Silberband 033 - OLD MAN
Bewegungen hemmend entgegenwirkte.
Sobald er merkte, daß er trotz einer gewissen Bewegungsfreiheit keinen Schritt vorankam, blieb
er stehen.
»Was ist?« fragte Gucky. »Soll ich teleportieren?«
Kaiman wollte den Kopf schütteln, brachte aber nur eine lahme Achteldrehung zuwege.
»Lieber nicht, Gucky. Hab etwas Geduld. Ich muß erst einmal nachdenken.«
Er schloß die Augen und ›rief‹ Little Man.
Als er die Augen nach einigen Minuten wieder öffnete, fragte Gucky spöttisch:
»Nun, was hat dein Kleiner Mann vorgeschlagen?«
Kaiman ging nicht auf den Ton ein. Ernsthaft erwiderte er:
»Er meint, wir sollten auf dem Höhepunkt der Ultraschwingungsphase teleportieren.«
»Ultraschwingungsphase? Was ist das?«
Der Oxtorner zuckte unmerklich die Achseln.
»Little Man sagte, wir würden es schon merken. Erklärungen seien überflüssig und zeitraubend,
denn bis zum Einsetzen der Ultraphase müßten wir ein Gebiet maximaler Instabilität erreicht
haben.«
»Dein Kleiner Mann spricht in Rätseln, Freund. Oder meint er mit maximaler Instabilität etwa
den Zustand dieser komischen Bauelemente?«
»Er sieht das ein wenig anders, Gucky. Er betrachtet das, was wir als fragmentarisches Bauwerk
ansehen als eine selektive Raumspannungsmodifikation.«
»Scheint ein gelehrter Bursche zu sein. Also los, dann wollen wir das Gebiet maximaler
Instabilität in dem selektiven Dingsda suchen. Perry wird schon zappelig sein, weil wir nicht
zurückkommen.«
Orbiter Kaiman lächelte verkrampft.
Mit aller Kraft stieß er sich von der Plattform ab – und das, was ihn an der horizontalen
Fortbewegung gehindert hatte, setzte der vertikalen Bewegung keinerlei Widerstand entgegen.
In etwa zehn Metern Höhe griff der Oxtorner nach einem überhängenden Bauelement, zog sich
daran hoch und schritt darauf vorwärts – in ein Gebiet hinein, in dem mehr und mehr der
skurrilen Gebilde sich in Nichts auflösten, sobald sie berührt wurden.
Roi Danton sah der Gruppe mit verkniffenem Gesicht nach. Im Gänsemarsch
verschwanden die Männer durch eines der offenen Schotts, wobei sie sich dicht an den Wänden
hielten; immer wieder tauchten Arbeitsroboter im angrenzenden Gang auf, und ein Zusammenstoß
hätte die Menschen verraten.
Nachdem die Gefährten in einen Seitengang abgebogen waren, räusperte sich Roi und wandte sich
der hübschen Oxtornerin zu.
»Janine Goya …«, sagt er nachdenklich. »Hieß einer Ihrer Vorfahren vielleicht Francisco
José …?«
»Kein direkter Vorfahr von mir.« Sie lächelte. »Francisco war ein Verwandter meiner Urahnen.
Er selbst hinterließ keine legitimen Nachkommen.«
»Immerhin … Es ist doch seltsam, wie oft die großen Namen der Vergangenheit auch heute
noch auftauchen. Der große Maler und Radierer Francisco José de Goya – der Revolutionsheld
Danton: Beide lebten in etwa der gleichen Geschichtsepoche, und ihre direkten oder indirekten
Nachkommen treffen sich im Wega-System, in der Schleusenhalle eines Riesenroboters …«
»Reden Sie doch nicht solchen Unfug!« wehrte Janine ab. »Sie sind doch überhaupt kein
Nachfahre des Revolutionärs Danton!«
Roi legte die Hand aufs Herz.
»Mademoiselle, mein Name lautet Roi Danton. Was kümmert es mich, ob die Verwandtschaft mit
Georges-Jacques fleischlicher oder geistiger Natur ist. Im Spiegel der Historie werden wir beide
einmal als Revolutionäre auftauchen.«
Janine Goya lachte verächtlich.
»Wollen Sie etwa eine Revolution gegen Perry Rhodan aufziehen?«
»Aber ich bitte Sie, Mademoiselle! Wir Freihändler sind treue Bürger des Imperiums, und wir
haben nicht die Absicht, die Einheit der Menschen zu gefährden. Nein, unsere Revolution richtet
sich gegen den Konservativismus in jeder Form, gegen die Verknöcherung des Geistes und gegen die
ewige Gefahr der Dekadenz.«
»Nun, die Völker, die von Ihnen ins kosmische Handelsnetz einbezogen wurden, werden ganz
bestimmt nicht zur Dekadenz neigen; dazu haben Sie sie viel zu sehr ausgeplündert.«
»Geschäft ist Geschäft, Mademoiselle. Jeder nimmt, was er kann und gibt, was er muß.«
Er lächelte.
»Auf keinen Fall können Sie behaupten, daß irgendeine beliebige Art, die wir entdeckt und für
den interkosmischen Handel erschlossen haben, eine Verschlechterung ihres Lebensstandards
hinnehmen mußte. Sie verdiente stets daran, wenn auch zugegebenermaßen nicht immer im gleichen
Umfang wie wir.«
»Auch das bleibt Ausbeutung, Monsieur Danton. Da lobe ich
Weitere Kostenlose Bücher