Silberband 031 - Pakt der Galaxien
nickte.
»Es wird auch Zeit. Das untätige Warten ist unerträglich. Es beruhigt die Nerven nicht. Im
Gegenteil.«
»Vielleicht war es aber taktisch richtig, zu warten.«
»Wegen der Tefroder? Wieso?«
Ȇberlegen Sir nur, Captain: Die Tefroder haben die Korvette gefunden und vernichtet. Sie
haben aber auch unser Beiboot geortet und verfolgt. Sie wissen also, daß es uns gibt –
trotzdem haben sie die Suchaktion abgebrochen. Das kann doch nur bedeuten, daß sie unsere Absicht
erraten. Wir haben ja auch keine andere Wahl – und die Tefroder wissen das. Sie wollen uns
lebendig, und sie brauchen nur zu warten, bis wir auf Hoel landen. Dann haben sie uns.«
Captain Vita nickte langsam.
»So könnte es sein, Sir. Jetzt habe ich endlich die Erklärung für das Verhalten der Tefroder.
Natürlich, das ist es! Sie wollen uns eine Falle stellen, und diese Falle steht auf Hoel. Wollen
wir Verbindung zu Gucky und den Zwillingen aufnehmen?«
»Vielleicht wissen die Tefroder noch nichts von ihnen, und wir würden sie nur verraten. Aber
ein Lebenszeichen sollen sie bekommen, sobald es soweit ist. Vielleicht machen sie sich
Sorgen.«
Sie schwiegen eine Weile, und jeder hing seinen Gedanken nach. Die blauen Sonnen sanken dem
Horizont entgegen. Um sie herum war Stille. Eyhoe VIII hatte noch kein eigenes Leben entwickelt,
bis auf die Vegetation. Eines Tages würde es auch hier Leben geben, und dann war es vorbei mit
der Ruhe und dem Frieden.
»Ich habe Angst«, sagte Captain Vita plötzlich mit belegter Stimme. »Ich habe noch nie in
meinem Leben solche Angst gehabt wie jetzt.«
»Ich habe auch Angst«, gestand Redhorse. »Es ist bestimmt keine Schande in unserer Lage. In
der Sekunde der Entscheidung werden wir alle keine Angst mehr haben, Captain, aber die Zeit
vorher, das Warten und das Denken – das alles ist schlimmer als das Handeln. Morgen werden
wir alles vergessen haben.«
»Die Toten kann ich nie vergessen, Sir.«
Redhorse sah, wie die erste Sonne ins Meer tauchte.
»Natürlich nicht. Das meinte ich auch nicht. Die Angst werden wir vergessen haben, und den
Gedanken, in eine vorbereitete Falle zu fliegen. Aber gerade die Tatsache, daß wir um diese Falle
wissen, weil wir genauso logisch denken wie der Gegner, macht sie nur halb so gefährlich. Wir
werden den Zwillingen und Gucky eine kurze Information senden, in Klartext, aber nur ihnen
verständlich. Vielleicht können sie etwas für uns tun.«
Captain Helmut Vita stand auf und reckte sich.
»Ich weiß nicht«, sagte er, und seine Stimme klang viel zuversichtlicher als noch vor ein paar
Minuten. »Aber ich glaube plötzlich daran, daß noch alles gut wird. Machen das Ihre Worte,
Sir?«
Redhorse war auch aufgestanden. Er legte seine Hand auf den Arm des Offiziers.
»Nein, es liegt nur daran, daß die Wartezeit vorbei ist. In diesem Augenblick nämlich haben
wir zu handeln begonnen … Kommen Sie, wir gehen zum Schiff zurück. Einige Stunden Schlaf
werden uns guttun …«
Noch bevor die Sonnen aufgingen, startete das Beiboot. Es schoß hinauf in den
hellblauen Himmel, beschleunigte mit Höchstwerten und nahm Kurs auf den unsichtbaren Schwerpunkt
des Systems. Um diesen Punkt kreisten nicht nur die drei Sonnen, sondern auch ihre elf
Planeten.
Zwischen den Bahnen des dritten und zweiten Planeten passierten sie zwei Sonnen. Redhorse und
Björnsen saßen vor dem Funkgerät, während Vita die Steuerkontrolle übernommen hatte.
Björnsen schaltete auf Senden.
Redhorse sagte:
»Hier spricht Cheyenne und sechs Krieger. Mayday für Hoel. Ich wiederhole: Mayday für Hoel.
Zwei Stunden bis Mayday. Ende.«
Björnsen schaltete ab.
»Sie glauben, das genügt?«
»Senden Sie den Spruch in einer Stunde noch einmal und ändern Sie die Zeitangabe entsprechend.
Sicher genügt das. Sie wissen, daß wir in zwei Stunden landen und Hilfe benötigen. Und sie
wissen, daß ich lebe und sechs Mann dazu. Wenn sie können, werden sie etwas
unternehmen …«
»Ortungen, Sir«, sagte der Mann am Ortergerät. »Zwölf Wachkreuzer der Tefroder. Sie schneiden
unseren Kurs.«
Redhorse ging zu ihm und sah auf die Schirme. Er studierte einige Minuten die zwölf hellen
Punkte, dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht.
»Es ist noch nicht die Entscheidung. Sie müßten uns längst gesehen haben, aber sie ignorieren
uns. Sie haben also Befehl, uns passieren und vielleicht sogar landen zu lassen. Behalten Sie
Kurs und Geschwindigkeit bei,
Weitere Kostenlose Bücher