Silberband 028 - Lemuria
erbitterten Widerstand geleistet haben.«
Die CREST III raste durch Zeit und Raum auf die ferne Erde zu, die man in dieser Epoche Lemur
nannte. Wir kannten den Weg genau, denn wir hatten ihn schon oft zurückgelegt – allerdings
fünfzigtausend Jahre später. Unter der Besatzung entwickelten sich heftige Diskussionen. Ich
machte mir darum keine Sorgen. Terraner waren seelisch stabil. Wahrscheinlich würden die
fünftausend Mann viel weniger an die Gefahren denken als an den Weg, der uns wieder zurückbringen
konnte. Diese rasche Einstellung auf eine Situation war typisch terranisch.
Weitere Auswertungen liefen ein. Unsere Bordgehirne besaßen jetzt genügend Grunddaten. Wir
konnten ihnen ständig neue geben.
Rhodan faßte sich rasch. Als er die ungeheuerlichen Erkenntnisse verarbeitet hatte, berief er
eine Offiziersbesprechung ein. Die Bordwissenschaftler wurden ebenfalls geladen.
Wir erörterten das Für und Wider, zogen Tolot zu Rate und kamen schließlich zu dem Ergebnis,
ein zweiter Bluff in der von mir praktizierten Art könne nicht mehr gelingen.
Rhodan meinte dazu:
»Du bist der dreisteste Schwindler, dem ich je begegnet bin. Das hätte ich wahrscheinlich
nicht geschafft. Die Erfindung dieser Militärischen Reformisten war große Klasse. Hakhat hätte
dich sonst mit Namen festgenagelt, die du nicht wissen konntest. Die Erwähnung, wir wollten die
Heimatwelt der Haluter vernichten, war noch geschickter. Männer, die schallend lachen, benehmen
sich meistens friedfertig. Auf alle Fälle scheinen die damaligen Tefa-Siedler nicht viel getaugt
zu haben. Die echten Lemurer duldeten sie, aber sie lehnten sie ab. Unser Problem besteht darin,
erst einmal durch den Transmitter zu kommen und den Andromedanebel wieder zu erreichen. Gelingt
das, können wir uns um die Zeitfalle Vario kümmern, die zu dieser Zeit schon bestanden haben muß.
Es wäre gelacht, wenn wir keinen Weg fänden, die Zeitversetzung rückläufig zu machen. Wir müssen
nur vor den wahrscheinlich existierenden Zeitagenten der Meister der Insel auf der Hut sein. Sie
dürften in dieser Epoche eine Wachtruppe haben. Wahrscheinlich weiß sie jetzt schon, daß wir
durch einen Trick entkommen sind. Wenn wir über Terra ankommen, heißt es Augen und Ohren
offenhalten. Männer wie dieser Admiral Hakhat sind Könner.«
Unser Chefmathematiker, Dr. Hong Kao, ein Mann mit stets neuen Ideen, meinte sinnend:
»Hm – ich möchte wissen, wo vor fünfzigtausend Jahren die Akonen waren, aus denen später
die Arkoniden hervorgingen. Haben sie überhaupt eine fünfzigtausendjährige Geschichte? Wenn ja,
könnten sie auf Grund ihrer heute noch erkennbaren Menschenähnlichkeit leicht mutierte Nachkommen
der damaligen Lemurkolonisten sein, die dem halutischen Angriff durch Zufall entgangen sind.
Daraus folgt, Herr Lordadmiral, daß die von den Akonen abstammenden Arkoniden nichts anderes sind
als Nachfahren der damals geretteten Lemurer. Genau betrachtet, Sir, wären wir Terraner demnach
reinrassige Lemurnachkommen und Sie mitsamt dem arkonidischen Volk ein mutierter Splitterzweig.
Somit, so beweist es die Königin der Wissenschaften, die Mathematik, sind wir Terraner eigentlich
Ihre Vorfahren.«
Ich war fassungslos, zumal mein Extrahirn behauptete, Hong Kao hätte recht.
Ich sah überlegende und grinsende Terraner, die mich alle fixierten, als wollten sie mich im
nächsten Augenblick mit ihren Blicken sezieren. Dann meldete sich auch noch Rhodan.
»Nenne du mich niemals mehr einen Höhlenwilden, dessen Vorfahren bei deiner Landung auf der
Erde noch die Maden aus den Baumrinden gekratzt hätten. Das war ein kleiner Zufall, sonst nichts!
Dein Stammvolk, die Akonen, wurden von den Halutern übersehen. Vor zwanzigtausend Jahren haben
sich die Arkoniden von den Akonen getrennt und ein eigenes Imperium gegründet. Zehntausend Jahre
später hat man dich auf die Reise geschickt, und niemand auf Arkon wußte, daß du die
Ursprungswelt anfliegen würdest. Wir echten Lemur-Terraner haben die vergessenen Errungenschaften
unserer Vorfahren erst wieder nachholen müssen. Das ist euch und den Akonen erspart geblieben.
Zum Teufel, mir wird alles klar! Ihr konntet leicht mit euren Raumschiffen protzen. Ihr hattet
nicht jahrtausendelang unter Nachkriegswehen zu leiden.«
Mir wurde schwindelig. Ich sah die Männer geistesabwesend an und suchte nach Worten.
»Hallo, Enkel, wie geht es dir?« sagte der Ertruser Melbar Kasom mit einem
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