Silberband 030 - Bezwinger der Zeit
Cordhose.
»Diese verdammte Straße ist schon fast zugeweht«, sagte er als Begrüßung. »Warum haben Sie die
Schaltstation so weit von der Stadt weg errichtet?«
»Weil sie explodieren könnte«, erwiderte Rabkob sanft. »Es genügt, wenn dabei der Erste
Schaltmeister den Tod findet.«
»Ich mag heroische Menschen«, erklärte Aboyer und grinste breit. Seine Pferdezähne blitzten im
Licht der Leuchtröhren.
»Warum sind Sie hergekommen?« fragte Rabkob zornig. »Befürchten Sie, daß man mich hier draußen
überfällt?«
»Ich muß Sie lebend zur Erde und zu dieser Konferenz bringen«, versetzte der Agent. »Das ist
meine Arbeit, ebenso wie es Ihre Arbeit ist, den Ersten Schaltmeister zu spielen.«
»Kommen Sie herein«, sagte Rabkob, etwas besänftigt. »In zwanzig Minuten werden die
Förderanlagen in den Rumalinwerken stillgelegt. Ein Teil der Energie muß dann zur Wärmeversorgung
in die Stadt umgeleitet werden.«
Aboyer klopfte den Staub aus seinem Pullover und starrte verdrossen in die Wüste hinaus.
»Leben Sie gern hier, Rabkob?« Er schüttelte den Kopf. »Kein bißchen Abwechslung. Keine
Wälder, keine Bäder, keine Nachtlokale, keinen Whisky.«
»Wir haben auf Rumal alles ohne fremde Hilfe geschaffen. Darauf sind wir stolz.«
Aboyer zuckte mit den Schultern und betrat hinter Rabkob die Schaltstation. Der Erste
Schaltmeister wünschte, man hätte ihm einen ruhigeren Agenten geschickt. Aboyer schien jedem zu
mißtrauen. Er schnüffelte überall herum und stellte unverschämte Fragen. Außerdem war sein
Auftreten gegenüber den Rumalern manchmal fast beleidigend.
Unmittelbar vor dem großen Schaltraum trat Aboyer an Rabkobs Seite.
»Ist Ihnen irgend etwas am Verhalten Ihrer Frau aufgefallen?« fragte der Agent.
Rabkob blieb abrupt stehen. »Was soll das bedeuten?« knurrte er.
Aboyer grinste beschwichtigend. »Ich weiß nicht. Sie kam mir ein bißchen verändert vor.«
»Sie sind jetzt seit zwei Tagen bei uns. Wie wollen Sie da feststellen, ob sie sich verändert
hat?«
»Es ist nur so ein Gefühl«, bekannte Aboyer.
Rabkob stieß wütend die Tür zum Schaltraum auf und beachtete den Agenten nicht länger. Er war
überzeugt, daß Aboyer nur gekommen war, um sich die Zeit zu vertreiben.
Emilio Alberto Aboyer blieb, geblendet von der Lichtfülle des großen Schaltraumes, im Eingang
stehen. Dann stieß er einen leisen Pfiff aus. Das Erstaunen seines Besuchers über die Einrichtung
des Raumes versöhnte Rabkob etwas. Schon viele Terraner, die Rumal besucht hatten, waren von der
Schaltstation beeindruckt worden.
»Finden Sie sich hier überhaupt zurecht?« fragte Aboyer fassungslos und machte eine alles
umfassende Geste. »Wie viele Schalter gibt es, die Sie bedienen müssen?«
»Es sind über viertausend Hauptschalter«, entgegnete Rabkob belustigt. »Die Nebenschaltungen
werden positronisch gesteuert.«
»Das ist also das Herz Rumals«, sagte Aboyer. Er folgte Rabkob zu der ersten Reihe der
Schalttafeln. Blinzelnd starrte er zu den Kontrollampen hinauf.
»Ich komme mir vor wie Alice im Wunderland«, sagte er zu Rabkob.
Der Erste Schaltmeister fühlte sich geschmeichelt. Er begann Aboyer die einzelnen Schaltungen
zu erklären. Zu seinem Erstaunen hörte der Agent zu, ohne ihn zu unterbrechen. Als Rabkob kurze
Zeit später die Rumalin-Anlagen stillgelegt hatte, stellte Aboyer einige Fragen, die dem
Schaltmeister bewiesen, daß der Terraner sogar einige Sachkenntnisse besaß.
Als sie den Schaltraum verließen, sagte Aboyer zu Rabkob: »Bitte unterhalten Sie sich mit
Ihrer Frau, wenn Sie nach Hause kommen, Rabkob.«
»Meinetwegen«, sagte Rabkob widerstrebend. »Aber ich glaube nicht, daß man versucht, über sie
an mich heranzukommen.«
»Ich glaube es ebenfalls nicht«, stimmte Aboyer zu. »Ich muß jedoch an alles denken.« Er
grinste. »Man darf keine Schaltung vergessen, was?«
Mit einem Schlag erschien Rabkob dieser Mann weniger unsympathisch. Schließlich war Aboyer nur
auf Befehl nach Rumal gekommen. Er tat nur seine Arbeit.
»Morgen früh landet der Kurierkreuzer MUTRAS auf dem Raumhafen, um uns abzuholen«, sagte
Aboyer, als Rabkob ihn in den Vorhof begleitete. »Bitte packen Sie bis zu diesem Zeitpunkt Ihre
Sachen.«
Er schüttelte dem Ersten Schaltmeister die Hand und kletterte in das Fahrzeug, das man ihm für
die Dauer seines Aufenthaltes zur Verfügung gestellt hatte. Mit Höchstgeschwindigkeit raste er
aus dem Vorhof hinaus.
Rabkob atmete
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