Silberband 025 - Brennpunkt Andro-Beta
vor der Schleuse und sahen aus, als wüßten sie nicht, was sie tun sollten.
»Zuerst untersuchen wir die Rückwand der Nische«, rief Kim ihnen zu. »Was immer es hier auch
an Interessantem zu finden gibt, liegt wahrscheinlich im Innern des Zylinders, nicht hier
draußen.«
Gemeinsam suchten sie die Wand ab. Das Material, aus dem sie bestand, erwies sich als eine Art
molekularverdichteten Metalls, dem kein mechanisches Werkzeug etwas anzuhaben vermochte. Die Wand
war glatt und frei von Unebenheiten von einem Ende bis zum andern. Kim gestand sich schließlich
ein, daß er sich die Sache ein wenig zu leicht vorgestellt hatte. Der Zylinder-Kegel war nicht
bereit, seine Geheimnisse ohne weiteres preiszugeben. Ganz abgesehen davon verursachte das
Material, aus dem offenbar nicht nur Wand und Boden der Nische, sondern darüber hinaus das
gesamte Riesengebilde bestand, Kim erhebliches Kopfzerbrechen.
Er sprach mit Hess darüber, während Yotur begann, den flachen Nischenboden zu untersuchen.
»Das Memoband erwähnt keine ausschließlich metallischen Strukturen«, stellte er fest. »Ein
Moby besteht zwar aus kristalliner Materie, aber im großen und ganzen scheint es sich um
chemische Verbindungen zu handeln, die unseren Felsformationen ähnlich sind.«
Hess antwortete verdrossen:
»Du willst mit anderen Worten darauf hinaus, daß es sich hier nicht um einen Moby im üblichen
Sinn handelt, nicht wahr?«
»So ähnlich«, gab Kim zu.
»Dann laß uns verschwinden«, schlug Hess hastig vor. »Solange es ein echter Moby war, glaubte
ich dir, daß er tot sein müßte. Wenn es sich aber um etwas völlig Fremdartiges handelt, dann
wissen wir nicht, wie es sich benimmt. Vielleicht belauert es uns die ganze Zeit über und wird in
der nächsten Sekunde zuschlagen. Ich …«
»Immer mit der Ruhe«, rief Kim lachend. »Wir stehen vor einem metallischen Gebilde, das auf
künstliche Weise entstanden ist. Es kann uns weder belauern noch angreifen. Es sei
denn …«
»Ja …?«
»… es wäre für einen solchen Zweck hergestellt und programmiert worden. Dann aber müßte
es logisch handeln und hätte wahrscheinlich die BAGALO in dem Augenblick angegriffen, als sie in
die Halle glitt. Niemand baut eine Falle für drei Leute, die sich aus purem Zufall in die Wand
des Zylinders verirren und …«
Er unterbrach sich plötzlich.
»Hast du etwas gesagt?« fragte er verwirrt.
Hess fuhr herum.
»Nein, das war Yoturs Stimme. He, Dyke – wo stecken Sie?«
Weit in der Ferne, fast am Ende der Nische, bewegte sich eine Gestalt mit wild fuchtelnden
Armen.
»Hier, Sir …«, hörte Kim Yoturs Stimme im Helmempfänger. Es hörte sich an, als hätte er
Atembeschwerden.
Dann geschah etwas Merkwürdiges.
Yotur Dike verschwand.
Kim wollte ihm gerade zu Hilfe eilen, denn es sah eindeutig so aus, als könnte er Hilfe
brauchen. Als er sich in Bewegung setzte, sah er Yoturs winkende Gestalt, zwar einige hundert
Meter entfernt, aber trotzdem deutlich. Im nächsten Augenblick war Yotur verschwunden. Glatt und
spiegelnd streckte sich der Boden der Nische. Yotur war mehrere Meter von der Rückwand entfernt
gewesen, als Kim ihn zuletzt sah. Nirgendwo gab es die geringste Unebenheit, hinter der er sich
hätte verbergen können.
»Los!« keuchte Kim.
Sie rannten auf die Stelle zu, an der sie Yotur zunächst gesehen hatten. Die geringe
Gravitation verlieh ihnen zusätzliche Schnelligkeit. Der Shift blieb weit hinter ihnen zurück. In
einem unerwarteten Ausbruch von Übereifer schoß Hess ein paar Schritte voraus. Kim setzte ihm
nach, packte ihn an der Schulter und riß ihn zur Seite. Sie stürzten beide und prallten gegen die
Rückwand der Nische.
Kim war der erste, der wieder auf die Beine kam. Vorsichtig inspizierte er das Gelände. Die
Nische sah hier genauso aus wie irgendwo anders, aber hier irgendwo war die Stelle, an der Yotur
verschwunden war.
»Was, zum Donnerwetter, ist das für ein …«, fluchte Hess voller Zorn, schwieg jedoch
sofort, als Kim abwinkte.
»Wir brauchen nicht beide zugleich in die Falle zu laufen«, erklärte er. »Einer muß
übrigbleiben.«
Durch die Helmscheibe sah er Hess' verblüfftes Gesicht.
»Wovon redest du eigentlich?«
Kim deutete auf den Boden.
»Hier irgendwo war Yotur, als wir ihn zuletzt sahen. Wohin ist er geraten?«
»Vielleicht gibt es eine Art Falltür«, versuchte Hess zu erklären.
»Oder so etwas Ähnliches«, pflichtete Kim bei. »Wir können Yotur
Weitere Kostenlose Bücher