Silberband 025 - Brennpunkt Andro-Beta
bediente das Tastergerät, in der bodenlosen Finsternis des Moby-Magens das einzige Instrument,
auf das er sich wirklich verlassen konnte.
Die Schleuse wurde geöffnet, der Shift glitt hinaus in die Dunkelheit, von Kim Dosenthal in
sanftem Gleitflug auf den Boden der Halle manövriert. Eine Zwanzig-Kilowatt-Lampe, im Aufbau des
Fahrzeugs untergebracht, flammte auf und überschüttete die Umgebung Hunderte von Metern weit mit
gleißendem Licht. In der Luftleere warfen die kleinen Unebenheiten des Bodens scharf gezeichnete,
tiefschwarze Schatten, und der Leib der BAGALO erschien wie ein glitzerndes, gefährliches
Ungeheuer. Das Schiff erzeugte sein eigenes Schwerefeld und war so gelandet, daß der
Schwanzstummel der Zusatztriebwerke mit dem unteren Rand etwa achtzig Meter hoch waagrecht über
dem Boden der Halle hing. Die zweihundert Meter durchmessende Kugel des eigentlichen
Schiffsrumpfes schien auf dem Boden aufzuliegen. In Wirklichkeit gab es an der scheinbaren
Berührungsstelle jedoch ein etwa fünf Meter dickes Pufferfeld, zu dessen Funktionen unter anderem
gehörte, einen energieflußfreien Übergang vom künstlichen Schwerefeld der BAGALO zu der
natürlichen Gravitation des Mobys herzustellen.
Der Shift glitt mit mäßiger Fahrt auf den riesigen Zylinder-Kegel zu. Aus der Enge des
Fahrzeuginneren betrachtet, war der Eindruck, den das gewaltige Gebilde erzeugte, noch
atemberaubender. Die beiden Ränder des Zylinderschafts verschwanden nach rechts und links über
die Begrenzung des Bildschirms hinaus, den Kim auf seinem Schaltpult vor sich hatte. Vor ihm lag
scheinbar unbegrenzt die dunkle, mattschimmernde Oberfläche des rätselhaften Gebildes und füllte
den ganzen Blickwinkel aus.
»Was jetzt?« fragte Hess plötzlich. Selbst im Helmempfänger klang seine Stimme noch besorgt
und voller Unbehagen.
»Ich suche einen Platz zum Landen«, antwortete Kim.
»Da wirst du viel Glück haben«, lachte Hess ärgerlich. »Das Ding ist so glatt wie ein
Kanonenrohr. Die einzige Stelle, wo du landen kannst, ist unten am Fuß.«
Mit schüchterner Stimme meldete sich Yotur:
»Ich glaube eine kleine Nische zu sehen. Wenn Sie sich überzeugen wollen, Richtung zwei Uhr,
schräg oben!«
Kim studierte seinen Bildschirm, konnte jedoch nichts sehen.
»Er hat recht, zum Donnerwetter«, knurrte Hess aufgebracht. »Da oben zieht sich eine niedrige,
flache Rille durch die Wand.«
»Weise mich ein!« befahl Kim.
Zehn Minuten später schwebte der Shift dicht vor der Wandung des Zylinderschaftes, und im
Licht der Zwanzig-Kilowatt-Lampe war die Nische deutlich zu erkennen. Sie zog sich geradlinig
durch das dunkle Material des Zylinders. Die Krümmung der Wand durchschneidend, erstreckte sie
sich etwa drei Kilometer weit und drang in der Mitte ungefähr fünfzig Meter tief in die Wand ein.
Ihre Höhe betrug nicht mehr als zehn Meter. In ihrer makellosen Geradlinigkeit ließ sie keinen
Zweifel darüber aufkommen, auf welche Weise sie entstanden war. Hier war sorgfältige Planung am
Werk gewesen. Die Nische erfüllte einen bestimmten Zweck. Kim entschloß sich zur Landung.
Kaum eine Minute später stand er draußen auf dem glatten Boden der Nische. Die
Eigengravitation des Mobys betrug an dieser Stelle etwa ein halbes Gravo. Im Schein der grellen
Lampe umrundete er den Shift mit vorsichtigen Schritten und ging auf die Kante zu, über die
hinweg der Zylinderschaft in die Tiefe abfiel. Er legte sich auf den Boden und schob sich mit
leichten, genau abgezirkelten Bewegungen bis zur Kante vor.
Das Bild war beeindruckend. Dicht vor ihm lag der schwach gekrümmte Rand der Nische, von der
Lampe angestrahlt und weißgrau leuchtend. Er bildete eine scharfe, kontrastvolle Grenze, auf die
die abgrundtiefe Finsternis der Halle folgte. Das Licht verlor sich spurlos. Die Halle war
luftleer. Es gab keinen Streueffekt, und das menschliche Auge, das allein dem Streulicht seine
Fähigkeiten verdankt, nahm nur Dunkelheit wahr. Kim beugte sich nach vorn und starrte in den
Abgrund jenseits der Kante. Die BAGALO lag mehrere Kilometer tief unter ihm, und nicht die
geringste Spur ihrer Hülle war von hier aus zu erkennen. Finsternis herrschte überall, formlos
und undurchdringlich wie der leere Raum zwischen den Milchstraßen.
Benommen richtete Kim sich auf und wandte sich um. Das Licht der Lampe blendete ihn, so daß er
die Augen zusammenkneifen mußte. Inzwischen waren auch Yotur und Hess ausgestiegen. Sie standen
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