Silberband 025 - Brennpunkt Andro-Beta
auf die Schaltungen beschränken.«
»Ich habe noch einen besseren Vorschlag«, sagte Tronar. »Wir zerstören beides: die Leitungen und die Relais.«
Sie hatten alle Stellen markiert, die ihnen wichtig erschienen. Es waren insgesamt
dreiundsiebzig. Das bedeutete, daß sie dreiundsiebzig gutgezielte Strahlschüsse abgeben mußten,
bevor sie die Empfangsstation verlassen konnten.
»Wir müssen damit rechnen, daß die Blaurüssel in kurzer Zeit hier auftauchen, wenn wir mit
unserem Vernichtungswerk begonnen haben«, sagte Tronar Woolver ruhig. »Wir müssen ständig
fluchtbereit sein. Es gibt hier genügend Impulsechos, mit deren Hilfe wir verschwinden
können.«
Rakal Woolver zog schweigend den twonosischen Strahler. Auch Tronar hob seine Waffe.
»Fertig?« fragte Tronar.
»Fertig«, bestätigte Rakal.
Eine Sekunde später brach in der Energiezentrale der Blaurüssel die Hölle los. Die ersten
Spulen zerschmolzen sofort und verströmten Feuerkaskaden. Die Abstrahlprojektoren der
Energiespeicher verglühten im Beschuß der Thermowaffen. Grellrote Blitze schlugen aus den
Speichern. Der Lärm war ohrenbetäubend. Ungeheure Energien entluden sich mit gewitterartigem
Donner.
»Das halten wir nicht durch!« schrie Rakal Woolver. »Wir verbrennen, bevor wir alle wichtigen
Teile zerstört haben.«
Tronar deutete auf die überall zur Decke emporzüngelnden Flammen. »Was wir nicht vernichten,
wird ein Opfer des Feuers.«
Da erschienen im Eingang die ersten Blaurüssel. Sie hatten bemerkenswert schnell reagiert. Sie
trugen Schutzanzüge und drangen ohne Rücksicht auf ihre eigene Sicherheit in den Raum ein.
Zwischen Rauchwolken und Feuer waren sie nur undeutlich zu erkennen. Rakal Woolver sah, daß
sie Löschgeräte dabei hatten.
»Sie haben uns noch nicht gesehen«, rief er seinem Bruder zu.
Tronar nickte verbissen. Im Chaos entfesselter Energien waren die Strahlschüsse, die die
beiden Mutanten abgaben, kaum zu erkennen. Ätzender Gestank machte den Woolvers das Atmen fast
unmöglich. Von der Tür aus drangen die Blaurüssel immer tiefer in die Zentrale ein. Ihre
Löschgeräte waren klein, aber wirkungsvoll.
»Die Schaltanlage!« schrie Tronar Woolver.
Sie zerschossen die freigelegten Relais. Am anderen Ende des Raumes explodierte eine
Speicheranlage. Es war das Signal für die beiden Imarter, diesen Ort zu verlassen.
Tronar winkte mit seiner Waffe. Er entmaterialisierte.
Rakal Woolver betrachtete das Bild der Zerstörung. Einmal mehr wurde zwischen den Vertretern
intelligenter Lebensformen die Sprache der Gewalt gesprochen. Eine andere Sprache schien es in
den Tiefen des Universums nicht zu geben.
Mit diesen beklemmenden Gedanken zog sich Rakal Woolver aus der Energiezentrale zurück.
11.
Die wenigen Lichtsäulen, die zur Notbeleuchtung gehörten, reichten nicht aus, um
auch nur einen Teil der riesigen Halle zu erhellen. Sämtliche Kunstsonnen der Mitteletage waren
erloschen. Innerhalb kurzer Zeit war es empfindlich kühl geworden.
Die Armeen der Blaurüssel marschierten. Ihr Ziel war die Rückenetage.
Von Kundschaftern wußten die Führer der B-Kaste, daß in der Rückenetage kein Energieausfall zu
verzeichnen war. Die Blaurüssel handelten entsprechend. Für sie stand es fest, daß die Rotrüssel
für die Sabotageakte in der Energiezentrale verantwortlich waren.
Sie gingen offenbar davon aus, daß die Rotrüssel diese Form der Aktion gegen sie gewählt
hatten, um den Verdacht auf die Weißrüssel zu lenken. Wenn es nur darum gegangen wäre, die
Mitteletage von der Energieversorgung abzuschneiden, hätten die Rotrüssel die Energiezufuhr
einfach abschalten können. Da dies jedoch nicht geschehen war, mußten die Blaurüssel annehmen,
daß die Roten irgendeine Teufelei gegen die A- und B-Kaste im Sinn hatten und ein Intrigenspiel
inszenierten, um diese beiden Kasten aufeinander zu hetzen.
Die Blaurüssel kamen gar nicht auf die Idee, die Schuldigen an diesem Anschlag in der
Bauchetage zu suchen. Sie trauten den Weißrüsseln eine derartige Aktion offenbar nicht zu.
Rakal Woolver stand in der Dunkelheit und lauschte auf das Dröhnen der schweren
Transportfahrzeuge, mit denen die Blaurüssel ihre wichtigsten Waffen zu den Ausgangsstationen der
nach oben führenden Adern brachten. Es war die dritte Halle, die Rakal Woolver nach der
gelungenen Sabotage an der Empfangsstation der Blaurüssel aufgesucht hatte. Während Tronar
versuchte, den Versorgungszug vor dessen Ankunft
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