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Silberband 036 - Die Zeitpolizei

Titel: Silberband 036 - Die Zeitpolizei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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waren.
    »Ich glaube, wir können es schaffen, Tolotos«, sagte Teik. »Wenn wir uns dauernd in Bewegung
halten, haben sie Schwierigkeiten mit dem Zielen. Wir wissen jetzt, was vor sich geht. Das gibt
uns zusätzlichen Spielraum. Auf diese Weise wird das Risiko verringert.«
    Seine großen Augen sahen den Älteren fragend an.
    »Ich kenne die Kraft, die hinter Ihren Argumenten steckt«, antwortete Icho Tolot. »Sind Sie
sicher, daß das Risiko sich lohnt?«
    Fancan Teik sah den Hang hinunter.
    »Ich bin nicht sicher«, gestand er ernst. »Aber ich glaube daran.«
    Icho Tolot spürte, daß ihm die endgültige Entscheidung zugeschoben wurde. Er beschäftigte sich
eine Zeitlang damit. Was ihn schließlich dazu bewegte, sich für diese und nicht die andere
Möglichkeit zu entscheiden, wußte er nicht genau zu sagen. Es mußte mit jenem merkwürdigen
Erregungszustand zu tun haben, der Angehörige seines Volkes in mehr oder weniger regelmäßigen
Abständen überfiel und sie kopfüber in wilde, unvorhergesehene Abenteuer stürzte – einem
Prozeß, den man eine ›Drangwäsche‹ nannte.
    »Eine Strukturwandlung ist unerläßlich«, sagte er ruhig. »Ohne sie haben wir nicht die
geringste Chance. Wir bewegen uns annähernd auf demselben Kurs, den der Flüchtige genommen hat.
Sobald wir Raketen aufsteigen sehen, wenden wir uns seitwärts, Sie nach links, ich nach rechts.
Das wird ein paarmal gutgehen, dann haben die Gurrads unsere Taktik durchschaut und werden ihre
Geschosse auf den Punkt zielen, an dem einer von uns im Augenblick des Aufschlags zu finden ist.
Wir müssen also nahe genug beieinander bleiben, um uns mühelos verständigen zu können.«
    Fancan Teik erwiderte seinen Blick ernst.
    Sekunden später nahm seine Haut einen neuen Glanz an. Fancan Teik hatte die Struktur seiner
Körpersubstanz verändert. Icho Tolot tat es ihm nach. Er gab ein Zeichen. Die Jagd begann.
    Die Gurrads reagierten sofort. In weiter Ferne erhoben sich zwei rotglitzernde Punkte über den
Dunst. Icho Tolot verlor nicht eine Hundertstelsekunde. Er brach zur Seite aus und beschleunigte
seinen Lauf. Die Neigung des Abhangs kam ihm zustatten. Er fegte mit einer Geschwindigkeit von
mehr als einhundert Kilometern pro Stunde dahin, während die leuchtenden Punkte der Raketen
atemberaubend schnell in den milchigen Himmel hinaufrasten und sich dann auf das Ziel stürzten.
Sein Plangehirn arbeitete fieberhaft, um den zeitlichen Vorteil des Gegners wettzumachen und den
Auftreffpunkt des Geschosses so rechtzeitig zu ermitteln, daß das Ordinärgehirn noch Spielraum
hatte, den zu Stahl gewordenen Muskeln Befehle zu erteilen und den mächtigen Körper in eine
sichere Richtung zu lenken.
    Die erste Rakete explodierte in einem mächtigen Feuerball, etwa fünfhundert Meter zur Linken.
Die glühendheiße Schockwelle riß den Haluter von den Beinen und trieb ihn wie einen Klotz aus
Eisen vor sich her den Hang hinunter. Irgendwie kam Icho Tolot wieder auf die Füße. Er rannte
weiter, aber er spürte die Verwüstung, die der zweite Strahlenschock in ihm angerichtet
hatte.
    Er hatte Fancan Teik aus dem Blickfeld verloren. Der bleiche Himmel war voll von glitzernden,
unheimlich schnell dahinschießenden Punkten. Die Gurrads hatten zum Großangriff angesetzt.
    Icho Tolot rannte. Das Plangehirn versuchte, die Kursbahnen zweier verschiedener Raketen zur
gleichen Zeit zu errechnen, und geriet in Zeitschwierigkeiten. Der Haluter passierte in einer
sicheren Distanz von achthundert Metern vom Aufschlagpunkt der ersten, aber Sekundenbruchteile
später explodierte die zweite nicht weiter als dreihundert Meter vor ihm.
    Das Ordinärgehirn dachte nicht mehr – es reagierte instinktiv. Ohne auf die Instruktionen
des überlasteten Plangehirns zu warten, riß es den Mammutkörper herum und lenkte ihn auf einen
Kurs, der schräg an der blitzschnell in die Höhe schießenden, strahlverseuchten Explosionswolke
des zweiten Projektils vorbeiführte.
    In Icho Tolots Bewußtsein begannen die Impulse der beiden Gehirne miteinander zu verschmelzen.
Er wußte nicht mehr, was er dachte. Zahlen und Gleichungen vermischten sich mit einem seltsamen
Gefühl, das zunächst still und fast unbemerkt im Hintergrund gelauert hatte und dann wuchtig und
mit Macht nach vorne gestoßen war, bis es die Gleichungen und Zahlen verdrängte und zu der Kraft
wurde, die Icho Tolots Bewußtsein souverän und unbestritten beherrschte.
    Das Gefühl der Angst.
    Tolot

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