Silberband 033 - OLD MAN
wird er täglich dicker. Und
schwerer!«
»Axo ist ein würdiger Mausbiber und viel älter als du. Hast du denn überhaupt keinen Respekt
mehr vor Älteren?«
»Er trinkt Bier!« sagte Söhnchen patzig.
Gucky holte hörbar Luft.
»Was soll er denn sonst trinken? Wasser vielleicht?«
»Karottensaft, Papi, wie du!«
Guckys Gesicht wurde wieder friedlich.
»Willst du damit sagen, daß ich Axo ein Vorbild sein könnte? Nun, ich gebe zu, ich bin
natürlich viel intelligenter als er, aber meine Bescheidenheit läßt es nicht zu, das anderen zu
zeigen. Und Biertrinken finde ich auch gewöhnlich. Trotzdem …«, und er hob drohend den
Finger, »… trotzdem ist es ungehörig für einen kleinen Mausbiber, Erwachsene kritisieren zu
wollen. Merke dir das, Kaspar.«
Söhnchen horchte auf.
»Kaspar? Warum hast du eigentlich dauernd neue Namen für mich? Jede Minute nennst du mich
anders. Wie heiße ich nun wirklich?«
Gucky wurde plötzlich sehr verlegen. Er druckste ein wenig herum, dann sagte er:
»Die Sache ist die, Kleiner: ich suche noch nach einem passenden Namen für dich. Darum
probiere ich alle aus, die mir einfallen. Ich lausche dem Klang nach, und meistens gefallen mir
diese Namen nicht. Ich bekam viele Vorschläge, aber sie sind alle nicht gut. Du sollst einmal
einen Namen erhalten, auf den du stolz sein kannst. Er soll voller Bedeutung sein und deinen
Charakter ausdrücken. Es soll ein Name sein, wie er einmalig im Universum ist. Du bist mein
einziger Sohn, und ich heiße Gucky.«
»Ja, das weiß ich schon«, versicherte Söhnchen ernsthaft. »Was hat das mit meinem Namen zu
tun?«
Gucky schluckte, dann seufzte er.
»Ohne mich gäbe es dich gar nicht«, stellte er tiefsinnig fest. »Aber du bist noch zu jung, um
das zu verstehen. Und sei schön artig und bereite dich darauf vor, Freundin Mory zu
begrüßen.«
»Ich möchte aber lieber doch Tante Mory zu ihr sagen. Darf ich nicht?«
Gucky warf ihm einen prüfenden Blick zu, dann nickte er.
»Also meinetwegen: Tante Mory – und Tante Suzan.«
Als der Gleiter auf dem flachen Dach des Palastes landete, standen Mory und Suzan
auf der seitlich angebrachten Terrasse und warteten. Beide kannten natürlich Guckys Sohn bereits,
aber sie hatten ihn viele Jahre nicht mehr gesehen.
»Viel kleiner als Gucky ist er aber nicht«, wunderte sich Suzan, als die beiden Mausbiber quer
über das Dach auf sie zukamen. »Und er watschelt schon genau so. Sieht putzig aus, findest du
nicht?«
»Laß Gucky das nicht hören«, warnte Mory schnell, ehe sie den beiden Besuchern mit
ausgestreckten Händen entgegenging. »Herzlich willkommen auf Plophos, Gucky«, sagte sie und
bückte sich, um ihn zu begrüßen. »Wie wir uns über deinen Besuch freuen!«
Gucky richtete sich zu seiner vollen Größe von einem Meter auf und deutete auf Söhnchen.
»Gestatten, mein Sohn.«
Söhnchen machte eine vollendete Verbeugung und führte Morys Hand an seine spitzen Lippen.
»Äußerst angenehm«, piepste er schrill, um sofort unvermittelt zu fragen: »Wo ist die
Küche?«
Mory lachte hell auf. Sie drehte sich zu Suzan um.
»Was sagst du nun? Kaum ist er hier, hat er schon Hunger.«
»Entschuldige, er ist noch sehr ungezogen. Guten Tag, Suzan! Wie geht es dir?«
»Gut, Gucky. Machst du Urlaub?«
Gucky hielt Söhnchen mit einer Hand fest, damit er nicht entwischen konnte.
»Ja, Urlaub. Endlich einmal richtigen Urlaub. Allerdings fürchte ich, daß von Erholung keine
Rede sein kann, aber Iltu hat sie nötig. Darum nahm ich meinen Sohn mit. Ich hoffe, es gibt hier
einen stabilen Keller, wo man ihn notfalls einsperren kann. Er kann noch nicht so gut
teleportieren, um einfach abzuhauen.«
»Werden wir ja sehen«, schrillte Söhnchen empört und watschelte zu Suzan hinüber. »Freust du
dich, Tante Suzan?«
»Natürlich freuen wir uns beide über euren Besuch«, versicherte Suzan aufrichtig. »Das bringt
ein wenig Abwechslung in unser eintöniges Dasein. Aber gehen wir doch ins Haus. Hier oben weht
ein kühler Wind. Dein kleiner Sohn wird sich erkälten.«
Gucky nickte und nahm Söhnchen bei der Hand. Der Lift brachte sie ins unterste Stockwerk des
Palastes, wo die Wohnräume lagen.
»Jetzt gibt es einen Willkommenstrunk, und dann zeige ich euch die Zimmer, in denen ihr wohnen
werdet«, sagte Mory.
Einige Tage später …
Mory hatte gerade ihre Morgentoilette beendet und wollte das gemeinsame Frühstück vorbereiten
lassen, als die Funkstation
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