Silberband 027 - Andromeda
weiß. Ein kluger Mensch hingegen ist sich dessen
bewußt, immer – sein ganzes Leben lang – hinzulernen zu können. Und er will es! Nur
darum ist er klug.«
»Was soll das?« Hokota schien sich beruhigt zu haben. Er lag wieder im Bett und warf den
beiden Sergeanten bedeutsame Blicke zu. »Willst du mir Unterricht erteilen?«
»Ich will dir nur klarmachen, daß Flucht sinnlos ist. Es besteht auch kein Grund dazu. Früher
oder später werden wir Kontakt mit deinem Volk aufnehmen. Dann seid ihr wieder frei.«
Hokota verarbeitete die Nachricht, schenkte ihr aber keinen Glauben, so sehr Brenda das auch
hoffte. Ihm gefiel der kleine Pelzbursche. Es würde ihm schwerfallen, ihn zu hintergehen.
»Komm doch mal her«, sagte Hokota.
Gucky versuchte, die Gedanken des Tefroders zu espern, aber er empfing keine Impulse. Der
Tefroder dachte nichts. Das zeigte von einer mentalen Disziplin, die man beim Menschen nur
äußerst selten fand. Das Nicht-Denken war der einzige Schutz gegen Telepathie.
Gucky stand langsam auf und ging zu Hokotas Bett.
Er achtete nicht auf die beiden anderen, und das war sein Fehler.
Der Schlag auf seinen Kopf war nicht so stark, daß er ihn getötet hätte, aber er genügte, sein
Bewußtsein blitzschnell auszulöschen.
Wie ein Sack rutschte Gucky auf den Boden und rührte sich nicht mehr. Hokota sprang aus dem
Bett und zog den kleinen Impulsstrahler aus dem Gürtel des Mausbibers. Er betrachtete ihn,
grinste und entsicherte die Waffe. Er richtete sie auf Gucky.
Brenda kam aus dem Bett und stieß Hokotas Hand beiseite.
»Warum wollen Sie ihn töten, Kommandant?«
Hokota war von Brendas Aufsässigkeit so überrascht, daß er keine Worte fand. Er starrte ihn
nur verständnislos an.
»Brenda hat recht«, sagte Bogolo. »Der Kleine hat uns nichts getan. Außerdem sollten wir uns
um wichtigere Dinge kümmern. Wir benötigen Uniformen, vergessen Sie das nicht.«
»Also gut«, erwiderte Hokota und warf Brenda einen wütenden Blick zu. »Aber ich komme noch
darauf zurück. Später, wenn wir in Sicherheit sind. Jetzt raus hier, ehe sie Alarm schlagen.
Richtung Hangars.«
Unbemerkt gelang es ihnen, die Krankenstation zu verlassen. Auf den Korridoren begegnete ihnen
niemand, denn sie benutzten die Seitengänge.
Um sie herum waren die Geräusche des Schiffes. Unter ihren Füßen vibrierte der Boden, und ein
feines, fernes Brummen war in ihren Ohren. Das mußten die Tefrod-Konverter sein.
Dann hörten sie Schritte.
»Gucky bleibt aber ziemlich lange aus.«
John Marshall sagte es ohne Besorgnis, nur mit einem leichten Vorwurf. Er saß zusammen mit
Atlan in Rhodans Kabine.
»Haben Sie keine Verbindung?«
Marshall, einer der fähigsten menschlichen Telepathen, machte eine Handbewegung, die etwa
bedeutete: Das Naheliegendste vergißt man meistens.
Er konzentrierte sich und lauschte. Sein Gesicht verriet Enttäuschung.
»Nichts. Unser Freund scheint zu schlafen, oder er hat sich abgeschirmt.«
Rhodans Augen wurden enger. Er sah Atlan an.
»Schlafen? Abschirmen? Das ist aber gegen die Abmachung.« Er stand auf und ging zum Interkom.
In Sekunden hatte er die Verbindung über die Zentrale zur Krankenstation hergestellt. »Dr. Ralph
Artur, bitte.« Es dauerte weitere zehn Sekunden, bis das Gesicht des Chefarztes der CREST auf dem
Bildschirm erschien. »Sehen Sie nach, Doktor, was mit den Gefangenen ist. Ich warte.«
Dr. Arturs mißmutiges Gesicht wurde womöglich noch mißmutiger. Er wischte sich mit der Hand
über die schimmernde Glatze.
»Was soll denn mit den Gefangenen sein, Sir. Sie werden schlafen.«
»Sehen Sie nach, aber schnell!«
Rhodan hatte ungewöhnlich scharf gesprochen, und der Chefarzt erschrak. Sein Gesicht
verschwand vom Bildschirm.
»Er ist doch sonst nicht so schwer von Begriff«, meint Marshall.
Rhodan sagte nichts. Er wartete. In seinem Gesicht hatte sich Besorgnis breitgemacht. Es war
ungewöhnlich, daß Gucky gegen die Abmachung handelte, zumindest in diesem Fall.
Dr. Artur war plötzlich wieder auf dem Bildschirm. Er schnappte nach Luft, und seine Augen
waren vor Schreck weit aufgerissen.
»Die Gefangenen … Sir … sie sind entflohen. Und Gucky …«
Rhodans Gesicht wurde zu einer starren Maske.
»Was ist mit Gucky? Mann, reden Sie doch endlich!«
»Besinnungslos. Schlag auf den Kopf. Nicht so schlimm.«
»Gott sei Dank! Kümmern Sie sich um ihn. Den Rest besorgen wir.«
Der Bildschirm wurde dunkel.
»Da haben wir es!« sagte
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