Silberband 027 - Andromeda
nicht mehr die
Verantwortung, sondern Hokota.
»Sie Verräter!« rief Hokota wütend und hob drohend die Faust. »Sie sind ein Verräter an
unserem Volk! Sie werden das büßen müssen!«
Rhodan sah ihn verständnislos an, Kalak aber lächelte wissend.
»Sie verdammter Verräter!« wiederholte Hokota und schloß die Augen.
Rhodan schaltete das Übersetzungsgerät ab. Er wandte sich an Kalak:
»Verstehen Sie das? Für wen hält er uns?«
»Für Tefroder«, sagte Kalak trocken. »So wie Sie ihn für einen Menschen, einen Terraner,
halten müssen. Ist das so erstaunlich?«
Rhodan schaltete den Translator wieder ein.
»Sie irren sich. Wir sind keine Tefroder. Somit können wir auch keine Verräter sein –
wenigstens nicht in Ihrem Sinne. Drehen Sie sich um. Ich habe mit Ihnen zu sprechen.«
»Ich spreche nicht mit Verrätern.« Hokota drehte sich trotzdem um. »Aber ich kann Verrätern
etwas mitteilen: Man wird Sie so lange suchen, bis man Sie gefunden hat. Und dann wird man Sie
vernichten!«
»Entweder Sie werden jetzt vernünftig, oder ich werde Sie zwingen, mir zuzuhören und mir zu
antworten. Wir sind keine Tefroder, ob Sie mir glauben oder nicht.«
Der Tefroder richtete sich auf, aber sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerzen.
»Dieses Schiff – wo haben Sie es gebaut? Man hat unsere Pläne gestohlen, denn Brenda
berichtete, daß es keine Unterschiede zu unseren Schiffen gibt. Es ist nur größer.«
»Und das ärgert Sie, nicht wahr?«
»Es beunruhigt mich«, gab Hokota zu. »Die Ordnung unserer Galaxis gerät ins Wanken, wenn wir
abtrünnige Tefroder mit solchen Schiffen dulden. Was haben Sie vor? Seit wann gibt es Renegaten
unter Tefrodern?«
Rhodan sah ein, daß er so nicht weiterkam.
»Wir werden uns später unterhalten, wenn Sie den ersten Schock überwunden haben. Unsere
medizinische Abteilung wird Sie untersuchen, um eventuelle Verletzungen festzustellen. Sie haben
keinen Grund, sich zu beunruhigen. Sie werden als normale Gefangene behandelt. Es liegt allein
bei Ihnen, diesen Status umzuwandeln. Es liegt bei Ihnen, ob Sie einmal unsere Gäste sein
werden.«
»Gäste von Verrätern?« Hokota funkelte Rhodan wütend an. Für einen Augenblick streifte sein
Blick Atlan, und man sah ihm die plötzlichen Zweifel an. Aber dann blickte er wieder Rhodan an.
»Wir verzichten! Lieber sterben wir.«
»Sterben ist nicht so einfach«, stellte Rhodan fest und schaltete den Translator aus.
Brenda sah, daß Rhodan mit Kalak und dem dritten Mann sprach. Dieser dritte Mann konnte kein
Tefroder sein, wenn er auch als Mensch bezeichnet werden konnte. Sein Äußeres wies Unterschiede
auf, die nicht zu übersehen waren.
Die drei Männer verließen das Zimmer.
Hokota sank erschöpft in die Kissen zurück.
»Sobald wir uns kräftig genug fühlen, werden wir ihnen zeigen, wie man mit Verrätern umgeht.
Mologat wird versuchen, einen Funkspruch nach Tefrod zu schicken.« Er ächzte. »Mir ist
schlecht.«
Brenda war froh, daß Mologat und Bogolo noch zu müde waren, um sich zu unterhalten. Er schloß
die Augen, um nachzudenken.
Der Gedanke, daß sie ein Schiff erobern könnten, das mindestens eine Besatzung von vier- oder
fünftausend Mann hatte, war nicht nur phantastisch, sondern geradezu lächerlich. Ihre einzige
Chance – wenn sie überhaupt eine hatten – bestand darin, zum Hangar zu gelangen und mit
einem der Beiboote zu fliehen. Und selbst das, ahnte Brenda, würde schwierig genug sein.
Vielleicht unmöglich.
Waren Rhodan und der Weißhaarige wirklich Tefroder, die inmitten der verbotenen Zone ein
neues, selbständiges Reich aufgebaut hatten? Dieser Rhodan wirkte nicht wie ein Verräter, eher
wie ein kluger und weiser Herrscher, der weder Lüge noch Falschheit kannte. Der Gedanke, ihn zu
hintergehen, mißfiel Brenda.
Er seufzte und versuchte zu schlafen.
Zehn Stunden später hielt Rhodan die ärztlichen Gutachten in der Hand. Er las sie
aufmerksam durch und reichte sie Atlan. Icho Tolot nutzte die Gelegenheit zu einer Frage:
»Was Neues?«
»Nichts, und gerade das ist es, was mich beunruhigt. Die Ärzte können keine Unterschiede
feststellen. Das Herz sitzt genau da, wo es auch beim Menschen sitzt. Alle Organe sind mit denen
des Menschen identisch, auch die Drüsenfunktion. Ich muß gestehen, ich begreife überhaupt nichts
mehr.«
Atlan legte den Bericht auf den Tisch.
»Es ist unfaßbar«, sagte er ruhig. »Es gibt keine Erklärung.«
»Es gibt eine Menge«,
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