Silberband 032 - Die letzte Bastion
und
die glühende Atmosphäre verriet, wie weit der Atombrand bereits fortgeschritten war.
Noch ein Tag, und Multidon würde auseinanderbrechen. Nichts würde bleiben außer einem
glühenden Trümmerhagel, der weiterhin die rote Sonne umkreiste oder in sie hineinstürzte.
Hinter sich hörte er ein Geräusch. Er fuhr erschrocken herum. Außer ihm und den Gefangenen war
niemand an Bord des Schiffes …
Es war Gucky, der mit schußbereitem Strahler in der Tür stand.
»Du?« fragte Proht überrascht und ignorierte die Waffe. »Hast du es dir überlegt? Du kommst
mit?«
Gucky schüttelte den Kopf.
»Ich werde nicht mitkommen, und meine beiden Freunde werden auch nicht mitkommen, Proht. Du
wirst den Käfig öffnen.«
Proht nickte in Richtung des Strahlers. »Was soll das?«
»Nur damit du nicht auf dumme Gedanken kommst. In diesem Augenblick ist Tronar dabei, den
Käfig zu öffnen. Er wird sich in den Stromkreis des Generators einfädeln und ihn abschalten.
Tronar ist ein Wellensprinter, Proht. Er kann entmaterialisieren, wenn ein Energiestrom vorhanden
ist. Allerdings handelt es sich bei dem Paragitter um fünfdimensionale Kraftfelder, daher weiß
niemand von uns, was passieren wird …«
Der MdI blieb ganz ruhig sitzen. Gucky trat zu ihm, und zusammen sahen sie auf Multidon hinab.
Das Schiff flog niedrig, nur ein paar hundert Meter hoch. Die Temperatur war hier erträglich,
denn die heißen Sturmwinde fegten über die Senke hinweg.
»Tiefer fliegen und landen«, befahl Gucky. »Dort unten bei dem See …«
Weiter kam er nicht.
Ohne jede Ankündigung prallte das Schiff gegen ein unsichtbares Hindernis und platzte dann
auseinander. Proht wurde aus seinem Sitz geschleudert und stürzte haltlos in die Tiefe. Gucky
konnte sich nicht um ihn kümmern, denn er hörte Ras schreien. Mit einem Satz teleportierte er die
wenigen Meter und erwischte Ras noch gerade, bevor er von dem zerberstenden Parakäfig erschlagen
wurde.
»Wo ist Tronar?«
Ras gestikulierte wild mit den Händen. Gucky verstand nicht, was er sagte, aber er begriff,
daß sie beide fielen. Um sie herum waren die Trümmer des Schiffes. Auch die stürzten der
Oberfläche entgegen.
»Runter!« kreischte Gucky, von Panik ergriffen. »Teleportieren!«
Er nahm Ras einfach mit, der von dem Schock so gelähmt war, daß er nicht selbst teleportieren
konnte. Von Tronar war nichts zu sehen. Unten klatschte etwas in den See. Das mußte Proht gewesen
sein.
Gucky teleportierte auf die kleine Felseninsel, die mitten im See lag. Er ließ Ras los und
starrte nach oben in den fast weißen Himmel. Die Trümmer des Schiffes wurden sichtbar. Weit
verstreut fielen sie in den See, auf das Ufergebiet und zum Teil auch auf die Insel.
Mit ziemlichem Krach landete ein Metallblock im seichten Wasser und versank. Als sich die
Wellen am Ufer ausliefen, entstand eine neue Bewegung und neue Wellen.
Ras machte den Mund auf und wollte etwas sagen, aber dann spürte er die Hitze. Die Temperatur
betrug mindestens fünfzig Grad.
Tronar Woolver kam ans Ufer geschwommen und richtete sich auf.
»Wie in der Badewanne«, sagte er und schüttelte sich. »Aber erträglich.«
Er sah hinauf in den Himmel. »Ein Glück, daß ich den Absturz entmaterialisiert überstehen
konnte. Habe mich in einem Stromkreis herumgetrieben. Wo ist Proht?«
Gucky deutete auf den See hinaus.
»Er ist tot. Den Sturz überlebt niemand, der kein Mutant ist.«
Tronar kam zu ihnen. Sie standen etwas erhöht und hatten einen guten Rundblick. Weit
allerdings reichte er nicht, denn die Hänge der großen Senke versperrten die Sicht. Dafür war es
fast windstill.
»Was ist überhaupt passiert?« fragte Ras.
»Ich kann es nur erraten.« Tronar setzte sich auf einen Stein und schüttelte abermals den
Kopf. »Als ich entmaterialisierte und in den Stromkreis des Paragitter-Generators eindrang, muß
eine Störung des fünfdimensionalen Energiefeldes eingetreten sein. Ich verlor die Kontrolle über
mich selbst und weiß nicht mehr, was geschah. Ich weiß nur, daß ich mich in den Generator für die
Stromanlage des Schiffes flüchten konnte. Mit ihm zusammen stürzte ich in den See – ja, und
da bin ich nun.«
Gucky setzte sich ebenfalls.
»Alles schön und gut. Du wirst mir unheimlich, Tronar. Nun, egal. Aber jetzt sitzen wir hier
auf der Insel fest. Der Brand wird einen Tag brauchen, um die Senke zu erreichen. Aber bis dahin
ist bereits Feierabend. Vielleicht können wir noch
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