Silberband 033 - OLD MAN
und diesmal scheint er noch Iltu mitgebracht zu haben. Will der
vielleicht hier seine zweiten Flitterwochen verbringen?«
»Ich mag Gucky sehr gern«, gab Suzan zu. »Er ist immer so lustig und guter Dinge. Vielleicht
kann ich ihn dazu bewegen, mich auf meinen Spaziergängen im Park zu begleiten.«
»Er geht nicht gern«, machte Mory sie aufmerksam. »Seine Beinchen sind zu kurz, und ein
bißchen Fett hat er auch schon angesetzt. Der Himmel weiß, wie alt er nun ist. Ich fürchte, er
weiß es selbst nicht so genau.«
»Wann kann er eintreffen?«
»Mit dem Gleiter in einer halben Stunde, wenn man die Formalitäten der Behörde hinzurechnet.«
Sie sah auf die Uhr. »Er kann es auch in zwanzig Minuten schaffen.« Sie schüttelte den Kopf und
lächelte nachsichtig. »Der Kleine hat schon immer eine Schwäche für mich gehabt.«
Mory irrte sich.
Es war nicht Iltu, die sich in Guckys Begleitung befand, sondern sein im Dezember 2402
geborener Sohn. Zwar zählte der Sprößling inzwischen fast 33 Jahre, doch war dies, wie Gucky
versicherte, für Mausbiberbegriffe ein noch ziemlich jugendhaftes, um nicht zu sagen kindliches
Alter, so daß Gucky von seinem Nachwuchs oft als ›Söhnchen‹ sprach. Daß er noch keinen Namen
hatte, lag daran, daß Gucky noch keinen passenden gefunden hatte.
»Söhnchen« war etwa einen Kopf kleiner als Gucky und trug die gleiche Spezialuniform mit dem
bestickten Schlitz am Hinterteil, der für den platten Biberschwanz bestimmt war. Die fremde
Umgebung verwirrte ihn ein wenig, und das mochte wohl der Grund dafür sein, daß er brav und mit
unschuldigem Gesicht neben seinem Vater stand und den Offizier der Plophoser nicht einmal
unterbrach, als der ihnen die behördlichen Bestimmungen vorlas.
Gucky lauschte aufmerksam, obwohl er den Sermon schon auswendig kannte. Er wollte seinem Sohn
mit gutem Beispiel vorangehen.
Dann kam ein zweiter Offizier hinzu und verkündete den Befehl Morys, die Gäste sofort in den
privaten Palast zu bringen. Der erste Plophoser schob daraufhin seine Vorschriften in die Tasche
und marschierte mit steifen Schritten davon.
»Würden Sie mir bitte folgen«, sagte der andere höflich.
Gucky nickte ebenso höflich, nahm Söhnchen bei der Hand und marschierte hinter dem Offizier
her. Der brachte sie zu einem Gleiter mit spitzen Seitenflügeln, die völlig überflüssig waren.
Ein Wappen verriet, daß es sich um ein Regierungsflugzeug handelte.
»Bringt der Onkel uns zu Tante Mory?« fragte Söhnchen.
Gucky warf ihm einen strafenden Blick zu.
»Tante Mory ist nicht unsere Tante«, sagte er leise. »Und der Onkel da ist noch lange nicht
unser Onkel. Du mußt nicht immer zu jedem fremden Mann gleich Onkel sagen.«
Der kleine Mausbiber hielt den Mund, aber er zeigte dem Plophoser beim Einsteigen freundlich
seinen schönen und besonders weiß schimmernden Nagezahn, auf den er so stolz war. Er hatte einen
viel schöneren Zahn als Papa, der dauernd nach Horropolis zu Dr. Frettl mußte, um ihn sich
reparieren zu lassen.
Die Tür schloß sich, und dann waren sie unterwegs. Der Koffer würde mit einem anderen Gleiter
nachgebracht werden, da Gepäckstücke in einem Regierungsgleiter verboten waren. Wahrscheinlich
hatte man Angst vor heimlich mitgeführten Bomben.
Gucky überzeugte sich davon, daß der Pilot nicht hören konnte, was in der Passagierkabine
gesprochen wurde.
Er tat es, indem er einfach in seinen Gedanken las. Aber der Mann dachte nur an seine
zahlreiche Familie und seine bevorstehende Beförderung zum Chefpiloten.
»Hör zu, mein Sohn, was ich dir zu sagen habe – und hör gut zu! Mach mir keine Schande
bei Tante … ähem … Freundin Mory. Du weißt, sie ist Rhodans Frau und sehr einflußreich.
Sie ist immer gut zu mir gewesen, und ich habe ihr erzählt, du seist ein tüchtiger und gehorsamer
Sohn.«
»Bin ich das nicht?« erkundigte sich Söhnchen unschuldig.
»Du bist ein Nichtsnutz und Taugenichts, wenn du es unbedingt wissen willst. Wenn ich an
vorgestern denke, als du den Kommandanten der POSEIDON bei seinem Inspektionsgang fast in den
Suppentopf stolpern ließt. Mir standen die Haare zu Berge …«
»Er hat doch so gern Suppen«, entschuldigte sich Söhnchen.
Gucky beherrschte sich eisern.
»Oder denke nur an vorige Woche auf dem Mars. Axo hat heute noch blaue Flecken, weil du ihn
bei der Teleportationsübung einfach fallen gelassen hast.«
»Seit er Aktionär sämtlicher Brauereien von Terrania ist,
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