Silberband 029 - Der Zeitagent
verwirren.
Die Feuerbälle explodierter Bomben dagegen konnten nicht deutlicher sein. Rauchsäulen stiegen
hell in den Himmel, und Echsen liefen in panischem Entsetzen ziellos umher. Einmal landete etwas
und stieg nach kurzer Zeit wieder auf. Vielleicht hatten die Tefroder ihren gefangenen Kameraden
herausgeholt. Aber auch von diesem war nicht mehr zu erkennen gewesen als ein unsteter
Schatten.
Unvermittelt brach das Bombardement ab. Die Angreifer verschwanden. Zurück blieben rauchende
Trümmer, in die sich ein heftiger Wolkenbruch ergoß.
»Nun, Hawk …?«
Perry Rhodans Stimme schien durch schallschluckende Wände gedämpft zu sein. Die Rückkehr in
die Gegenwart war stets um so schwieriger, je mehr Omar sich zuvor hatte konzentrieren
müssen.
Er blinzelte in den Lichtkegel eines Helmscheinwerfers.
»Es tut mir leid, Sir. Die Wahrnehmung war gestört. Praktisch weiß ich jetzt nicht mehr als
zuvor. Ich habe die Angreifer nicht identifizieren können.«
»Schade«, sagte Rhodan enttäuscht. »Nun gut, brechen wir auf.«
Er gab dem Sprecher der Tankan ein Zeichen. Geräuschvoll setzte sich die Horde der Echsen in
Bewegung. Die mächtigen Leiber dampften und strömten einen strengen Geruch aus. Hintereinander
zogen die Wesen an den Menschen vorbei – eine seltsame Laune der Natur und zum Aussterben
verurteilt, ehe sie genügend Intelligenz besaßen, um etwas dagegen zu tun.
13.
Der Dunst verzerrte die Konturen des hellgelben Sonnenballs und ließ ihn unförmig
erscheinen. Der Himmel über Pigell war an diesem Morgen des 22. Juni 2404 so klar wie selten,
wenn die Meteorologen der Erde auch von ›bedeckt‹ gesprochen hätten. Aber die tiefe Bläue des
unendlichen Alls war vom sechsten Wegaplaneten aus niemals zu sehen.
Stumm stand Omar Hawk am Ufer des Schlamm-Meeres, das bis zum Horizont reichte. Eine Brandung
gab es nicht, jedenfalls nicht bei der herrschenden Windstille. Dennoch war die Oberfläche des
Meeres alles andere als unbewegt. Unaufhörlich wölbten sich riesige Blasen auf und zerplatzten
mit schmatzenden Geräuschen. Viele Meter durchmessende Fontänen von Dampf und kochendem Wasser
schossen eruptionsartig aus dem braungrünen, schleimigen Morast. Riesige Schlangenleiber
schlängelten sich auf der brodelnden Oberfläche dahin. Ab und zu tauchte der Schädel eines
Tiergiganten auf, der selbst in der Urzeit des Planeten Erde seinesgleichen gesucht hätte. Omar
schätzte, daß die Köpfe zwischen zehn und fünfzehn Meter durchmaßen. Die triefenden Mäuler waren
so groß, daß drei terranische Prallfeldgleiter im Formationsflug hätten hineinsteuern können.
Aber es gab auch eine Fülle von Kleinlebewesen. Jener altgriechische Philosoph, der seinerzeit
behauptet hatte, alles Leben entwickelte sich spontan aus Schlamm, wäre über das millionenfache
Gewimmel entzückt gewesen.
Im Süden stieg plötzlich eine rote Feuersäule kilometerhoch empor, kletterte höher und höher,
bis sie an die formlose Wolkenschicht stieß. Donnerähnliches Grollen rollte heran. Gleichzeitig
damit schwankte der Boden. Risse bildeten sich, aus denen beißender Qualm kroch. Die Feuersäule
des Vulkanausbruchs stand noch immer, scheinbar unbeweglich.
Minuten später tauchte aus der gleichen Richtung ein dünner, brauner Streifen auf, wurde rasch
größer und näherte sich.
Omar Hawk, der die Gefahr früher erkannte als Perry Rhodan, pfiff seinem Okrill. Danach hob er
den Terraner an und setzte ihn auf den Rücken eines Tankan. Er selbst stieg hinterher. Die Echse
ging sekundenlang in die Knie und schnaubte protestierend. Aber Omar konnte ihr sein Gewicht
nicht ersparen. Rhodan würde sich auf dem glatten Rücken niemals allein halten können. Der Okrill
sprang auf den Rücken des nächsten Tieres. Grollend blickte er der heranrollenden Schlammwelle
entgegen.
Minuten später toste die Flut über die Herde hinweg. Omar Hawks Beine preßten sich gegen den
Leib der Echse. Mit den Händen umklammerte er Perry Rhodan. Im letzten Augenblick dachte er
daran, seinen Helm zu schließen.
Etwa fünf Meter hoch war die Schlammwand. Die Tankan schienen sich nicht vor ihr zu fürchten.
Im Gegenteil, sie stürmten ihr entgegen, als sie bis auf hundert Meter heran war. Die plump
wirkenden Leiber versanken nicht, sondern wurden emporgehoben und sanft wieder abgesetzt. Hinter
ihnen brach sich die Wand mit ohrenbetäubendem Dröhnen. Jetzt wußte Omar, warum die Tankan der
Flutwelle
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