.
Major Sörlund knickte seine lange Gestalt ein, daß wir das Krachen der Knochen hören
konnten.
»Guten Abend, Sir!«
Wirklich, dieser Sörlund hat etwas von einem Gentleman, wenn er sich nur etwas Mühe gibt. Ich
wette, daß er in Frack und Melone geradezu phantastisch aussehen würde.
Mercant blickte an uns vorbei und schaute Blayton an, der neben der Tür stand.
»Lassen Sie uns doch bitte ein paar Minuten allein, Dr. Blayton«, sagte er höflich.
Blayton tat entrüstet, zog sich aber widerspruchslos zurück.
»Ihr Schicksal ist mir bekannt«, sagte Mercant, als Blaytons Schritte im Gang verklungen
waren. »Ich weiß, wie es um jeden einzelnen von Ihnen steht. Sie wurden längere Zeit von Agenten
beobachtet.«
»Das haben wir bemerkt«, erklärte Leutnant Son-Hao.
Mercant lächelte. »Sie haben einige Männer des auf ASTO IV ansässigen lokalen Abschirmdienstes
bei ihrer Arbeit gesehen«, sagte er sanft. »Aber Sie haben keinen Agenten der Solaren Abwehr
entdeckt. In unserer Organisation arbeiten keine Stümper.«
»Entschuldigen Sie, Sir!« stieß Son-Hao hervor.
»Sie tragen Ihr Schicksal auf bewundernswerte Weise«, erklärte Mercant. »Man kann sagen, daß
Sie seelisch stabil geblieben sind. Die Vorschläge, die ich ihnen zu unterbreiten habe, würde ich
keinem gesunden Mitglied unserer Organisation machen. Sollten Sie darauf eingehen und den
geplanten Auftrag ausführen, könnte es sein, daß Sie bereits vor Ablauf der Ihnen verbleibenden
zwei Monate sterben.«
Sörlund hob seine dürren Arme wie ein beschwörender Magier.
»Sir«, sagte er nachdrücklich, »es gibt keinen Auftrag, den wir nicht anzunehmen bereit wären.
Hier auf ASTO IV sind wir bereits zu Lebzeiten in einen Sarg eingesperrt. Ein schöner Sarg,
gewiß, aber das ist nichts für uns.«
»Die Solare Abwehr«, fuhr Allan D. Mercant fort, als hätte er Sörlund nicht gehört, »hat in
ihrer Geschichte viele gewagte Unternehmungen durchgeführt. Was wir jedoch jetzt vorhaben, ist
mit nichts zu vergleichen, was in unserer Organisation bisher geschah.«
Alles, was Mercant bisher gesagt hatte, hörte sich für die Ohren von fünf Todgeweihten sehr
verlockend an. Mercant ließ uns noch einige Zeit zappeln. Er begann damit, uns einen genauen
Bericht über die Lage innerhalb der Galaxis zu geben. In den größten Teilen der Milchstraße
herrschte relative Ruhe.
Beunruhigender waren die Vorgänge, die auf den Planeten Quinta und Kahalo beobachtet wurden.
Nach der Zerstörung der Festung und der anschließenden Flucht der Maahks konnten die Terraner
unbehelligt den weiteren Ausbau ihrer Stützpunkte auf Kahalo und im Twin-System vorantreiben.
Vor ungefähr vier Wochen jedoch waren in den Justierungsstationen Quintas und Kahalos seltsame
Vorgänge registriert worden, die seitdem andauerten.
Eine kleine, dem Andromedasystem vorgelagerte Milchstraße, ähnlich wie die Magellanschen
Wolken, die auf dem Deckenbildschirm der Justierungsstation ebenfalls abgebildet waren, leuchtete
in regelmäßigen Abständen auf.
Inzwischen hatten die terranischen Sachverständigen herausgefunden, daß dieses Aufleuchten
innerhalb des Riesenbildschirms auf die Tätigkeit einer Sende- und Empfangsstation hinwies.
Dadurch wußte man, daß innerhalb des kleinen Sternensystems ein Großtransmitter in Tätigkeit
war.
Dieser Großtransmitter sendete offenbar ununterbrochen. Noch beunruhigender war die Tatsache,
daß die Empfängerstation das Horror-System war. Irgend jemand war dabei, irgendwelche Dinge in
großer Zahl ins Horror-System zu schicken. Es gehörte nicht viel Phantasie dazu, um
herauszufinden, daß diese Gegenstände Raumschiffe waren.
NATHAN, das bio-positronische Rechengehirn auf Luna, vermutete, daß man die Maahks durch die
Vernichtung ihrer Festung aufgerüttelt hatte. NATHAN sagte weiterhin aus, daß auf Grund der
vorliegenden Daten keine Zweifel daran bestehen können, daß die Methanatmer im Horror-System
gewaltige Flottenverbände versammelten. Da es im Horror-System nichts zu erobern gab, blieb nur
eine Schlußfolgerung: eine Invasion stand bevor.
Von den fünf Maahks, die während der Kämpfe auf Quinta gefangengenommen werden konnten, war
nichts
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