Silberband 034 - Die Kristallagenten
großen, schwach erleuchteten Raum, und der Boden lag drei Meter unter ihm. Roi ließ
sich fallen.
Zwei Minuten später, nachdem er die Lungen mit hastigen Atemzügen gereinigt hatte, setzte er
seinen Weg fort. Der Raum, in dem er gelandet war, enthielt zehn Pumpen von beachtlichen
Ausmaßen. Aus jeder Pumpe drang ein drei Meter dickes Rohr. Die Rohre, auf primitiven Stützen
ruhend, verliefen zehn bis zwanzig Meter weit in der Waagerechten, bevor sie nach oben abknickten
und an verschiedenen Stellen in der Decke verschwanden. Jedes Rohr führte zu einem
Treibstoffbehälter wie dem, durch den Roi entkommen war, und zu jedem Behälter gehörte eine jener
Triebwerksröhren, die in seiner Auseinandersetzung mit den Generälen eine so wichtige Rolle
gespielt hatte.
An der Rückwand des Raumes entdeckte Roi eine Serie von Schotten. Durch eine davon gelangte er
in einen hell erleuchteten Gang, der schräg aufwärts führte. Er überzeugte sich, daß von
nirgendwo Gefahr drohte, und machte sich auf den Weg.
Eine halbe Stunde später, nach Dutzenden von Gängen, Rampen und Schächten, stieß er auf einen
Antigrav. Durch den finsteren Schacht glitt er in die Höhe und landete in einem kleinen
quadratischen Raum, von dem aus ein einziger, niedriger Gang schräg nach rechts führte.
Er erkannte die Stelle wieder. Hier war er vor drei Viertelstunden vorbeigekommen, als er es
noch für eine gute Idee hielt, sich in den Tiefen des fremden Schiffes ein wenig umzusehen. Von
hier aus waren es knapp hundert Meter bis zu dem Lagerraum, in dem er und seine Gefährten
Unterschlupf gefunden hatten.
Erleichtert schritt er durch den Gang. In Gedanken legte er sich zurecht, wie er den anderen
sein Abenteuer beschreiben würde.
15.
Tako Kakuta und Fellmer Lloyd standen zu beiden Seiten des Schotts, als Roi Danton
den großen Raum betrat. Die Läufe ihrer Waffen waren auf ihn gerichtet. Er blieb unmittelbar
unter der Schottöffnung stehen und hob in gespieltem Entsetzen die Arme.
»Aber, Messieurs …!«
Die Läufe sanken nach unten.
Kakuta strahlte Roi mit freundlichem Lächeln an. Er verneigte sich und versicherte:
»Ich bin glücklich, den ehrwürdigen Herrn unverletzt wiederzusehen.«
Lloyd grinste schwach. Das war seine ganze Begrüßung.
Roi warf einen Blick in den Hintergrund des Raumes. Perry Rhodan und Pandar Runete waren nach
wie vor bewußtlos. Tako Kakuta, der Asiate, schien Rois Gedanken zu erraten.
»Sie haben sich nicht gerührt«, versicherte er. »Es wird lange dauern, bis sie wieder zu sich
kommen.«
Danton nickte.
Es war ein unglücklicher Zufall gewesen, daß auch Rhodan vom Bioflex-Gas außer Gefecht gesetzt
worden war. Da dieses Gas keine giftigen Elemente enthielt, würde Rhodan – trotz
Zellaktivator, der normalerweise Giftstoffe rasch unwirksam machte – genauso lange
›schlafen‹ wie Runete.
»Je länger Runete in diesem Zustand bleibt, desto besser ist es für ihn«, sagte Danton
schließlich. »Ich bin überzeugt davon, daß sich an Bord dieses Schiffes ein Großkristall
befindet, der ihn versklaven würde, wenn er jetzt aus seiner Bewußtlosigkeit erwachte.«
Die beiden Mutanten schwiegen. Zwar hatten sie bisher noch keine Befehlsimpulse des Kristalls
empfangen, aber dies konnte sich jederzeit ändern.
Roi hockte sich auf den Boden. Tako Kakuta setzte sich neben ihn. Lloyd blieb hingegen etwas
abseits stehen.
Roi berichtete, was er erlebt hatte. Während er sprach, waren seine Hände damit beschäftigt,
den mitgenommenen Habitus wieder in Ordnung zu bringen. Mit liebevollen Strichen glätteten sie
die mit Tressen besetzten Aufschläge, rückten die schimmernden Knöpfe an den Ärmeln zurecht und
zupften die Spitzenmanschetten wieder in die richtige Form. Sie fuhren über das silbrig gefärbte
Haar, ordneten die gepuderten Locken und richteten die dunkle Schleife des Zopfes gerade. Sie
fuhren fort, die wadenhohen Gamaschen an Ort und Stelle zu rücken und die breiten, aus feinem,
dünnem Leder gearbeiteten Schnallen der Schuhe wieder in den gewohnten Zustand barocker Eleganz
zu versetzen.
»Was uns jetzt bevorsteht«, beschloß er seinen Bericht, »liegt auf der Hand. Die Generäle
bilden offenbar die eigene Mannschaft des Schiffes. Ich habe rund siebzig von ihnen gesehen. Es
ist möglich, daß es ein paar hundert von ihnen gibt. Sie wissen, daß sich ein Fremder an Bord
befindet. Es wird ihnen leichtfallen zu vermuten, daß er sich in der Gegend des
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