Silberband 032 - Die letzte Bastion
mit deinem Werk, warum sabotierst du jetzt auch noch die notwendigen
Rettungsarbeiten?«
Gucky zuckte die Schultern.
»Es war reine Notwehr, Proht. Ich hatte immer noch gehofft, du könntest dich dazu
entschließen, meine Freunde freizulassen.«
»Niemals, das sagte ich dir bereits. Ich brauche sie. Sie sind meine Lebensversicherung.«
»Wie wirst du sie wegbringen?«
Jetzt lächelte Proht flüchtig.
»Warum sollte ich dir das verraten? Du würdest alles tun, mich an meinem Vorhaben zu hindern,
nicht wahr? Oh, ich habe mir schon etwas ausgedacht.« Er wechselte das Thema. »Sehen wir uns
noch, bevor ich Multidon verlasse? Wenn du willst, kannst du mit mir kommen. Das ist immer noch
besser, als hier nutzlos und qualvoll zu sterben.«
»Ich werde nicht sterben«, sagte Gucky, der die Gelegenheit, Prohts Gedanken zu erforschen,
nicht nutzlos hatte verstreichen lassen. Diesmal funktionierte es wider Erwarten. »Es kann aber
trotzdem sein, daß wir uns noch einmal sehen. Eine Frage: warum trägst du nicht deinen
Individual-Schutzschirm?«
»Du solltest wissen, daß es auf Multidon keine solchen Schirme geben kann. Sonst wäre es euch
niemals gelungen, hier zu landen. So wie die großen Schirme nicht zu errichten sind, so versagen
auch die kleinen. Ich habe andere Möglichkeiten, mich zu schützen.«
Gucky wußte eigentlich genug. Proht war in Gedanken zu sehr damit beschäftigt, die kurz
bevorstehende Flucht noch einmal in allen Einzelheiten zu überlegen. Und diesmal vernachlässigte
er seine Gedankenabschirmung.
»Ich wünsche dir alles Gute, Proht. Wir haben keine andere Wahl, als Gegner zu sein. Aber ich
glaube, wir haben beide aus unserer Gegnerschaft gelernt. Vielleicht bringst du das Faktor I bei,
so wie ich versuche, es meinen Leuten beizubringen. Darf ich noch mit Ras und Tronar
sprechen?«
»Ich erlaube es dir.«
Gucky ging zum Käfig und hockte sich daneben nieder. Er ließ Proht niemals aus den Augen, denn
in der letzten Verzweiflung verloren alle Gesetze von Fairneß und Rücksichtnahme ihre Gültigkeit.
Aber der Meister beschäftigte sich mit seinen Kontrollanlagen, um Befehle zu geben und sein
Kurierschiff klarmachen zu lassen. Er sagte es nicht so deutlich, aber Gucky wußte Bescheid.
»Keine Sorge, Ras«, flüsterte er schnell. »Ich kenne seine Pläne und werde bei euch sein, wenn
ihr startet. Verhaltet euch ruhig. Wir werden ihn überlisten – hoffe ich.«
Ras nickte, gab aber keine Antwort.
Tronar wisperte:
»Ich kann notfalls in den Stromkreis des Generators eindringen, aber das fünfdimensionale
Energiefeld …«
»Ich weiß«, sagte Gucky. »Später.«
Er erhob sich.
»Danke, Proht.«
Proht drehte sich um. Er nickte.
»Du hast deine Chance bis zur letzten Sekunde. Komm mit mir. Ich verspreche dir, daß dir
nichts geschieht und …«
»Ich werde es mir noch überlegen«, versprach Gucky.
Dann teleportierte er zurück in die unterirdischen Hangars.
Diesmal wußte er genau, wohin er mußte. Proht hatte zu deutlich daran gedacht. Es war eine
Minute der Unüberlegtheit gewesen, oder er hatte vergessen, daß Gucky Telepath war.
Auf Anhieb fand Gucky den Hangar mit den Kurierschiffen. Es war derselbe Hangar, der Ras und
Tronar zur Falle geworden war. Inzwischen waren die Paragitter entfernt worden. Er war hier jetzt
sicher.
Gucky verbarg sich in einem Schiff, dessen Antrieb ausgebaut worden war. Hier war er bestimmt
sicher vor jeder Entdeckung. Niemand würde sich jetzt noch um ein unbrauchbares Schiff
kümmern.
Jetzt konnte er nichts anderes tun als warten.
Warten – bis Proht endlich handelte.
Die Frachter hatten die Überlebenden an Bord genommen und waren gestartet. Sie
wurden sofort von den wartenden Schlachtschiffen der Wachflotte in Empfang genommen und schützend
eingeschlossen. Weit über Multidon und schon tief im Raum sammelte sich das Gros der
Multidon-Flotte.
Es waren insgesamt mehr als fünfzehntausend Schiffe.
Die Kommandanten hatten entsprechende Befehle von Faktor III erhalten. Es war zuerst geplant
gewesen, daß jedes Schiff auf eigene Faust versuchen sollte, den Uklan-Dunkelnebel zu durchqueren
und sich in Sicherheit zu bringen. Aber dann wurde dieser Plan wieder umgestoßen, denn Proht
Meyhet war so klug gewesen, sich in die Lage der Terraner zu versetzen. Er überlegte sich, was er
an ihrer Stelle tun würde.
Und da wußte er, daß die Terraner außerhalb des Dunkelnebels auf ihn warten würden.
Jedes Schiff, das
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