Silberband 025 - Brennpunkt Andro-Beta
ihrem Zugehörigkeitsgefühl zu ihren Völkern hervorgegangen waren.
Nach der Auflösung der Galaktischen Allianz hatte Atlan die Fremden nach und
nach entlassen. Es waren nur wenige Nichtmenschliche in den Reihen der USO verblieben. Sie hatten
sich als vertrauenswürdig erwiesen.
Einen Grundsatz hatte Atlan jedoch nicht aufgegeben: Er verzichtete nach wie vor
darauf, die Raumschiffe und Stützpunkte der USO überwiegend mit Terranern zu besetzen.
Dies hatte zweierlei Gründe.
Einmal waren die Mutterwelt Terra und die solaren Siedlungsplaneten durch den
Ausbau der Imperiumsflotte personell so ausgelaugt worden, daß es sich nicht als ratsam erwiesen
hatte, Erd- oder Solargeborene in größerer Zahl in die Verbände der USO zu übernehmen.
Atlans zweiter Grund war noch stichhaltiger. Er, der zehntausendjährige Admiral
hatte längst erkannt, daß auf den ehemaligen Kolonialwelten der Erde neue Völker herangereift
waren, die infolge einer gewissen Umweltanpassung den Erdgeborenen oftmals überlegen waren. Zu
ihnen zählten vordringlich die Überschweren von Epsal und Ertrus.
Die Nachkommen der irdischen Frühkolonisten waren bereits in der Überzahl. Sie
waren jedoch Menschen geblieben, und diese Tatsache hatte Atlan als enorm wichtig eingestuft.
Ganz abgesehen von den hohen Qualitäten der Kolonialterraner, war es politisch und
weltraumrechtlich klug, das Selbstbewußtsein der ehemaligen Kolonisten durch ihre Übernahme in
eine hohe Verantwortungssphäre zu unterstützen.
So geschah es, daß sich in den Reihen der USO nur wenige Terraner befanden, die
überdies meistens als Verbindungsoffiziere zum terranischen Flottenkommando dienten.
Die berühmten und gefürchteten Spezialisten der USO setzten sich fast nur aus
Kolonistennachkommen zusammen.
Das galt auch für die zweitausendköpfige Besatzung des USO-Superschlachtschiffes
IMPERATOR, dessen Kommandant ein Epsaler war. Atlan kannte die freundschaftliche Rivalität
zwischen reinen Terrabesatzungen und den Männern der USO-Flotte. Er beobachtete die gegenseitigen
Hänseleien mit größter Aufmerksamkeit, um notfalls sofort eingreifen zu können. Atlans
Psychologie lief darauf hinaus, Terraner und Kolonialgeborene zu einer Einheit zu verschmelzen
und in jedermann den Glauben an sein Menschentum aufrecht zu erhalten. Dieses Prinzip hatte sich
über drei Jahrhunderte gut bewährt.
Ein Ungeheuer raste durch die sternflimmernde Weite des Andro-Betanebels. Aus dem
achthundert Meter langen und vierhundert Meter durchmessenden Schweif peitschten die Plasmazungen
energetisch eingeengter und mit hoher Strahldichte ausgestoßener Impulswellen hervor.
Auf diesem Schweif saß ein fünfzehnhundert Meter durchmessender Kugelkopf mit einem äquatorial
angeordneten Ringwulst. Zahlreiche Auswüchse – Türme, asymmetrischen Pyramiden und
plangeschliffenen Facettenbuckeln gleichend – waren überall auf dem tiefschwarzen Rumpf zu
sehen. Den oberen Abschluß bildete ein fünfzig Meter langer Kegel, aus dem Antennenkonstruktionen
hervorragten.
Es war ein abenteuerliches Gebilde, das keine konkrete Typenbestimmung erlaubte. Vier
gewaltige Heckflossen in der Mitte der zweiten Triebwerksstufe vervollständigten den Eindruck von
einem übermäßig ausgerüsteten Raumfahrzeug, in dem sich wohl nur eine jahrelang geschulte
Besatzung zurechtfinden konnte.
Es war die IMPERATOR, ein Flottenneubau der USO, die soeben ihr Eintauchmanöver beendete und
mit halb lichtschneller Fahrt auf ein bestimmtes Ziel zuraste.
Das Ziel hieß Troja. Die Männer der IMPERATOR hatten den Geheimsatelliten etwa vier Wochen
lang nicht mehr gesehen. Die Funkverbindung war aus verständlichen Gründen abgerissen. Niemand
wußte, ob Troja von den Fremdschiffen, die sie oftmals geortet hatten, erkannt und angegriffen
worden war.
Oberst Heske Alurin, ein umweltangepaßter Mensch vom überschweren Planeten Epsal, saß im
Kommandosessel der IMPERATOR. Neben ihm, im Sitz des Chefkosmonauten, hatte sich Oberstleutnant
Trimar Noser angeschnallt. Noser war auf Plophos geboren worden.
Das Gesicht des Leitenden Ingenieurs war auf einem Bildschirm der Bordverbindung zu sehen. Er
war der zweite Epsaler an Bord der IMPERATOR, Oberstleutnant Trahun Milas. Die Geschwindigkeit,
mit der er selbst schwierigste Schaltvorgänge vornahm, war berühmt. Milas war in der Lage, die
Arbeit von drei hochqualifizierten Fachingenieuren auf einmal auszuführen. Seine Bewegungen waren
dabei
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