Silberband 030 - Bezwinger der Zeit
auf. »Sie wollen also Aboyer bei seiner Suche
unterstützen?«
»Glauben Sie, ich bleibe hier sitzen, bis ganz Asien von einer Atomexplosion vernichtet wird?«
Atlan schüttelte den Kopf. »Kehren Sie zum Mond zurück. Sobald ich wichtige Daten habe, werde ich
Sie informieren.«
»Wollen Sie keine offizielle Auswertung durch die Großpositronik auf Luna beantragen?« fragte
Sintra.
»Ich verspreche mir wenig davon«, meinte Atlan. »Bis die Antwort vorliegt, vergehen weitere
Stunden. Würde NATHAN unseren Verdacht bestätigen, fände Rhodan bestimmt einen Ausweg, die
Konferenz doch stattfinden zu lassen. Er brächte es fertig, in aller Eile einen anderen
Konferenzort zu bestimmen und wäre noch der Meinung, dem Sicherheitsbedürfnis der Abgeordneten
genügend entgegengekommen zu sein.«
Unwillkürlich blickte Sintra auf die Uhr, die hinter Atlans Schreibtisch an der Wand befestigt
war.
2. April 2405 – 4 Uhr und 3 Minuten.
In neunundzwanzig Stunden begann die Konferenz.
25.
Gelangweilt zog Miras-Etrin die Mikrofilmkassette aus dem Vorführapparat und
schaltete das Kabinenlicht ein. Ein kurzer Knopfdruck ließ das Gerät am Tisch verschwinden.
Die Filme der Tefroder behandelten immer die gleichen Themen. Für einen Zellaktivatorträger
waren die Probleme kurzlebiger Intelligenzen uninteressant.
Das Raumschiff, in dem sich der Meister der Insel aufhielt, war noch immer ungefähr 250
Lichtjahre vom Solsystem entfernt und stand bewegungslos im Weltraum. Die Untätigkeit der letzten
Tage trug nicht dazu bei, die Laune Miras-Etrins zu verbessern. Zwar hatte er in Broysen, dem
Kommandanten des tefrodischen Schiffes, einen beachtlichen Gegner im dreidimensionalen Logikspiel
gefunden, doch damit konnte er sich nur wenige Stunden beschäftigen, weil Broysen die meiste Zeit
in der Zentrale sein mußte.
Jetzt allerdings war die Wartezeit vorbei. In einer Stunde würde das kleine Beiboot in den
Raum starten und Kurs auf das Solsystem nehmen. Der Duplo, der sich an Bord des winzigen Schiffes
befinden würde, hatte nur eine Aufgabe: Er mußte die dritte Fragmentwaffe am Morgen des 3. April
von einem TV-Satelliten aus zünden.
Auf diesen Teil seines Planes war Miras-Etrin besonders stolz. Selbst wenn die Terraner im
letzten Augenblick Verdacht schöpfen sollten, würden sie niemals herausfinden, daß der
entscheidende Schlag von einem der Television-Satelliten geführt werden sollte. Miras-Etrin
schaltete das Mikrophon des Interkoms ein.
»Hallo, Kommandant! Hier spricht Miras-Etrin. Haben Sie alles vorbereitet?«
»Das Schiff ist startklar, Maghan«, kam die Antwort. »Wenn Sie gestatten, möchte ich Sie kurz
vor dem Abflug in Ihrer Kabine aufsuchen.«
»Was wollen Sie?« erkundigte sich der MdI verdrossen. Broysens geistige Beweglichkeit bildete
immer wieder Anlaß zu Ärgernissen.
»Ich möchte tauschen«, sagte der Kommandant.
»Tauschen?« Faktor IV wölbte verständnislos die Augenbrauen. »Was möchten Sie tauschen,
Kommandant?«
»Machen wir uns nichts vor, Maghan«, sagte Broysen tonlos. »Ich habe nicht mehr lange zu
leben. Deshalb möchte ich das kleine Schiff fliegen und die dritte Fragmentwaffe
zünden.«
»Die gesamte Besatzung kann uns hören«, murmelte Miras-Etrin. »Kommen Sie in meine
Kabine.«
Er unterbrach die Verbindung und machte seine Waffe schußfertig. Bei Broysen mußte man mit
allem rechnen. Wenige Augenblicke später betrat der Kommandant die Kabine. Als er die Waffe in
Miras-Etrins Händen sah, lächelte er.
»Wollen Sie mich sofort erschießen?«
Miras-Etrin schüttelte den Kopf. »Sie wissen, daß der Flug ein Todeskommando ist. Sie werden
nicht mehr zurückkehren. Ich frage mich, ob Sie nicht vorhaben, sich den Terranern zu ergeben und
die Waffe nicht zu zünden.«
»Erinnern Sie sich noch an unser erstes Spiel, Maghan?« fragte Broysen und deutete zu dem
Figurenkasten hinüber. »Ich hatte eine selbstkonstruierte Mikrobombe bei mir. Ich hätte uns beide
töten können, aber ich tat es nicht. Ich verspreche Ihnen, daß ich den Auftrag sorgfältiger
ausführen werde, als es der Duplo, den Sie ausgewählt haben, jemals tun könnte.«
Miras-Etrin schob die Strahlwaffe in seinen Gürtel und strich nachdenklich über seine
Haare.
»Sie sind ein eigenartiger Mann, Broysen. Vielleicht könnte man Sie als einen loyalen Rebellen
bezeichnen. Im Grunde genommen versuchen Sie das gleiche wie ich: weiter nach oben zu kommen. Sie
hoffen, daß Sie
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