Silberband 025 - Brennpunkt Andro-Beta
Er bezeichnete die Stelle mit ausgestrecktem Arm. Dort verschwand
die Straße hinter den Gebäuden. »Außerdem«, Baynes rang nach Atem, »außerdem können wir von
verschiedenen Häusern aus gesehen werden.«
»Einer von uns muß auf die andere Seite der Straße«, sagte Atlan fest. »Von dort aus kann man
sie über eine größere Entfernung hinweg beobachten.«
»Lassen Sie mich gehen«, verlangte Baynes.
»Das Überqueren von Straßen war schon immer meine Spezialität«, erwiderte Atlan.
Baynes wollte protestieren, doch Atlan setzte sich schon in Bewegung. Der Fähnrich war bei
Atlans Worten errötet.
Er hat erkannt, was mit mir los ist, dachte Kendall Baynes verzweifelt. Er ließ mich
nicht gehen, weil er glaubte, ich würde die Nerven verlieren.
Er sah den Arkoniden mit wehendem Umhang über die Straße rennen; eine große, hagere Gestalt
mit leuchtendem Haar. Gleich darauf hatte Atlan die gegenüberliegende Seite erreicht und kauerte
sich gegen die Wand des vordersten Hauses.
Er gab Baynes ein Zeichen, um ihm zu bedeuten, daß er noch einen Augenblick warten sollte, bis
sie sicher sein konnten, daß Atlan von niemand gesehen wurde.
Dann winkte der Arkonide abermals.
Baynes rannte zu den übrigen Männern zurück.
»Atlan ist auf der anderen Seite«, berichtete er Rhodan. »Von dort kann er weit genug in die
Straße einsehen, um uns zu warnen, wenn ein Fahrzeug kommt.«
»Das heißt, daß wir nur nacheinander über die Straße kommen«, sagte Rhodan ruhig. »Das wird
unsere Flucht weiter verzögern. Hoffentlich hat Storkeet noch nicht gemerkt, was der wahre Grund
der ›Revolte‹ war.«
Baynes richtete seine Aufmerksamkeit auf die andere Straßenseite. Er sah Atlan im Schatten des
vordersten Gebäudes hocken. Der Arkonide winkte ihnen zu. Sie mußten noch warten. Kurz darauf
sahen sie ein von drei Twonosern besetztes Fahrzeug auftauchen. Es verschwand in einer
Seitenstraße.
Atlan richtete sich auf und gab ihnen ein Zeichen.
Rhodan schickte zwanzig Männer los. Mit aufeinandergepreßten Lippen schaute Baynes zu, wie die
Raumfahrer die Straße überquerten. Sie wurden nicht aufgehalten.
Wieder winkte Atlan.
»Wir gehen jetzt alle zusammen«, befahl Rhodan.
Auf sein Kommando stürmten die Terraner über die Straße.
Ein kleiner, schmächtiger Techniker taumelte als letzter vom Feldweg herunter.
Rhodan fing den Mann auf und ließ ihn sanft zu Boden sinken. Die Augenlider des Raumfahrers
flatterten. Sein Atem ging stoßweise.
»Beruhigen Sie sich!« mahnte Rhodan. »Wir sind vorerst in Sicherheit.«
Seine Augen trafen sich mit denen Atlans. Sie verstanden sich. In Sicherheit waren sie noch
nicht. Sie hatten nur die Ansiedlung hinter sich gelassen und die Staudenfelder erreicht. Ein
Teil der Männer lag erschöpft am Boden. Sie waren gerannt wie noch nie in ihrem Leben.
Zwischen den hohen Pflanzen war es angenehm kühl. Die Raumfahrer würden sich schnell erholen.
Dann konnten sie die Flucht fortsetzen. Rhodan glaubte nicht, daß man sie gesehen hatte.
Hoffentlich kam Storkeet nicht auf den Gedanken, Rhodan nach der ›Revolte‹ zu Garko dem Starken
bringen zu wollen. Im allgemeinen waren die Twonoser ziemlich sorglos. Da sie die Terraner für
minderwertige Wesen hielten, gaben sie sich bei ihrer Bewachung keine besondere Mühe.
Nachdem sie etwa dreißig Minuten gerastet hatten, richtete sich Rhodan wieder auf und nickte
seinen Begleitern zu. Er hätte den Männern gern eine längere Ruhepause gegönnt, doch sie befanden
sich noch zu dicht an der Ansiedlung. Er schaltete den Translator ein und wandte sich an die vier
Haushaltsverbrecher.
»Ihr müßt uns jetzt führen«, sagte er. »Ihr wißt, wo unsere beiden Freunde auf uns
warten.«
Nach einem sechsstündigen Gewaltmarsch erreichten sie ohne Zwischenfälle das Versteck von Icho
Tolot und Melbar Kasom. Im Inneren der Ader angekommen, fielen die Männer im wahrsten Sinne des
Wortes um und schliefen sofort ein. Icho Tolot hielt unterdessen Wache und beobachtete das Tal.
Nichts schien darauf hinzudeuten, daß die Flucht der fünfzig Terraner entdeckt worden wäre.
Drei Stunden dauerte die Rast, danach erhob sich Rhodan und weckte die noch schlafenden
Männer. Als auch der letzte auf den Beinen war und in die Wirklichkeit zurückgefunden hatte,
sagte Rhodan: »Wir brechen auf. Die vier Twonoser werden uns jetzt zum Camp der
Haushaltsverbrecher führen.«
Er wartete, bis die Weißrüssel sich an die Spitze
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