Silberband 029 - Der Zeitagent
innerhalb Sekunden anzupassen.
Alle trugen sie die neuen Spezialkampfanzüge. Die atomaren Regeneratoren in den
Rückentornistern waren siganesische Meisterwerke. Die im Anzug untergebrachten Nahrungs- und
Wasserkonzentrate reichten für drei Monate; der Luftvorrat war praktisch unbegrenzt, da er
ständig erneuert wurde. Selbstverständlich verfügten die Anzüge über hochwertige
Individualschutzschirme, Deflektoranlagen, Antigravprojektoren und waren flugfähig.
Tako Kakuta war ebenfalls in der Zentrale. Der Funk blieb eingeschaltet, so daß sie ständig
mit Lemy Danger in Verbindung standen, der in seiner HELLTIGER saß. Der winzige ›Kreuzer‹ lag
startbereit vor der ausgeschnittenen Ladeluke der R-10. Ein Druck auf einen Kontrollknopf würde
genügen, und das Schiff würde wie ein Torpedo aus seinem Versteck hervorbrechen und mit
unvorstellbarer Beschleunigung davonjagen.
Rakal sah auf den Bildschirm. Er erkannte den leeren Hangar der DERINGHOUSE und die geöffnete
Ausflugluke. Auf einem anderen Bildschirm war das Gesicht von Reginald Bull zu sehen. Er lächelte
Rakal ermunternd zu.
Auf dem dritten Schirm schließlich war Oberst Matenbac zu erkennen.
»Wir nähern uns jetzt der Kampfzone«, sagte er, um die in der R-10 Eingeschlossenen zu
informieren. »Bis jetzt hat man uns nicht bemerkt. Wir werden nicht näher herangehen, um uns
nicht zu verraten. Sind Sie bereit?«
Rakal nickte.
»Wir warten, Sir.«
»Gut. Dann wünschen wir alle Ihnen viel Glück.«
Die R-10 glitt schwerelos aus dem riesigen Hangar und entfernte sich dann schnell von der
DERINGHOUSE. Gleichzeitig flammte der grüne Schirm auf, der das Schiff völlig von der Außenwelt
abschloß, ohne ihm und der Mannschaft die Sicht zu nehmen. Rakal orientierte sich. Die rote Sonne
stand weit hinten, fast vier Lichtmonate entfernt. Unmittelbar rechts vorn in Flugrichtung
flammte der blaue Überriese, das Muttergestirn Varios. Vario selbst war ein heller Lichtpunkt
genau in Flugrichtung.
Tefroder und Maahks lieferten sich eine erbitterte Raumschlacht. Rakal schüttelte den Kopf.
Wie Tronar und Tako war er der Meinung, daß alle diese verschwendeten Energien einem besseren
Zweck dienen könnten. Wer immer da auch starb, es waren intelligente Lebewesen, ob sie nun wie
Menschen aussahen oder nicht.
Mit Bedauern entsann er sich, daß diese Schlacht das Werk terranischer Taktik war. Sie war
durch einen Trick herbeigeführt worden, um vier Menschen den Sturz in die Vergangenheit zu
ermöglichen. Vielleicht hätte sie früher oder später ohnehin stattgefunden, auch ohne die
Vermittlung der Terraner, aber das Schuldgefühl in Rakal blieb.
Niemand achtete auf die R-10, die sich langsam an das Geschehen heranschob.
Die Tefroder griffen mit unvorstellbarer Wucht an, ohne auf die eigenen Verluste zu achten.
Sie rissen Lücken in die Reihen der Maahks, stießen hinein und verbreiteten dort im Verband des
Gegners grenzenlose Vernichtung. Kleine Sonnen blitzten auf und erloschen wieder. Dort, wo sie
entstanden, gab es danach keine Schiffe mehr.
»Bald werden sie uns entdecken«, flüsterte Tronar beunruhigt. »Wir können nicht ewig hier
warten.«
»Wir müssen. Wenn wir allein in Richtung Vario weiterfliegen, fallen wir erst recht auf.
Warten wir, bis einige der Maahks ausbrechen und versuchen, Vario anzugreifen. Erst zu diesem
Zeitpunkt wird der Zeittransmitter aktiviert werden, um die Angreifer – und uns –
einzufangen.«
Fast sah es so aus, als würde keinem einzigen Schiff der Maahks der Durchbruch gelingen, aber
dann sonderten sich plötzlich sieben der schwarzen Walzen ab und beschleunigten mit höchsten
Werten. Sie rasten in Richtung Vario davon, ohne sich um etwaige Verfolger zu kümmern. Die
Kommandanten mußten den Befehl erhalten haben, sich zu opfern und dabei Vario zu vernichten.
Rakal wußte, daß er diese wahrscheinlich einzige Chance nicht verpassen durfte.
Er flog hinter den sieben Schiffen her, hielt aber genügend Abstand, um Feindberührung zu
vermeiden.
Vario wurde schnell größer.
Diesmal war seine gesamte Oberfläche scheinbar von riesigen Waldflächen bedeckt, nur durch
gelegentliche Höhenzüge unterbrochen. Rakal wußte, daß das eine Täuschung war, ein Teil der
Falle. Und die Maahks mußten annehmen, daß unter der Waldtarnung die gesuchten Angriffsziele
lagen, die Industriewerke und Waffenfabriken.
Aber noch ehe sie ihre Bomben abwerfen konnten, trat die Zeitfalle
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