Silberband 025 - Brennpunkt Andro-Beta
CREST
erreichen müssen, bevor wir überhaupt nicht mehr aus dem Moby entkommen können. Ein gewaltsamer
Ausbruch der gesamten Besatzung ist unmöglich, weil wir keine Waffen besitzen und man uns
gnadenlos jagen würde. Deshalb muß eine kleinere Gruppe versuchen, heimlich aus dem Lager zu
entkommen und bis zur CREST vorzudringen. Wir werden den Twonosern ein kleines Schauspiel
vorführen, bevor die im Anmarsch befindlichen Blaurüssel-Soldaten hier eingetroffen sind. Alle
Männer, die sich im hinteren Teil dieses Raumes aufhalten, werden auf mein Zeichen hin unter
entsprechendem Lärm eine Revolte inszenieren, deren angebliches Ziel es ist, mich zu stürzen und
einen anderen Mann als Befehlshaber einzusetzen. Wir können damit rechnen, daß die Twonoser dem
Träger eines Ersten Rüssels …« Rhodan klopfte lächelnd gegen das Plastikabzeichen an seiner
Brust, »… zu Hilfe kommen. Die Rebellen müssen versuchen, die Wachen an der Tür für ein paar
Minuten so zu beschäftigen, daß fünfzig Männer fliehen können.«
Die Männer der CREST stimmten sofort zu. Baynes erkannte, daß die CREST-Besatzung nur darauf
wartete, irgend etwas zu unternehmen, was die derzeitige Lage ändern würde.
»Wenn es uns gelingt, das Flaggschiff zu erreichen, werden wir einen Weg finden, um Sie alle
zu befreien«, fuhr Rhodan fort. »Nimmt man uns jedoch unterwegs fest, dann …« Rhodan machte
eine unbestimmte Geste und überließ es den Männern, sich die Folgen eines solchen Ereignisses
auszumalen.
Der Großadministrator kam wieder zu den Offizieren zurück. Er wählte die fünfzig Mann aus, die
aus dem Lager ausbrechen sollten. Fast alle Offiziere mußten zurückbleiben. Auch John Marshall
würde das Lager nicht verlassen. Es war wichtig, daß er die restlichen Gefangenen über die Pläne
der Twonoser informierte. So konnten die Zurückbleibenden schnell genug einen gewaltsamen
Ausbruch vorbereiten, wenn die Weißrüssel ihre Meinung änderten und etwa ihre Gefangenen töten
wollten.
Die Woolver-Zwillinge sollten an der Flucht teilnehmen. Sie waren als Verbindungsleute
zwischen den einzelnen Gruppen unersetzlich.
Auch Kendall Baynes war unter den fünfzig ausgesuchten Männern.
Das Geräusch wiederholte sich in regelmäßigen Abständen und ließ Kasom jedesmal
zusammenzucken. Es hörte sich an, als ginge in der Ferne eine Steinlawine nieder.
»Ich möchte wissen, was das ist«, sagte der Ertruser zu Tolot. »Ob es hier irgendwo eine Höhle
mit Maschinen gibt?«
Sie standen nebeneinander im halbverschütteten Zugang der kleinen Ader und blickten in das Tal
hinab, aus dem sie entkommen waren.
»Ich glaube, ich weiß jetzt, woher der Lärm kommt«, erwiderte Tolot. »Irgendwo über uns liegt
eine Hauptader, die als Rohrbahn benutzt wird. Jedesmal, wenn ein Zug vorbeikommt, können wir es
hier unten hören.«
»Sie haben recht«, sagte Kasom. »Wahrscheinlich stößt diese Ader irgendwo auf die Rohrbahn.
Wenn es diese vielen Einsturzstellen nicht gäbe, könnten wir tiefer in den Moby eindringen.«
Unter ihnen sah er die Gebäude und Felder der Twonosischen Ansiedlung liegen. Lebewesen waren
auf diese Entfernung nicht zu erkennen. Etwa drei Kilometer von ihrem Standort entfernt stand
eine kleine Umformerstation. Dort materialisierten die Woolver-Zwillinge, wenn sie das Versteck
aufsuchten. Es gab keinen Weg zu der Moby-Ader. Tolot hatte noch weitere unbenutzte Hohlräume
entdeckt, doch keiner lag so günstig wie diese Ader. Von hier aus konnten sie das gesamte Tal
überblicken. Jeder eventuelle Verfolger wäre von ihnen lange vor seiner Ankunft entdeckt
worden.
»Da kommt einer der Imarter«, sagte Tolot.
Kasom schaute zur Station. Es war ein kleines Gebäude, aus den überall herumliegenden
Quarzbrocken erbaut. Der Ertruser beobachtete, wie der Mutant schnell über die Gesteinsbrocken
kletterte.
»Er scheint eine wichtige Nachricht zu bringen«, bemerkte Tolot.
»Es ist Rakal Woolver«, sagte Kasom, der das ›R‹ auf der Kombination des Mutanten sehen
konnte.
Woolver winkte ihnen zu. Er brauchte eine halbe Stunde, bis er die Ader erreicht hatte. Er
atmete gleichmäßig, nichts deutete auf die Anstrengung hin, die er hinter sich hatte. Für seine
großen Lungen unter der tonnenförmigen Brust bedeutete eine zusätzliche Belastung keine
Schwierigkeit.
Woolver löste zwei der twonosischen ›Maiskörner‹ vom Gürtel und überreichte sie Kasom.
»Ich habe daran gedacht,
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