Silberband 027 - Andromeda
widersprach Rhodan, »aber die eine ist so gut oder so schlecht wie die
andere.«
Die Tür öffnete sich, und Gucky kam herein. Der Mausbiber sah etwas erschöpft aus, als er auf
Tolots Knie sprang und sich dort häuslich niederließ.
»Feines Kopfzerbrechen, nicht wahr?« erkundigte er sich und deutete auf den ärztlichen
Bericht. »Da nützt auch meine Telepathie nichts. Die Leute sind Tefroder, mehr wissen sie auch
nicht. Uns – mich natürlich ausgeschlossen – halten sie ebenfalls für Tefroder. Damit
hat sich der Fall.«
»Du hast nichts herausgefunden?« fragte Rhodan enttäuscht.
»Nichts: Dabei habe ich mich fast eine Stunde mit ihnen unterhalten. Der Offizier, Hokota oder
so ähnlich, ist ein sturer Kerl, ein übertriebener Patriot und Diener der Meister. Der andere
hingegen, Brenda, macht einen guten Eindruck. Mit ihm ließe sich reden. Er ist der einzige, der
nicht so fest daran glaubt, daß wir Tefroder sind.«
»Für was hält er uns denn?«
»Das weiß er selbst nicht. Jedenfalls wollen sie sich selbständig machen.«
»Fliehen?«
»Sieht so aus.«
»Damit werden sie wenig Glück haben. Sie kommen nicht weit.« Rhodan betrachtete Gucky
nachdenklich. »Du wirst in ihrer Nähe bleiben und sie überwachen. Sprich mit ihnen; versuche, ihr
Vertrauen zu erwerben. Vielleicht erfährst du dann mehr. Keine Störungen beim telepathischen
Kontakt?«
»Kaum. Aber sie denken einfach nicht viel – ob absichtlich oder nicht, habe ich noch
nicht herausgefunden.«
Tolot meinte:
»Bei Gelegenheit muß ich mir die vier Brüder doch mal ansehen.«
»Hat noch Zeit.« Rhodan lächelte gezwungen. »Sie sehen ja doch nicht anders aus als wir.«
Er ahnte nicht, welchen Verlauf die Ereignisse genommen hätten, wenn er jetzt in diesem
Augenblick den Haluter zu den Gefangenen geschickt hätte.
Es war still in dem Zimmer.
Hokota hielt die Augen geschlossen, aber Brenda wußte, daß er nicht schlief, sondern nur
nachdachte. Bogolo und Mologat unterhielten sich flüsternd. Sie sprachen von der Flucht.
Brenda hatte seinen anfänglichen Widerstand aufgegeben. Nun war auch er bereit, die Flucht zu
versuchen. Die Untersuchungen hatten ihm gezeigt, daß es den Fremden nicht darum ging, ihren
Gesundheitszustand zu überprüfen. Dazu waren die Untersuchungen zu genau gewesen. Vielleicht
stimmte es doch, daß die Fremden keine Tefroder waren, wenn die Ähnlichkeit auch unerklärlich
blieb. Er, Brenda, und Hokota würden also aus völlig verschiedenen Motiven fliehen.
Was nichts an der Tatsache an sich änderte.
Leise öffnete sich die Tür.
Das kleine Pelzwesen, das sich Gucky nannte, kam herein, blinzelte freundlich mit den Augen
und schloß die Tür. In den Pfoten trug es einen Translator, den es auf den Tisch setzte. Es
wollte sich also mit ihnen unterhalten.
Von mir aus, dachte Brenda. Der Plan steht fest. Auch der kleine Kerl, sei er noch so
sympathisch, wird ihn nicht ändern können.
Der ›kleine Kerl‹ sah plötzlich auf, als Brenda das dachte.
Zufall?
Brenda war klug genug, es nicht als Zufall abzutun. Es war doch immerhin merkwürdig genug, daß
die Fremden – wer immer sie nun auch waren – ihnen ein Tier schickten. Denn der
Mausbiber war und blieb in Brendas Augen ein Tier, wenn auch ein intelligentes.
Und plötzlich wußte Brenda, warum Gucky hier war. Seine unvorsichtige Geste hatte es ihm
bewiesen.
Der Mausbiber mußte ein Telepath sein!
Jede weitere Tarnung war zwecklos. Brenda stieß Hokota respektlos in die Seite.
»Der Mausbiber ist Telepath. Bogolo und Mologat, seid vorsichtig!«
Gucky schaltete den Translator ein.
»Du bist sehr klug, lieber Brenda. Natürlich bin ich Telepath. Was also ist mit eurem Plan?
Ihr wollt fliehen? Wann und wie?«
Hokota sprang fast aus dem Bett.
»Nichts, aber auch gar nichts wirst du aus mir herauskriegen, du kleiner Teufel! Natürlich
werden wir fliehen, aber wann und wie, das finde selbst heraus! Von uns wirst du es nicht
erfahren.«
Gucky war von Natur aus eine mitleidige Seele, und Gefangene taten ihm immer leid, wenn es
sich nicht gerade um Leute handelte, mit denen man ein Hühnchen zu rupfen hatte. Er begriff den
Haß der Tefroder, der im Grunde nur ihrer Überraschung entsprang.
»Du bist ein Holzkopf«, sagte er zu Hokota und hoffte, daß der Tefroder wußte, was Holz war.
»Eine einmal gefaßte Meinung kannst du niemals ändern. Du erinnerst mich an eine alte Weisheit,
die besagt, daß nur der Dumme alles
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