Silberband 033 - OLD MAN
spiralförmige Gebilde entlang.
Plötzlich gab es schräg unter ihm einen heftigen Aufprall und eine starke Erschütterung. Im
nächsten Augenblick rissen ihn die kräftigen Arme des Oxtorner von der Rampe.
Gucky zuckte zusammen, in der Erwartung, daß Orbiter Kaiman ihn erneut schütteln würde.
Doch der Anthropologe setzte ihn nur sanft auf festem Boden ab.
Gucky bekam sogleich wieder Oberwasser.
»Warum gönnen Sie mir nicht einmal eine kleine Rutschpartie, Sie Kraftprotz? Müssen Sie mir
denn jeden Spaß verderben?«
Kaiman grinste nur dünn und zeigte auf die Öffnung, in der die Spiralrampe verschwand. Über
der Öffnung schimmerte ein fluoreszierendes Leuchtschild mit dem interkosmischen Symbol für
tödliche Strahlungsgefahr.
»Was ist das?«
Orbiter Kaiman grinste nicht mehr.
»Höchstwahrscheinlich der Eingang zu einem Konverter!«
Auch der Mausbiber verlor jählings seinen Humor, als er die Bedeutung von Kaimans Worten
erfaßte.
Es gab kein intelligentes Volk im bekannten Universum, die seine Atomkonverter so anlegte, daß
jemand versehentlich hineinfallen konnte.
Hier jedoch konnte man beim geringsten Fehltritt eine Rampe hinabgleiten, die ganz normal
aussah – außer der Tatsache, daß sie in einen Zufuhrtunnel mündete, der in einem
Atomkonverter endete.
Folglich handelte es sich bei diesem Teil des Hauptdecks von Sektion VIII um eine Todesfalle.
Wer hierher kam, kam zu einem Rendezvous mit dem Tod.
Es zeugte von Sadismus, daß über der Öffnung des Todestunnels das interkosmische Symbol für
tödliche Strahlungsgefahr angebracht war, damit das unglückliche Opfer wußte, welcher Tod es
erwartete – denn dagegen tun konnte es nichts mehr, es sei denn ein Oxtorner wie Kaiman
risse es mit seinen gewaltigen Körperkräften vor dem gähnenden Schlund zurück.
»Ich glaube, es wird besser sein, wenn wir zurückteleportieren, Mr. Kaiman«, sagte er
kleinlaut.
Orbiter Kaiman sah ihn prüfend an. Dann sagte er:
»Kannst du schweigen, Gucky?«
Der Mausbiber stellte die Ohren steif und öffnete den Mund ein wenig.
»Schweigen …?«
»Stell dich nicht dümmer, als du bist, Kleiner!«
Gucky stemmte die Fäuste in die Seiten.
»Dümmer als ich kann überhaupt … Oh! – Was erlauben Sie sich eigentlich, Sie
Krokodil? Erst duzen Sie mich ungefragt, und dann beleidigen Sie mich auch noch!«
»Einen Moment mal!« erwiderte Orbiter Kaiman tonlos. »Wegen des Duzens bitte ich um
Entschuldigung; ich dachte, ich täte dir damit einen Gefallen, damit du mich ebenfalls nicht mehr
›Mr. Kaiman‹ nennen mußt.«
»Unsinn! Von mir aus kannst du Gucky zu mir sagen, und ich nenne dich Orb oder so ähnlich. Die
Tatsache, daß ich schon mehrere Leute mit deinem Vornamen kennengelernt habe, macht ihn auch
nicht besser. Außerdem habe ich das Gefühl, daß du nicht nur – wenn überhaupt –
Anthropologe bist. Und wenn das zutrifft, heißt du auch nicht Orbiter Kaiman, und dann kann es
dir vollkommen wurscht sein, wie ich dich nenne. Kapiert?«
»Vollkommen. Aber deine Redeweise ist beinahe schon ordinär. Immerhin gibst du also zu, daß du
Verdacht hinsichtlich meines – ähem … kleinen Mannes geschöpft hast?«
Gucky starrte den Oxtorner eine Weile erneut verständnislos an, dann schlug er mit der flachen
Hand gegen die Stirnseite seines Druckhelms.
»Junge, Junge! Nur gut, daß Bully nichts von der Blamage erfährt. Deshalb wurdest du wild, als
ich einen kleinen Mann erwähnte. Du nahmst an, es bezöge sich auf das Ding auf deiner
Schulter!«
»Ja, bezog es sich denn nicht darauf? Dann allerdings begreife auch ich einiges. Ich nehme das
mit dem ›Dummstellen‹ selbstverständlich zurück, Kleiner.«
»Vielen Dank. Also, wie verhält sich das mit dem kleinen Mann, Orbi?«
Orbiter Kaiman holte tief Luft.
»Little Man ist ein Roboter, der eine Menge mehr über das Universum weiß, als ich es allein
jemals erfahren könnte. Er gibt mir Ratschläge, wenn ich ihrer bedarf, und er warnt mich vor
Gefahren und tut noch einiges andere. Als Gegenleistung trage ich ihn mit mir herum, leiste ihm
Gesellschaft und gebe ihm Gelegenheit, seine Theorien in der Praxis zu erproben.«
»Hm!« machte Gucky. »Also so etwas wie ein robotischer Symbiont, wie?«
»Man könnte es vielleicht so nennen. Aber ich möchte dich bitten, über mein Geheimnis zu
schweigen. Außer mir weiß nur Janine Bescheid, und Roi Danton scheint etwas zu ahnen; dieser
Freihändler ist ein
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