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Silberband 034 - Die Kristallagenten

Titel: Silberband 034 - Die Kristallagenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Haut. Die Bewegung der Flüssigkeit, die sekundenlang
weniger hektisch gewesen war, nahm wieder zu und wurde schließlich so stark, daß Roi das Geräusch
hören konnte, mit dem sie gegen die Innenwand der Glaskugel schlug.
    Dem Inhalt der Kugel auf der anderen Schulter schien nichts zu entgehen. Er bewegte sich mit
der gleichen Heftigkeit wie sein unmittelbar betroffenes Gegenstück.
    Roi schob das Messer weiter und vollführte einen schmalen, horizontalen Schnitt. Indem er das
Heft des Werkzeugs nach oben bog, brachte er die Ränder der Wunde zum Klaffen.
    Was er sah, drehte ihm fast den Magen um. Durch die Schulterhaut des Generals, in der offenen
Wunde deutlich sichtbar, ragten zahllose orangerote Fäden, manche fast so dick wie ein
menschlicher kleiner Finger, andere so hauchdünn, daß sie kaum mehr zu erkennen waren. Verworren
und verflochten wirkten sie wie das Wurzelwerk eines exotischen Baums.
    Die merkwürdige Kreatur, die in ihrem Glasbehälter scheinbar harmlos auf der Schulter des
Generals ruhte, hatte sich in den Körper ihres Trägers hineingefressen wie Krebsgeschwüre in
gesundes Fleisch, ernährte sich womöglich aus dem Körper des Wesens, das sie anscheinend willig
und wie eine Dekoration mit sich herumtrug.
    Roi zog das Messer mit einem Ruck aus der Wunde hervor und sprang auf. Er wollte etwas sagen,
aber im selben Augenblick richtete sich auch Fellmer Lloyd auf, vollführte eine hastige Drehung
und prallte seitwärts gegen Roi.
    »Vorsicht!« schrie er mit panikerfüllter Stimme.
    Roi brachte sich mit einem weiten Satz aus dem Gefahrenbereich, ohne zu wissen, welche Gefahr
ihm drohte. Erst als er gegen eine der Tonnen prallte, wandte er sich um.
    Fellmer Lloyd stand, wie vor Schreck erstarrt, einen Meter neben dem Toten. Er hatte sich halb
auf die Zehenspitzen erhoben und die Arme zur Seite gereckt, als sei ihm mitten im Sprung die
Kraft ausgegangen.
    Über den Boden auf ihn zu bewegten sich zwei unheimliche Geschöpfe.
    Sie bestanden aus einer halbflüssigen Masse, die gerade noch genug Oberflächenspannung zu
haben schien, um nicht haltlos auseinanderzufließen. Sie waren formlos, gelatineartige Klumpen,
die von Sekunde zu Sekunde ihre Gestalt wechselten. Nur das wurzelähnliche Gefaser, das sie
hinter sich herzogen, schien aus festerer Materie zu bestehen.
    Die Halbkugeln aus Glas lagen vor dem General auf dem Boden. In jeder Schulter hatte er eine
Reihe von kleinen, häßlichen Löchern, durch die die Wurzeln der orangefarbenen Schmarotzer in
seilten Körper vorgedrungen waren.
    Fellmer Lloyd war ganz eindeutig das Ziel der beiden Gelatinegeschöpfe.
    »Ich an Ihrer Stelle bliebe nicht da stehen«, sagte Roi, ohne den Blick von den unheimlichen
Kreaturen zu wenden.
    Fellmer Lloyd kam wieder zu sich. Langsam und vorsichtig, immer noch auf Zehenspitzen, machte
er einen Schritt zurück und zur Seite. Die Gelatinekugeln bemerkten dies sofort und änderten ihre
Richtung.
    »Können Sie die Impulse verstehen?« fragte Roi.
    Lloyd schüttelte hastig den Kopf.
    »Nein«, stieß er hervor. »Sehr schwach. Wahrscheinlich keine Intelligenz.«
    Er trat einen weiteren Schritt zurück, diesmal geradlinig, so daß die Geschöpfe ihre Richtung
nicht zu ändern brauchten. Roi glaubte zu bemerken, daß sie langsamer geworden waren. Er wollte
eine entsprechende Bemerkung machen, aber bevor er dazu kam, ging mit den fremdartigen Kreaturen
eine plötzliche und unerwartete Wandlung vor sich.
    Sie hörten auf, sich zu bewegen. Unter der halbflüssigen, schimmernden Haut verfärbte sich die
Körpermasse und wurde von einem Augenblick zum anderen häßlich braunschwarz. Die Haut platzte auf
und machte dabei ein Geräusch wie ein Korken, der aus einer unterkühlten Sektflasche gezogen
wird. Die braunschwarze Körperflüssigkeit lief auf den Boden und bildete eine unappetitliche,
übelriechende Lache. Von der ursprünglichen Gestalt der Gelatinekugeln war nur noch das
verflochtene Wurzelwerk übriggeblieben.
    Sie konnten nicht leben, ohne ihre Wurzeln in die Substanz eines Gastkörpers eingebettet zu
haben. Sie hatten gespürt, daß ihr ursprünglicher Wirt nicht mehr lebte. Sie hatten die
Anwesenheit anderer Wesen wahrgenommen und dann versucht, bei ihnen Schutz zu finden.
    Sie mochten häßlich und ekelerregend sein, aber ihr Bemühen zu überleben hatte etwas Rührendes
an sich.
    Roi verspürte wenig Lust, die wohlverdiente Ruhepause in der Nähe der stinkenden Lachen zu

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