Silberband 030 - Bezwinger der Zeit
einfallen, von welcher Welt Sie
kommen.«
Willy verschränkte höflich zwei Tentakel und genoß den warmen Luftstrom, der durch die offene
Tür kam.
»Ah!« machte Riera schließlich und zupfte sich am Bart. »Hundertsonnenwelt! Stimmt das?«
»Ja, Mister Riera«, stimmte Willy zu. »Ich möchte Sie ein paar Minuten sprechen, wenn es Ihre
Pläne zulassen.«
Riera lächelte müde. Er sah so alt und hilflos aus, daß Willy am liebsten seine Beine
umschlungen und ihn gestützt hätte. Er durfte sich jedoch durch den Anblick dieses Mannes nicht
täuschen lassen. Der Kolonist mußte ein zäher Bursche sein, sonst hätte man ihn nicht zu dieser
Konferenz geschickt.
Riera trat zur Seite und machte eine einladende Handbewegung.
»Kommen Sie herein«, forderte er Willy auf.
Willy trippelte auf seinen kurzen Beinchen auf den Eingang zu, blieb aber unmittelbar vor
Riera stehen.
»Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir nach unten gehen und einen der kleinen Aufenthaltsräume
benutzen?« fragte er. »Dort ist es wärmer. Ich kann das Klima hier nur schlecht vertragen.«
Riera sagte entgegenkommend: »Ich werde meine Zimmerheizung auf volle Leistung drehen. Dann
ist es bestimmt noch wärmer als unten, und wir können uns ungestört unterhalten.«
So viel Freundlichkeit ließ Willys Entschlossenheit, den Administrator auf jeden Fall aus dem
Zimmer zu locken, dahinschmelzen. Er kroch ins Zimmer und beobachtete, wie Riera die Heizung
regulierte.
Der Administrator warf sich in einen Schwebesessel. Die Gelenke seiner dürren Beine knackten.
Dann griff er nach einer Flasche, die eine bräunliche Flüssigkeit enthielt, und nahm einen tiefen
Schluck. Schließlich schenkte er Willy ein freundliches Lächeln.
»Worum geht es?« fragte er.
Willy, den die unerwartete Entwicklung verwirrte, fühlte sich auf verlorenem Posten. In ein
paar Minuten würde Aboyer durch die Tür hereinkommen, die Riera nicht zugedrückt hatte.
»Wie stehen Sie zu Perry Rhodan?« brachte Willy hervor.
Riera öffnete seine Jacke und zeigte Willy die Narbe einer schweren Brandverletzung.
»Als ich noch jung war«, sagte er, »habe ich auf einem Raumschiff für Perry Rhodan gekämpft.
Ich war von seinen Ideen und Plänen überzeugt. Das änderte sich, als ich nach Plaza de
Bravos kam. Wahrhaftig, unsere Welt ist ein Ort der Tapferen, sie verdient diesen Namen zu
Recht. Wir müssen jeden Meter Land einem erbarmungslosen Dschungel abringen. Und nun, da wir es
endlich geschafft haben, mit verschiedenen Nachbarkolonien erfolgreichen Handel zu betreiben,
kommt Perry Rhodan und will unsere Gewinne als Falschgeld abstempeln.«
Willy zerfloß fast vor Mitleid mit diesem Mann. Gleichzeitig dachte er an die Enttäuschung,
die er Aboyer bereiten mußte. Gab es keinen Weg, um Riera aus dem Zimmer zu bringen?
»Sie werden also während der Konferenz gegen Rhodan sprechen?« fragte Willy bekümmert.
»Das Imperium wartet auf Rhodans Ansprache«, entgegnete der Administrator. »Alles spricht
dafür, daß der Großadministrator seine bereits veröffentlichten Ideen noch einmal bekräftigen
will. Sollte er das wirklich tun, werde ich einer der ersten sein, der Rhodans Rücktritt
verlangt.«
»Vielleicht hat Perry Rhodan überzeugende Argumente«, sagte Willy und starrte mit einem
Stielauge zur Tür.
»Hunger, Not und Verzweiflung sind die besten Argumente«, erwiderte Riera. Er sah jetzt weder
alt noch verbraucht aus. Er war zur Erde gekommen, um die Interessen seiner Kolonie zu
verteidigen. »Und das alles werden wir auf Plaza de Bravos wieder kennenlernen, wenn unser
Geld eingezogen wird.«
In diesem Augenblick richtete sich Willy auf seinen Beinchen auf und wuchs Riera entgegen.
Entsetzt sah der Kolonist, wie der kugelförmige Körper sich plötzlich vor ihm teilte und gleich
einer großen Flamme an ihm emporschlug. Sein Schrei erstickte unter einer weichen Pseudo-Hand,
die sich auf seinen Mund preßte.
»Ich bedaure sehr, daß ich das tun muß«, entschuldigte sich Willy mit jämmerlicher Stimme.
»Ich hoffe, daß ich es irgendwie einmal gutmachen kann, Mister Riera.«
Riera konnte noch atmen, obwohl er vollkommen von Willy eingehüllt war. Er kam sich vor wie in
einem riesigen Kokon, seine Bewegungsfreiheit war weitgehend behindert. Im Bemühen, sich
verständlich zu machen, gab er unartikulierte Töne von sich, die Willy jedoch ignorierte.
»Ich werde Sie jetzt aus diesem Zimmer hinausbringen«, erklärte die eigenartige
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