Silberband 028 - Lemuria
gab, konnte es
sich nur um Sechsunddreißig handeln, der das Ortungsgerät ansprechen ließ. Natürlich bestand die
Möglichkeit, daß sich irgendein Techniker in der Nähe aufhielt. Arrek behielt die eingeschlagene
Richtung bei. Sein Suchgerät gab ihm recht, denn der Ausschlag wurde stärker.
Gleich darauf wußte er, wo er Ko-Antin Nummer Sechsunddreißig finden würde. Am Ende des Ganges
befand sich eine Nische, in der der für dieses Deck zuständige Löschroboter stand. Der Roboter
war nicht so groß, daß er den gesamten Platz für sich allein benötigt hätte. Seine Positronik war
viel zu kompliziert, als daß er der Anwesenheit eines Mannes in der Nische irgendwelche Bedeutung
beigemessen hätte.
Nur eines konnte die Maschine aktivieren und sie dazu bringen, ihren Unterschlupf zu
verlassen: Feuer. Wie ein schaumsprühendes Ungeheuer würde sie im Falle eines Brandes aus der
Nische hervorrollen und die Flammen unter sich ersticken.
Arrek schob den Individualtaster in seine Tasche. Es war einfach gewesen, Sechsunddreißig zu
finden. Noch einfacher, als er erwartet hatte.
Die Flügeltüren der Nische waren verschlossen. Wenn der Roboter in den Einsatz rollte, konnte
er sie einfach aufstoßen. Diese Möglichkeit bestand auch für einen Mann, der sich innerhalb der
Nische verstecken wollte.
Arrek ging geradewegs auf sein Ziel zu. Er glaubte nicht, daß Sechsunddreißig die Möglichkeit
besaß, den Gang zu überwachen. Wahrscheinlich hielt der Duplo das auch für völlig überflüssig. Er
kam bestimmt nicht auf den Gedanken, daß jemand nach ihm suchte. Sechsunddreißig verließ sich
darauf, daß nur Ko-Antin Zweihunderteins und Arrek von seinem Hiersein unterrichtet waren. Daß
ausgerechnet Arrek ihn zu töten beabsichtigte, konnte er nicht wissen.
Als Arrek nach der Flügeltür griff, sprang diese mit einem Ruck auf.
Vor dem quadratischen Körper des Löschroboters stand Ko-Antin Sechsunddreißig. Er hielt eine
Waffe in der Hand. Sein Gesicht war verzerrt.
»Werfen Sie Ihren Strahler weg, Arrek!« befahl er.
Arrek war so überrascht, daß er dem Befehl Sechsunddreißigs augenblicklich nachkam. Der Duplo
streckte einen Fuß aus und stieß Arreks Waffe damit ein paar Meter in den Gang hinaus.
Erst jetzt sah Arrek das kleine Gerät in Sechsunddreißigs anderer Hand. Ko-Antin lächelte
triumphierend.
»Das habe ich mir aus meinem Versteck mitgebracht«, erklärte er höhnisch. »Es sollte
ursprünglich dazu dienen, die Haluter zu beobachten, die an Bord der SUSAMA kommen würden. Jetzt
dient es einem viel besseren Zweck.«
Arrek hatte sich von seinem Schrecken erholt. Er begann wieder zu überlegen. Sechsunddreißig
machte einen unentschlossenen Eindruck. Trotz seines leichten Sieges schien der Duplo nicht zu
wissen, was er mit dem bezwungenen Tefroder anfangen sollte.
»Wie haben Sie es herausgefunden?« fragte Sechsunddreißig.
»Das war keine große Leistung«, gab Arrek zu. »Sie waren ein Verdächtiger. Die Zentrale
rechnete damit, daß es zu einer Krise kommen würde.«
»Das soll ich Ihnen glauben?« fragte Ko-Antin fassungslos. »Von allen Duplikaten Ko-Antins
galt ich als das zuverlässigste. Der Verdacht der Zentrale ist völlig unbegründet. Sie müssen es
selbst gemerkt haben, daß ich kein alberner Befehlsempfänger mehr sein möchte.«
Arrek vermied es, die Waffe seines Gegners anzublicken. Sechsunddreißig war von einer Hysterie
befallen, die ihn jeden Augenblick zum Abdrücken veranlassen konnte. Dann, dachte Arrek düster,
würde er tot auf dem kalten Boden dieses Seitenganges liegen, und keines seiner vielgerühmten
Medikamente würde ihm sein Leben zurückgeben können.
»Wie alle Duplos machen Sie den Fehler, daß Sie Ihre Lage falsch einschätzen«, sagte er zu
Sechsunddreißig. »Die Zentrale hat große Erfahrung im Umgang mit Ihresgleichen. Für alle Duplos
von wichtigen Männern gibt es sogenannte Verbindungsmänner. Sie sind der Verbindungsmann für die
Ko-Antin-Duplikate.«
»Sie berichten mir nichts Neues«, knurrte Ko-Antin. »Sie wollen nur Zeit gewinnen.«
»Ich will Ihnen klarmachen, daß Sie nichts gewinnen, wenn Sie mich erschießen. Die Schablone
mit der Zellstrukturaufzeichnung von Ko-Antins Originalkörper befindet sich nicht an Bord der
SUSAMA.«
»Das ist nicht wahr!« rief Sechsunddreißig.
Arrek nickte bedauernd. »Doch, mein Freund«, bekräftigte er. »Es wurde Ihnen lediglich
mitgeteilt, daß sich die Schablone
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