Silberband 030 - Bezwinger der Zeit
niemand im Gang befand. Mühsam drehte er den schweren Mann auf den Rücken. Woolver hatte schwere
Brandwunden im Gesicht und an den Händen.
Aboyer sprang auf. Er rannte auf die nächste Tür zu und riß sie auf. Ein ebenso erschrockener
wie empörter Beamter der Abwehr starrte ihn an.
»Kommen Sie heraus!« rief Aboyer. »Es ist etwas passiert.«
»Wer sind Sie überhaupt?« erkundigte sich der Mann unwillig.
»Mein Name ist Aboyer. Dort draußen liegt einer der Woolver-Zwillinge. Bewußtlos und mit
schweren Verbrennungen. Geben Sie endlich Alarm.«
Der Beamte dachte nicht daran, Alarm auszulösen, aber er kam hinter seinem Schreibtisch hervor
und begleitete Aboyer auf den Gang hinaus. Als er den Mutanten liegen sah, beschleunigte er sein
Tempo. Gleich darauf stand er über Woolver gebeugt und stieß eine Verwünschung aus.
»Worauf warten Sie noch?« knurrte Aboyer.
Der Mann riß einen Desintegrator aus dem Gürtel und richtete ihn auf Aboyer.
Aboyer seufzte. Auf einen Wink des Beamten trat er an die Wand. Erst jetzt beugte sich der
Abwehrmann zu Woolver hinab.
»Es ist Rakal«, sagte er. »Er wurde verletzt. Wenn Sie etwas mit der Sache zu tun haben,
kommen Sie hier nicht mehr heraus.«
Der Beamte ging zum Sprechgerät neben dem Lifteingang und gab Alarm. Wenige Augenblicke später
wurden überall die Türen aufgerissen. Agenten und Angestellte stürmten auf den Gang heraus.
Aboyer verzog unwillkürlich das Gesicht.
»Hätten Sie nicht einen Arzt rufen können?« rief er ärgerlich.
Er war erleichtert, als er Mercant sah, der sich einen Weg durch die unschlüssigen Zuschauer
bahnte. Mit einem Blick erkannte Mercant den Mann am Boden.
»Schnell! Rufen Sie Wolkow!« befahl er einem der Umstehenden.
Der Beamte, in dessen Zimmer Aboyer eingedrungen war, ließ verlegen seine Waffe sinken und
sagte zu Mercant: »Dieser Mann hat Woolver gefunden, Sir.« Er deutete auf Aboyer.
Aboyer nickte bestätigend. »Ich kam, um meinen Ausweis zurückzugeben. Als ich den Lift
verließ, materialisierte der Mutant vor dem Energieverteiler. Er brach sofort zusammen.«
Mercant nickte und schickte die Umstehenden wieder an ihre Arbeit.
»Sobald Wolkow da ist, werde ich entscheiden, was mit Woolver geschieht. Ich frage mich, wo er
herkommt. Die Verletzungen sehen nicht so aus, als seien sie durch eine Energiewaffe ausgelöst
worden.«
Woolver stöhnte und bewegte sich. Mercant legte ihm eine Hand auf die Schulter.
»Er hatte wahrscheinlich irgend etwas entdeckt und wurde dabei verletzt«, vermutete der
Abwehrchef.
Aboyer dachte einen Augenblick über den Sinn dieser Worte nach, bevor er antwortete: »Ich
dachte, die Waffe sei längst komplett und unschädlich gemacht, Sir?«
»Das ist richtig«, stimmte Mercant zu. »Wir glauben jedoch, daß sie nur ein Vorwand war, um
uns von einem Anschlag größeren Stils abzulenken.«
»Sie glauben also, daß Woolver eine Spur gefunden hat?« Aboyer dachte daran, daß heute der 30.
März war. Wenn die Konferenzteilnehmer weiterhin bedroht waren, blieb Rhodan wenig Zeit, diese
Gefahr abzuwenden.
Bevor Mercant ihm antworten konnte, tauchte Dr. Wolkow neben ihnen auf. Wolkow war ein
kleiner, nervös wirkender Mann, der Woolver voller Hast abtastete.
»Die Brandwunden sind nicht so schlimm, Sir«, sagte er zu Mercant. »Im Plasmabad sieht der
Junge nach ein paar Tagen wie neu aus. Er muß jedoch unter dem Einfluß einer kurzen, aber harten
Strahlung gestanden haben, die einen Schock in ihm ausgelöst hat.«
Mercant ließ eine Antigravbahre kommen. Sie betteten Woolver darauf und brachten ihn auf die
Krankenstation des Hauptquartiers. Rhodan, Atlan und John Marshall wurden benachrichtigt.
»Sie müssen ihn unter allen Umständen aus seiner Bewußtlosigkeit reißen«, sagte Mercant zu
Wolkow. »Wir müssen wissen, was ihm passiert ist.«
Der Telekom der Krankenstation summte. Einer der Ärzte schaltete das Gerät ein. Ein Mann in
der Uniform der Abwehr wurde sichtbar.
»Es ist für Sie, Sir!« rief der Arzt Mercant zu. Der Abwehrchef trat vor das Gerät.
»Ich spreche vom dritten Polizeirevier aus, Sir«, berichtete der Beamte, als er Mercant sah.
»Zwei Polizisten haben auf ihrer Streife einen Mann mit Brandverletzungen gefunden.«
Mercant blieb vollkommen ruhig. »Weiter!« forderte er den Sprecher auf.
»Ich glaube, es handelt sich um Wuriu Sengu, den Späher. Er ist noch bewußtlos.«
Mercant wandte sich um und blickte Aboyer bedeutungsvoll an.
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