Silberband 033 - OLD MAN
schwarz-weiß gestreifte Zebras.
Natürlich! dachte Gucky geistesabwesend. Auch in der Serengeti waren Gnus und Zebras
immer zusammen anzutreffen. Warum sollte es hier anders sein!
Ein dumpfes Grollen riß ihn in die Realität zurück.
Unwillkürlich blickte er nach oben. Aber der blaue, von einem hauchdünnen Staubschleier
überzogene Himmel war völlig wolkenlos.
Die Gnus und Zebras schwenkten ab und rannten nun direkt auf ihn zu.
Erschrocken starrte Gucky die Tierleiber und die unzähligen Beine an.
Er wollte zu dem Akazienhain teleportieren – aber er brachte es einfach nicht fertig. Es
war, als hätte er niemals die Gabe der Teleportation besessen.
Und die Tiere kamen näher und näher …
Wieder erscholl das dumpfe Grollen.
Der Mausbiber spürte, wie sich sein Nackenfell steil aufrichtete. In jäher Todesangst hoppelte
er ziellos hin und her. Die Akazien waren zu weit entfernt, als daß er sie erreicht hätte, bevor
die Gnus und Zebras herangekommen waren.
Und da waren sie auch schon.
In dem Augenblick, in dem der Tod ihm so nahe zu sein schien wie selten zuvor in seinem
bewegten Leben, wurde Gucky wieder ganz ruhig. Er zog seinen Strahler. Dann stieß er einen
schrillen Pfiff aus und feuerte in die Luft.
Das heißt, er wollte feuern – aber nicht eine Spur von Energie kam aus der Mündung seiner
Waffe.
Doch der Tod ging noch einmal vorüber. Die flüchtende Herde teilte sich unmittelbar vor ihm.
Links und rechts stoben die staubbedeckten Leiber vorbei, trommelten die Hufe ein wahnwitziges
Stakkato.
Dann war es vorüber.
Nur zwei große, gelbe Doggen setzten in weiten geschmeidigen Sprüngen der Herde nach. Eine
andere Dogge gab es auf. Müde trottete sie noch einige Meter weiter, dann warf sie sich ins
Steppengras und stieß ein furchterregendes Gebrüll aus.
Gucky begann zu zittern.
Erst jetzt entdeckte er, daß dieses Tier im Unterschied zu den beiden anderen eine braune
Mähne besaß.
Ein Löwe!
Und die anderen waren keine gelben Doggen, sondern Löwinnen gewesen!
Auf die Phase des Schreckens folgte die Phase der Ernüchterung.
Die Männer unter Major Barnard mochten eine Halle mit einem künstlichen Himmel versehen und
den Boden mit Erde und Grassamen aufgefüllt haben, aber im Flottentender DINO-3 hatten sich
bestimmt keine Gnus oder Zebras befunden, und erst recht keine Löwen. Terranische
Flottenfahrzeuge waren keine fliegenden Zoos.
Und auf anderen Planeten mochte es ähnliche Tiere wie auf der Erde geben, niemals aber die
gleichen!
Jetzt richtete sich der Löwe auf und gähnte herzhaft. Eine lange Zunge und scharfe Reißzähne
wurden sichtbar. Schnappend schlugen die Kiefer wieder zusammen.
Das Raubtier streckte sich – und verwandelte sich scheinbar in eine Statue!
Die gelben Augen blickten unverwandt auf den Mausbiber.
Gucky unterdrückte gewaltsam den Fluchttrieb, der jedem Lebewesen mehr oder minder eigen
ist.
»Das ist nur eine Halluzination!« sagte er laut.
Doch als der Löwe daraufhin knurrte, begann er wieder daran zu zweifeln, daß seine Vermutung
zutraf.
Und wenn sie nicht zutraf …
Er holte eine Karotte hervor, warf sie in die Luft und wollte sie telekinetisch auffangen.
Aber sie fiel auf seine nach oben gereckte Nase.
Also weder Teleportation noch Telekinese!
Er tastete nach den Hirnwellenimpulsen des Tieres.
Nichts.
Absolut nichts.
Folglich war er seiner Parafähigkeiten völlig beraubt.
Vielleicht sollte ich doch lieber einen taktischen Rückzug vornehmen! überlegte er.
Aber dazu war es bereits zu spät.
Das Raubtier schlich geduckt heran. Das Steppengras ließ nur einen Teil des Kopfes
hervorsehen.
Und dann legte sich der Löwe etwa fünf Meter vor Gucky ins Gras; wild peitschte der Schweif
den harten Boden. Die Augen funkelten drohend.
Als das Tier zum Sprung ansetzte, hüpfte der Mausbiber hastig zur Seite. Wütend fauchend fuhr
der Löwe herum.
Gucky schleuderte ihm die nutzlose Waffe in den aufgerissenen Rachen.
Der Löwe machte einen Luftsprung, überschlug sich und krachte schwer herab. Ein Zittern
durchlief den mächtigen Körper, dann streckte er sich und lag still.
Der Mausbiber seufzte.
»Eine Filmkamera sollte ich bei mir haben …«
Er schloß unwillkürlich die Augen, als sich die Umgebung von einer Sekunde zur anderen in
flirrende, silbrig schimmernde Nebel auflöste.
Als er sie wieder öffnete, saß er in dem breiten Sessel einer Hypno-Video-Anlage. Sein
Strahler steckte im Halfter, und
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