Silberband 024 - Die Para-Sprinter
tat widerspruchslos,
was sie ihm befahlen. Er tat es teilweise aus Angst. Wenn er einen Befehl verweigerte, mußte er
sterben. Jede Auflehnung, jede falsche Handlung und jede Gefahr einer Entdeckung durch eventuelle
Gegner würden die Sicherheitsschaltung aktivieren. Sobald sie in Funktion trat, würde der Duplo
sich auflösen.
Im Gegensatz zu den fünf Agenten-Duplos, die sich der Existenz der Vernichtungsschaltung erst
im Angesicht des Todes bewußt wurden, wußte er über die Existenz der Schaltung Bescheid. Grek-1
hatte ihn vor wenigen Tagen darüber informiert, ohne ihm das Funktionsprinzip näher zu erläutern.
Der Duplo hatte die Information gelassen entgegengenommen, doch mehr und mehr wurde ihm dieses
Wissen zur seelischen Belastung.
Vieles, was Tronar Woolver tat, geschah aus Angst. Man hatte ihn aus Kohlenstoff- und
Eiweißmolekülen zusammengefügt und ihn zum Leben erweckt. Von einem Moment zum anderen hatte er
zu denken begonnen. So sehr ihn dieses Leben auch anwiderte – er fürchtete, daß er es
verlieren könnte.
Das war aber nicht alles. Auf eine ihm unerklärliche Weise war er während des
Duplizierungsvorgangs konditioniert worden. Zwar sah er deshalb seine Hersteller nicht als
Freunde an, aber die Terraner waren nach dem ihm aufgezwungenen Denk- und Verhaltensschema
Feinde.
Am Ende des Ganges hielt der Maahk ihn an. Er deutete auf ein Transportband. Woolver sprang
auf und wurde davongetragen. Der Maahk blieb hinter ihm, um ihn zu bewachen. Die Maahks gingen
einfach kein Risiko ein. Sie dachten an alles. Sie planten logisch und rechneten mit jeder
Eventualität. Nur selten machten sie Fehler.
Tronar Woolvers Duplikat war ihr größter.
»Abspringen!« rief Grek-42.
Woolver hüpfte vom Transportband und stand vor einem Antigravtunnel. Im Innern war es dunkel.
Er fürchtete die Dunkelheit. Der Tod war dunkel. Grauenhaft, an den Tod zu denken.
»In den Schacht, Woolver!« befahl Grek-42.
Wieviel von diesen Burschen gibt es überhaupt? fragte sich der Duplo. Komische Art,
sich mit Nummern zu identifizieren.
Guten Morgen, Grek-Zweihunderttausendvierhundertdreiundvierzig!
So ein Unsinn!
Woolver stolperte in den Tunnel. Irgendwo hinter ihm schwebte der Maahk; eine formlose, dunkle
Masse. Der Tunnel schien kein Ende zu nehmen. Woolver wunderte sich, daß man nie gegen eine Wand
stieß, obwohl man vollkommen unkontrolliert dahinflog.
Wie oft wollte man ihn überhaupt noch verhören? Er hatte den Wissenschaftlern und Grek-1
schließlich alles berichtet, woran er sich erinnern konnte.
Vor ihm wurde es hell. Wenn es nur etwas schneller gehen würde. Zu seinem Erstaunen landete er
auf den Füßen, und nicht, wie beim letztenmal, auf dem Bauch. Er stand am Ende des Tunnels und
wartete, daß der Maahk erschien.
Grek-42 setzte geschickt auf. Über das Summen unsichtbarer Maschinen hinweg erklang seine
Stimme: »Dort entlang, Woolver!«
Der Duplo erinnerte sich an den Weg. Er ging ihn jetzt zum drittenmal. Zweimal hatten sie ihn
schon verhört. Sie hatten irgend etwas mit ihm vor. Der teuflisch schlaue Grek-1 ließ kein Wesen
grundlos duplizieren.
Duplizieren! Was für ein Wort.
»Einen Augenblick, Woolver!« Der Maahk, der ihn zum Verhör führte, glitt an ihm vorüber. Trotz
ihrer stämmigen Körper bewegten sich die Maahks ziemlich schnell.
»Warte auf mich!« ordnete Grek-42 an. Er verschwand durch eine Öffnung, die Woolver vorher
nicht gesehen hatte. Hinter dem Maahk schloß sie sich wieder.
Was haben sie mit mir vor? dachte der Duplo.
Die Wand glitt auseinander. Zwei Maahks traten aus einem größeren Raum.
»Hier herein, Woolver!«
Wenn sie sich nur abgewöhnen könnten, ständig seinen Namen zu sagen. Sein Name? Pah!
Ein Nichts besitzt keinen Namen.
Woolver betrat den Raum und stand vor Grek-1. Seine Blicke fielen auf die Testgeräte, mit
denen man ihn schon gequält hatte, um herauszufinden, warum es in seinem Gedächtnis Lücken
gab.
Grek-1 sagte: »Wir haben dich schon erwartet, Woolver. Es wird Zeit, daß wir vorankommen.«
Der Duplo hob den Kopf.
»Fühlst du dich schwach?« erkundigte sich einer der Wissenschaftler. »Funktioniert dein
Sauerstoffaggregat vielleicht nicht richtig?«
»Es ist nichts«, sagte Woolver. »Es ist alles in Ordnung.«
Im stillen überlegte er, ob er sich nicht eine tiefe Wunde im Gesicht beibringen sollte, damit
er sich auf diese Weise von seinem Original unterschied. Es fiel ihm jedoch ein, daß es ein
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