Silberband 034 - Die Kristallagenten
Milchstraße«, sagte Mash Olney. »Sie zeigen uns ein Bild von der Milchstraße.«
»Ja, natürlich«, stimmte Hole Hohle zu. »Die Hauben befähigen uns offenbar dazu, die
projizierten Bilder zu erkennen. Eine ziemlich umständliche Verständigung, zumal wir nicht
wissen, wie wir Bilder erzeugen sollen.«
»Vielleicht geschieht es automatisch«, meinte Overmile.
Niemand antwortete.
Das erste Bild verschwand. Dafür wurde ein seltsam geformtes Raumschiff sichtbar. Rund um das
Schiff bewegten sich einige Gestalten, die nur konturenhaft zu erkennen waren und im Hintergrund
blieben. Das Schiff explodierte, und die atomare Glutwolke dehnte sich in allen Richtungen aus.
Einige Perlians erschienen auf der Bildfläche. Sie begannen gegen die anderen Wesen zu kämpfen.
Jetzt wurde auch die Milchstraße wieder sichtbar.
Die Fremden wurden von den Perlians vertrieben.
»Lloyd scheint recht zu haben«, stellte Hohle fest. »Die Perlians halten sich für eine
Polizeimacht, und sie haben uns soeben demonstriert, daß sie im Gebiet der Milchstraße
eingegriffen haben.«
Wieder tauchten Perlians auf der Transparentwand auf. In symbolhafter Form wurde dargestellt,
wie sie von Planet zu Planet reisten, als suchten sie irgend etwas. Die Zahl der Suchenden
vergrößerte sich allmählich, und es wurde klar ersichtlich, daß diese Polizeimacht unterwegs war,
um irgendein Verbrechen zu sühnen, das sich im Bereich der Milchstraße zugetragen hatte. Dabei
schienen die Perlians keinen Zweifel zu haben, daß sie im Recht waren. Haagard wurde
unwillkürlich an uralte Wildwestfilme erinnert, in denen die Grenzen zwischen Gut und Böse ebenso
klar umrissen waren.
Die Perlians verkörperten eine Macht, die bestimmte Verbrechen mit aller Härte bestrafen
durfte. Dabei schien es sich, der Mentalität der Drittkonditionierten entsprechend, durchaus um
eine ehrenhafte Aufgabe zu handeln. Aus den Bildern, die die Terraner zu sehen bekamen, sprach
deutlich der Stolz, den die Perlians empfanden. Sie schienen moralisch unanfechtbare Gründe für
ihr Vorhaben zu besitzen.
Hole Hohle sprach das aus, was die Männer dachten.
»Sie halten uns für Verbrecher«, sagte er. »Ich wünschte, ich könnte verstehen, was man uns
vorwirft. Entweder handelt es sich um eine Verwechslung, oder wir haben irgend etwas getan, was
an den Rechtsbegriffen der Perlians gemessen ein unverzeihliches Vergehen ist. Das heißt, nicht
wir allein sind schuldig, sondern das Solare Imperium in seiner Gesamtheit.«
»Das könnte bedeuten, daß wir soeben eine … eine Gerichtsverhandlung miterlebt haben«,
sagte Overmile. »Vielleicht hat man uns schon verurteilt.«
»Wir haben unsere Verteidigungsrede noch nicht gehalten«, sagte Hohle spöttisch. »Ich hoffe,
daß einer der sieben Perlians unser Verteidiger ist.«
Die Bilder auf der Transparentwand wurden immer unverständlicher. Die Symbolik der einzelnen
Geschehnisse war nur schwer zu erkennen.
Dafür war das letzte Bild von eindringlicher Klarheit.
Die fünf Terraner sahen sich selbst auf der Transparentwand. Einige Perlians erschienen und
hoben befehlend die Arme. Haagard beobachtete, wie die Projektion seines Körpers allmählich
verblaßte.
»Unser Todesurteil!« brachte Overmile hervor. »Haben Sie es gesehen, Major? Man hat uns zum
Tode verurteilt. Wir haben ein Verbrechen begangen, ohne etwas davon zu wissen.«
»Schweigen Sie!« befahl Hole Hohle barsch.
Es wurden keine weiteren Bilder gezeigt. Die Transparentwand wurde hell, und die Männer
konnten das Meer sehen. Die sieben Perlians waren verschwunden. Haagard sah gerade noch, wie ein
paar Schwimmroboter die Kontakthauben abtransportierten.
Die Gefangenen durften ihre Hauben ebenfalls abnehmen.
»Ich bin gespannt, auf welche Weise unsere Hinrichtung erfolgt«, meinte Olney.
Das war ein für den jungen Offizier typischer Ausspruch, dazu geeignet, Overmiles Panik noch
zu schüren.
»Keine Angst«, sagte Fellmer Lloyd. »Man hat nicht vor, uns zu töten.«
Haagard starrte den Mutanten an. Offenbar hatte sich Lloyd genügend erholt und war in
Gedankenkontakt mit den Perlians getreten.
»Ohne es zu wollen, haben wir den Drittkonditionierten einige Informationen geliefert«,
berichtete der Telepath. »Die Perlians wissen jetzt, daß es innerhalb des Modula-Systems zwei
große Schiffe gibt, deren Besatzungen potentielle Gegner der Drittkonditionierten sind. Unsere
Bezwinger wollen uns dazu benutzen, diese Schiffe zu
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