Silberband 033 - OLD MAN
sich
auf sie. Für Bruchteile von Sekunden sah er Linus Caldwells merkwürdig ausdrucksloses Gesicht.
Caldwell erkannte ihn und versuchte auszuweichen. Aber Rod kam ihm zuvor. Mit einem mächtigen
Schlag gegen den Nacken warf er ihn zu Boden. Er bückte sich blitzschnell und bekam den Betäubten
am Kragen zu fassen. Ohne Mühe hob er ihn auf und zerrte ihn hinter sich her. Es war, als ob der
wirbelnde Nebel ringsum plötzlich dünner geworden wäre. Der unheimliche Druck, der auf seinem
Bewußtsein gelastet hatte, schien nachgelassen zu haben. Er konnte auf einmal wieder normal
denken. Er hörte Danton schreien:
»Weiter, Steiger! Sie sind auf dem richtigen Weg!«
Er sah eine weiße Wand vor sich auftauchen. Mittendrin gähnte eine dunkle Öffnung. Eine
Gestalt kam ihm entgegen. Er stolperte durch die Öffnung. Drinnen war es finster, aber die Luft
schien klar. Ein flimmernder Schleier an der hinteren Wand verhieß Rettung.
Danton gab ihm einen Stoß gegen die Schultern. Caldwells Kragen glitt ihm aus der Hand, und er
taumelte vorwärts durch den leuchtenden Schleier hindurch. Eine unsichtbare Kraft griff nach
seinem Magen und drückte ihn aufwärts gegen die Rippen. Er fühlte sich unsagbar übel.
Aber eine Sekunde später war alles vorbei.
Er stand in einem großen, hell erleuchteten Raum mit metallenen Wänden. Um ihn herum waren
Männer in Arbeitsmonturen. Befehle gellten.
Benommen wandte Rod sich um. Hinter ihm war eine schmale, hohe Wand aus Licht. Während er noch
schaute, kam eine schlanke Gestalt aus dem Licht hervorgetorkelt. Er sah einen ausgestreckten Arm
und einen schlaffen, reglosen Körper, den die Gestalt hinter sich herzerrte.
Im selben Augenblick verschwand die leuchtende Wand.
Ein Gefühl unsäglicher Erleichterung spülte über Rod hinweg. Er spürte kaum noch, wie ihm
jemand unter die Arme griff, aber er würde nie vergessen, daß es Perry Rhodan selbst war, der in
diesem Augenblick zu ihm sprach:
»Entspannen Sie sich, Steiger. Sie haben Ihre Sache gut gemacht!«
Als das Resümee gezogen wurde, blieb keinem verborgen, daß der Vorstoß nach New
Luna ein Fehlschlag gewesen war.
Die Droge Heterocen hatte sich als nur beschränkt brauchbar erwiesen. Die erste Dosis schützte
zwar gegen Beeinflussung durch die unheimliche hypnotische Macht der Kristallagenten, aber die
Wirkung hielt nur fünfeinhalb bis sechs Stunden an. Die zweite Dosis dagegen war nicht nur völlig
unwirksam, was ihren eigentlichen Verwendungszweck anging, sie war darüber hinaus noch für den
Organismus des menschlichen Körpers gefährlich. Roi Danton, Luigi Bernardo und Rod Steiger, die
die zweite Dosis zu sich genommen hatten, hatten einen Tag lang im Bordlazarett behandelt werden
müssen, bevor sie wiederhergestellt waren. Bei Perry Rhodan hatte der Zellaktivator die
schädlichen Einflüsse absorbiert.
Linus Caldwell, dem eine Heterocen-Dosis verabreicht worden war, während er noch bewußtlos in
der Transmitterschleuse lag, war an dem Schock gestorben.
New Luna mußte fürs erste abgeschrieben werden. Die Kristallagenten hatten den Planeten
mitsamt seiner Bevölkerung unter Kontrolle. Es war Rhodans Einsatzkommando nicht gelungen, den
Einfluß des Gegners auch nur zu schwächen.
Der Schluß, der daraus gezogen werden mußte, war bitter und eindeutig: Das Solare Imperium
besaß wenigstens im Augenblick noch keine Waffe, mit der es der Gefahr der Mikrokristalle wirksam
entgegentreten konnte.
Ein Erfolg allerdings war erzielt worden – wenn auch sozusagen nur am Rande. Man hatte
verhindern können, daß die Kristalle in nennenswerter Zahl an Bord der CREST gelangten, was ohne
Zweifel ihre Absicht gewesen war. Sachverständige hatten Rod Steigers Aussage studiert und waren
zu folgendem Resultat gekommen:
Caldwell hatte eine gewisse Schlüsselstellung eingenommen. Er war der einzige, der den
Kristallen den richtigen Weg weisen und den Transmitter bedienen konnte.
Es war Rod Steigers tollkühnem Einzelgang zu verdanken, daß anstatt der Hauptmasse des
Großkristalls nur dünne Schwaden hilfloser Mikrokristalle durch den Transmitter gekommen waren.
Sie wurden rasch eliminiert, da sie ohne die steuernde Kraft eines Großkristalls agieren
mußten.
In den Kabinen des Kommandodecks vergaß man nicht, auch die Rolle zu würdigen, die Roi Danton
in diesem Unternehmen gespielt hatte. Es war klar, daß Danton mit seiner Umsicht nicht nur das
Leben der beiden Offiziere Steiger und
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