Silberband 032 - Die letzte Bastion
in das Gesicht einer Frau.
Sie brachten die Bewußtlose an Bord der Space-Jet. Hagarthy empfing sie in der
Schleuse. Er war aus dem hastigen Bericht, den Dowen verwirrt hervorgesprudelt hatte, nicht
schlau geworden.
Sie legten die Tefroderin auf den Boden. Der grelle Schein der Deckenbeleuchtung fiel ihr voll
aufs Gesicht. Selbst durch die Helmscheibe hindurch war ihre Schönheit beeindruckend. Sie hatte
die samten braune Hautfarbe ihres Volkes. Die Augen, jetzt geschlossen, waren von erstaunlicher
Größe. Die Nase war fein geformt. Volle Lippen, die ein gewisses Maß an Sinnlichkeit zusammen mit
einem leisen Hang zur Herrschsucht auszudrücken schienen, umrahmten einen Mund, den der reine
Ästhetiker um eine Spur zu groß gefunden hätte.
Hagarthy stürmte davon, ohne ein Wort zu sagen. Dowen und Sid nahmen die Bewußtlose auf und
schafften sie nach drinnen. Unterwegs spürten sie am leisen Zittern des Bodens, daß die Space-Jet
sich wieder in Bewegung gesetzt hatte. Hagarthy war durcheinander. Er wollte seinen Fund so rasch
wie möglich jemand in die Arme legen, der wußte, was er damit anfangen sollte.
Sie betteten die Frau vorsichtig in zwei leere Sitze und blieben davor stehen, um sie vor dem
Herunterfallen zu bewahren. Wenige Minuten später glitt die Space-Jet in die Hangarschleuse der
IMPERATOR. Hagarthy hatte den Rückweg wesentlich schneller bewältigt als den Anflug.
Eine Gruppe von Sanitätern kam an Bord und nahm sich der Bewußtlosen mit einer Antigravbahre
an. Hagarthy entließ seine Männer und befahl ihnen, auf die Posten zurückzukehren, die sie vor
dem Einsatz innegehabt hatten.
Major Hallmann war von erstaunlich langer, hagerer Statur und hatte ein faltiges
Gesicht, das so aussah, als hätte es noch nie im Leben ein Lächeln zustande gebracht. Der Major
saß hinter seinem Arbeitstisch, als Sid Goldstein und Dowen Konnery einige Stunden später zu ihm
gerufen wurden.
»Ich weiß nicht, wie ausgerechnet Sie beide zu diesem Auftrag kommen«, sagte Hallmann und
korrigierte sich sofort: »Nicht, daß ich kein Zutrauen hätte. Daran liegt es nicht. Ich hätte nur
gern gewußt, was man sich weiter oben dabei dachte, als man …«
Er unterbrach sich mitten im Satz und starrte nachdenklich vor sich hin. Es war seine Art,
eine Unterhaltung forsch zu eröffnen, sich im Eifer zu verhaspeln und dabei den Faden zu
verlieren. Wer ihn nur so kennenlernte, fragte sich, wie er es bis zum Major gebracht hatte.
Seine grauen Augen fokussierten schließlich auf Dowen Konnery.
»Was wollte ich doch sagen?« fragte er halblaut im Selbstgespräch. »Ach ja – Sie beide
haben den Auftrag, unsere Gefangene zu bewachen. Nicht mit Waffen und geheimen Abhörgeräten
natürlich, sondern als ihre persönlichen Ordonnanzen. Man hat sie in einer Doppelkabine im
Kommandodeck untergebracht. Augenblicklich schläft sie. Die Ärzte haben ihr ein Beruhigungsmittel
verabreicht. Angeblich fehlt ihr weiter nichts als Ruhe. Als ihr Boot beschossen wurde, hat sie
einen Schock gekriegt.«
Dowens Gedanken wirbelten bunt durcheinander. Es wurde ihm plötzlich bewußt, daß die Frau
einen starken Eindruck auf ihn gemacht hatte. Er bedachte Sid mit einem raschen Seitenblick, und
seine Augen, die ohnehin einen kleinen Basedow-Fehler hatten, schienen ihm aus den Höhlen zu
quellen.
»Verzeihung, Sir«, stieß er hervor, »ist das wahr?«
Hallmann machte ein verblüfftes Gesicht.
»Du meine Güte, denken Sie, ich bestelle Sie hierher, um Ihnen Firlefanz aufzutischen?«
»Nein, Sir«, antwortete Sid.
Hallmann wandte sich an Dowen.
»Sie quartieren sich im Vorraum der Doppelkabine ein. Sanitätspersonal steht zur Verfügung,
sobald es gebraucht wird. Die Ärzte rechnen nicht mit Komplikationen, aber so genau weiß man das
nie. Wie Sie mit der Gefangenen Kontakt aufnehmen, überläßt man Ihrem Einfühlungsvermögen. Die
Frau kann ihre Kabine nur in Ihrer Begleitung verlassen. Machen Sie ihr ruhig klar, daß sie als
Tefroderin von uns als Gefangene betrachtet wird. Setzen Sie sich mit mir oder Oberst Kucsár in
Verbindung, sobald sich etwas Bemerkenswertes ereignet. Und wenn die Gefangene sich mit Ihnen
unterhält – versuchen Sie, auf unverfängliche Weise herauszufinden, was sie ausgerechnet um
diese Zeit in der Nähe von Multidon zu suchen hat. Klar?«
»Klar Sir«, versicherte Dowen.
Ihr Umzug bedurfte einiger Vorbereitungen. Seitdem Major Hallmann sie entlassen
hatte, waren fast zwei
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